baumöl,
das
;
-(e)s/–
.
1.
›Olivenöl‹; als relevante Importware Gegenstand rechtlicher Regelungen; Anwendung als Speiseöl, Konservierungsmittel, Brennstoff, Schmieröl (s. auch 2.); metonymisch: ›Olivenbaum‹.
Syntagmen:
das b. kaufen / verkaufen / zeren, b. in etw. giessen
;
b. wachsen
;
etw. um b. anlegen / gelten, etw.
(eine Speise)
mit b. essen / kochen / machen, etw
. (z. B.
die ur
)
mit b. schmieren
;
gestossenes / lauteres b., stinkendes b. wegen
›wegen nichts und wieder nichts‹,
pfund / tonne / zentner b.; fische in b
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Swen man under der diete | Konige und priester wiete, | Daz man in daz houbet wole | Mit gesegentem boum ole | Bestreich allenthalben.
Brinkmann, Bad. Weist.  (
rhfrk.
,
1606
):
Ein pfund lichter würd ihme mößner neben dem baumöli zalt, daß er […] die achtuhrglocken leütet und die schlaguhr damit stellet und schmirt.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Boum ol daz heilet gerne | Und ist gesunt zu der brust | Brengende gerume lust | An aze und an tranken.
Ermisch u. a., Haush. Vorw. 
33, 18
 (
osächs.
,
1570
/
7
):
Setze eine tonne bier aufgericht uff den bodem und bohre in den obern bodem ein loch, geuß durch einen trüchter baumohle hienein eine kannen voll, damit ist das bier bedeckt, bleibet gutt.
Luther. Hl. Schrifft. 
3. Mose 24, 2
(
Wittenb.
1545
):
Gebeut den kindern Jsrael / das sie zu dir bringen gestossen lauter Bawmöle zu Liechten / das oben in die Lampen teglich gethan werde.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
Es komen ouch von Bern gebachen fisch in bomöl und soltend lang weren.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
Das essen gern die nerrrischen gecken | Mit baumoͤl vnd mit ancken schon.
Enders, Eberlin  (
Basel
1521
):
An vil orten [im teütschen land] můß man by grosser arbeit benuͤgig sein an kalten erbiß […]. An keim ort wachßt boum oͤl.
Müller, Welthandelsbr.
145, 38
(
schwäb.
,
1506
):
man pringt auch vill bomöl gen Potzen ab dem Gartse zu verkoufn, haist man gartöl.
Nyberg, Birgittenkl.
2, 249, 1
(
schwäb.
,
um 1522
):
Nachdem starb die erber fraw […], die schuff vns VI ewig guldin vmb einen ewigen jartag, nemlich daz man die fier solt anlegen vmb bamoͤl.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
brott, opß, krautt, mit paumöll gemacht, das asen sie [Walchen]; deßgeleichen gemiß asen sie auch, doch nun mit paumöll gekocht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.  (
oobd.
,
1349
/
50
):
des fruht haizt ze latein oliva und sein saf, der auz den fäuhten kümt, haizt oleum und haizt ze däutsch paumöl. […]. sein öl ist grüen, sänft und vaizt.
Dirr, Münchner Stadtr.  (
moobd.
,
um 1310
/
2
):
Man sol dez pamoͤles daz pfunt geben umb 5½ dn, dez magoͤles umb 4 dn.
Auer, Stadtr. München  (
moobd.
,
1343
):
Waz paumöls gest oder purger herpringent in gelten, daz sol niemant chauffen, dann der ez in seinem haus zeren wil.
UB ob der Enns 10, 
270, 31
(
moobd.
,
1384
):
ain guet […] dient jerlichen […] zwy phunt pawmöll für sechzehen phening.
Turmair 4,  (
moobd.
,
1522
/
33
):
Es was den Juden gepotten, das si ein heilige geweichte aus paumöl salben machten, damit die, so zu dem pistumb […] ervodert, von got gesalbt würden.
Eis, Gottfr. Pelzb.
174, 25
(
öoobd.
,
1. H. 16. Jh.
):
Nimb […] ein halm oder ain schmellen von ainem halm oder ain annders rings dingkh vnd bestreich das mit paumoͤll, […] vnd stos es enmitten jn den wein. Hat der wein wasser in jm, so hanngen wasser tropffen an dem ding.
Blümcke, Hans. Gesandtsch. ;
Struck, Joh. Pfannstiel
151, 35
;
Joachim, Marienb. Tresslerb. ;
Küther, UB Frauensee 
214, 4
;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
53, 20, 1
;
Lehmann, Rezeptb.
161
;
Qu. Brassó
5, 541, 7
;
Hampe, Ged. v. Hausrat
4, 11, 19
;
Dirr, a. a. O. ;
UB ob der Enns 10, 
226, 29
;
Alberus
Gg jv
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 441
;
Bad. Wb.
