baufällig,
Adj.
1.
›verwahrlost, im schlechten Zustand befindlich; verwüstet, verödet (jeweils von Grundbesitztümern)‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße als Hypallage: baufällig werden
›auf verfallenen Gütern wohnen‹ (); Belegblock:
want dine wustenunge und dine wiltnisse und din buyvelligis lant nu wirt denne dir zu enge vor wonern.
Ebd. Ez.
36, 10
: dy stete sullin bewonit werdin und das buvellige sal vornuyt werdin.
daz die guͤt buͤfelligk wuͤrden oder buͤfelligk weren.
swenn dieselben vrbar furbaz pavfellich vnd oͤd werden von vnfrid oder prunst.
2.
›baufällig, einsturzgefährdet (von Gebäuden aller Art, Festungen, Brücken, Brunnen)‹; bildlich auch zur Kennzeichnung des menschlichen Körpers gebraucht; Wortbildungen:
baufälligkeit
Belegblock:
gleich sey einem Narren / der ein bawfaͤlliges Hauß auffm Sand setzet.
daz wir die kirchoffsmollen […] gekaufft haben, die alsdan buwefeldig ist.
Dauon [Gelt] sollten sie [Priester] bessern / was bawfellig ist am Hause des HERRN / wo sie finden das bawfellig ist.
Seine hochbegabte Seele ist aus dem baufaͤlligen Leibes⸗Hause […] abgeschieden.
Die Christliche Kirche heyst er […] ein wuͤste Stadt / ein bawfelliges hauß.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (Straßb. 1466; Var. K:
Nürnb. 1483, Oa: Augsb. 1518):
vnd die pfaffen pauwen die vnbewarten [Var.
pawfelligen]
dechern des tempels. Wie es mit den buwfelligẽ hüsern gehalten sol werden.
wie das kloster paufellig wer, und wie die kirch hett wellen umbfallen.
daß sie
unser bruͥgg zů Louppen, so buwfellig, widerumb uffrichten. daz all brunnen presthaft vnd bwfellig sind.
Wenn ein Wand bawfaͤllig wirdt / vnd fallen will / so seichen die Hund daran.
3.
›schwach, gebrechlich, hinfällig (von Personen unter physischem Aspekt)‹; ütr.: ›schwach im Glauben; unbegründet, unsicher, nicht haltbar (von Wissensbeständen)‹; Ütr. zu 2.Belegblock:
ich wil geben dis volk in eyne buvellikeit, und dy vetir und dy sone […] werden vallen.
Welcher spruch odder gedancken auch wol kan einen bawfelligen Christen stossen.
Die Juden […] meinen, Christus solle noch kommen, und verfuren viel einfelttiger und baufelliger Christen.
das vnsere Religion […] recht ist / vnnd nicht ein blosser vnd vngegruͤndter oder bawfelliger wahn.
wann sie des nechsten schwachheit und baufelikeit warnemen, aber den tod in inen nit spüren.
Veracht sein nechsten nit darneben, | Welcher lebt arm und hartselig, | In müh und arbeit gar bawfellig.
seitmals er vil jar uf ime het und sich ganz bawfellig befünde.