baufällig,
Adj.
1.
›verwahrlost, im schlechten Zustand befindlich; verwüstet, verödet (jeweils von Grundbesitztümern)‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße als Hypallage: baufällig werden
›auf verfallenen Gütern wohnen‹ (Rwb 1, 1290
); Belegblock:
Ziesemer, Proph. Cranc Jes.
49, 19
(preuß.
, M. 14. Jh.
): want dine wustenunge und dine wiltnisse und din buyvelligis lant nu wirt denne dir zu enge vor wonern.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
40, 41
(nobd.
, 1413
): daz die guͤt buͤfelligk wuͤrden oder buͤfelligk weren.
Weissthanner, Urk. Schäftlarn
167, 32
(moobd.
, 1344
): swenn dieselben vrbar furbaz pavfellich vnd oͤd werden von vnfrid oder prunst.
2.
›baufällig, einsturzgefährdet (von Gebäuden aller Art, Festungen, Brücken, Brunnen)‹; bildlich auch zur Kennzeichnung des menschlichen Körpers gebraucht; Wortbildungen:
baufälligkeit
Belegblock:
Rosenthal. Bedencken
5, 9
(Köln
1653
): gleich sey einem Narren / der ein bawfaͤlliges Hauß auffm Sand setzet.
Küther, UB Frauensee
205, 29
(thür.
, 1422
/39
): daz wir die kirchoffsmollen […] gekaufft haben, die alsdan buwefeldig ist.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Kön. 12, 5
(Wittenb.
1545
): Dauon [Gelt] sollten sie [Priester] bessern / was bawfellig ist am Hause des HERRN / wo sie finden das bawfellig ist.
Göz. Leichabd.
307, 4
(Jena
1664
): Seine hochbegabte Seele ist aus dem baufaͤlligen Leibes⸗Hause […] abgeschieden.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
201, 3
(Nürnb.
1548
): Die Christliche Kirche heyst er […] ein wuͤste Stadt / ein bawfelliges hauß.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
5, 398, 7
Var. (Straßb. 1466; Var. K: Nürnb. 1483, Oa: Augsb. 1518):
vnd die pfaffen pauwen die vnbewarten [Var.
pawfelligen]
dechern des tempels. Köbler, Stattr. Fryburg
202, 29
(Basel
1520
): Wie es mit den buwfelligẽ hüsern gehalten sol werden.
Chron. Augsb.
5, 26, 18
(schwäb.
, 1523
/7
): wie das kloster paufellig wer, und wie die kirch hett wellen umbfallen.
Rennefahrt, Recht Laupen
66, 20
(halem.
, 1526
): daß sie
unser bruͥgg zů Louppen, so buwfellig, widerumb uffrichten. Henisch
985
(Augsb.
1616
): Wenn ein Wand bawfaͤllig wirdt / vnd fallen will / so seichen die Hund daran.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
183, 37
; Aubin, Weist. Hülchrath
77, 32
; Hertel, UB Magdeb.
3, 502, 39
; Göz. Leichabd.
243, 11
; Dasypodius
293
; Serranus
25v
; Maaler
285r
; Schwartzenbach
C vr
; Rwb
1, 1290
; Schwäb. Wb.
1, 705
.3.
›schwach, gebrechlich, hinfällig (von Personen unter physischem Aspekt)‹; ütr.: ›schwach im Glauben; unbegründet, unsicher, nicht haltbar (von Wissensbeständen)‹; Ütr. zu 2.Belegblock:
Ziesemer, Proph. Cranc Jer.
6, 21
(preuß.
, M. 14. Jh.
): ich wil geben dis volk in eyne buvellikeit, und dy vetir und dy sone […] werden vallen.
Luther WA
30, 2, 192, 5
(1529
): Welcher spruch odder gedancken auch wol kan einen bawfelligen Christen stossen.
Ebd.
47, 168, 6
(1535
/40
): Die Juden […] meinen, Christus solle noch kommen, und verfuren viel einfelttiger und baufelliger Christen.
Mathesius, Passionale
38r, 27
(Leipzig
1587
): das vnsere Religion […] recht ist / vnnd nicht ein blosser vnd vngegruͤndter oder bawfelliger wahn.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
243
(Nürnb.
1517
): wann sie des nechsten schwachheit und baufelikeit warnemen, aber den tod in inen nit spüren.
Sachs
17, 474, 21
(Nürnb.
1562
): Veracht sein nechsten nit darneben, | Welcher lebt arm und hartselig, | In müh und arbeit gar bawfellig.
Barack, Zim. Chron.
3, 594, 1
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): seitmals er vil jar uf ime het und sich ganz bawfellig befünde.