1, 130
.
2.
Salbengrundstoff; in der Human- und Tiermedizin als Gleitmittel oder Arzneimittelgrundstoff z. B. für Wundaufstriche; in der Baumkunde als Grundstoff für Mittel gegen Baumkrankheiten und Ungeziefer; Spezialisierung zu 1.
Gehäuft in Fachtexten der Medizin, Pharmazie, Botanik.
Syntagmen:
b. heis machen / sieden, b. in etw. streichen / träufen
;
etw. in b. legen / netzen / schütten / tunken, etw. (kalk) mit b. ableschen, etw. mit b. mengen / mischen, etw
. (z. B. einen Baum, einen Körperteil)
mit b. bereiben / bestreichen / salben / schmieren
;
gemeines / reines / rohes / unzeitiges b
.
Wortbildungen:
baumölwasser
.

Belegblock:

Follan, Ortolf. Arzneib.
83, 11
 (
rib.
,
1398
):
ef her in deme lybe hart sy, […] mach eme klister: nym […] lintsamen, fenum grecum vnde kleyn […] vnde do eyn wenich honighes vnde bom oleyes da to, vnde gut ez em eyn punt myt eyner clistern vnden in den lyb.
J. W. von Cube. Hortus 
112, 16
(
Mainz
1485
):
Diß wuͤrtzel geleyt in baum oͤle dry dage oder vier vnd mit dem oͤle die lenden geschmieret wormet die vnd benympt den stey[n] daroß.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
186, 4
(
Frankf.
1535
):
Saltz gemischt mitt baum oͤll / benimpt iucken der haut die damit geschmirt.
Ermisch u. a., Haush. Vorw. 
24, 24
 (
osächs.
,
1570
/
7
):
Die wanzen zu vortreiben: schmire das ort, da du vormeinest, das wanzen seind, mit baumohl.
Ebd.
125, 3
(
E. 16.
/
A. 17. Jh.
):
4 lot wachs, 4 lot bech, 4 lot Reinperger schmer, ein pfund baumöhl, und laß under einander sieden, […]. Den baum geschnitten, wo er brandigt ist, […] alsdann mit der salben bestrichen.
Ebd.
263, 22
(
1570
/
7
):
Baumöl und rindsgall unter einander gemischt, ein tuchlein darein genetzt und uber eine rinden umb einen baum geschlagen, lest kein omß auf den baum oder herab kriechen.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
214v, 7
 (Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Dem die milwan das har essend, der […] nem nuss oͤl vnd boͮm oͤl gelich vnd salbe / das har.
Menge, Laufenb. Reg. 
4662
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
wie man es [kindly] darnach gewäne | So yme stossent uff die zene | […] | Das man denne alle tag täglich | Ir biller sol beryben | […] | Mit ancken schmaltz von hennen | Mit bomöle das ich bekennen.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
Darnach so werde ein roß oͤly von vnzitigem bom oͤly gemacht vnnd darin gethon heysser dan manß wol erlyden mag in die wunden.
Eis, Albrants Roßarzneib. 
112, 15
(
oobd.
/
wböhm.
,
2. H. 13. Jh.
):
Swelich ros rœtzich ist, so well ein halp pfunt pavm œl in einer phann und einen vierdunch chochsilber und laz ez erwallen und geuz ez dem ros in dy naslocher.
Ders., Gottfr. Pelzb.
180, 18
(
öoobd.
,
E. 15. Jh.
):
nym aschen vnd pestreich dy paum dar mit, misch den aschen mit pamoll: so sterben dy wurm.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.  (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn man im lâzen wil, der dann den arm mit gemainem paumöl salbet, dem gêt diu âder dester leihticleicher.
Eis u. a., Asanger Aderl.
2, 58
(
sböhm.
,
1531
):
nym vngeleschtn kalich, den lesch mit pawm öl ab vnd waschn dar nach auß cum wasseren. Darnach leg jn auff die stat, so geprent ist.
J. W. von Cube. a. a. O.
83, 32
;
Belkin u. a., a. a. O.
186, 9
;
Stedtfeld, Roger-Glosse
51
;
Ermisch u. a., a. a. O.
127, 3
;
193, 19
;
Eis, Albrants Roßarzneib.
114, 9
;
ders., Gottfr. Pelzb.
125, 31
;
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
233r, 9
;
Keil, Peter v. Ulm
64
;
169
;
Ott-Voigtländer, a. a. O.
210v, 24
;
27
;
Rohland, Schäden
376
;
Menge, a. a. O. 
4471
;
Broszinski, Minner. Chir. Parva
75v, 7
;
Sudhoff, Paracelsus ;
Weitz, Albich v. Prag
133, 2
;
160, 7
;
Deinhardt, Ross Artzney 
5
;
293/4
;
Rauwolf. Raiß ;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 50
.