barchent,
barchen,
der
(sehr vereinzelt
die
und
das
);
-s/-e
, auch
;
erstere Form eher obd., letztere eher nobd.; starke Schreibvarianz: initial neben
b-
in fast der Hälfte aller Belege
p-
(
parchent
); statt finalem
-n
auch
-m
(
barchem, parchem
);
zu
mhd.
barchant
(), dies aus
mlat.
barrachanus
, das seinerseits aus
span.
barragán
übernommen wurde, dem letztlich
arab.
barrakān
zugrunde liegt (
Kluge/S.
1989, 60
).
1.
›Barchent, grober Wollstoff‹; er bestand aus einem dichten „Baumwollgewebe in drei- bis vierfacher Köperbindung oder fünf- bis siebenfacher Atlasbindung. Wird die Rückseite des Stoffes stark gerauht, so bekommt sie ein flaumiges, pelzartiges Aussehen, wodurch der Barchent wärmehaltender wird“ (
Schmid, Pilgerreisen
405
); umfängliche weitere sachliche und sprachliche Information im
Schwäb. Wb.
(s. u.),
Lex. d. Mal.
1, 1454/5
sowie bei
Matzel
u. a., Spmal. dt. Wortschatz. (s. u.).
Phraseme:
den barchent zucken
›aufsässig gegen die stabile Ordnung angehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  13, .
Syntagmen:
b. weben / wirken / zetteln / binden / bleichen / nähen / schlagen / schwärzen / (ver)schneiden / (be)siegeln / ausmessen / feil haben / verkaufen / kaufen
;
b. auf die schaue bringen
;
fardel b., ellen barchent(s), stük barchents
;
b. zu einem wams
;
wagen mit b., rok / wams von b.
;
weisser / blauer / grauer / schwarzer / geschnürter / gefärbter / fremder / roher / gemeiner / kuttenierter b.
Wortbildungen
barchentballe
(dazu bdv.: ),
barchentdieb
,
barchentfas
›faßartiger Behälter für den Versand von Barchent‹,
barchentgarn
,
barchentgewerbe
,
barchenthandel
,
barchentkam
›Kamm für Barchent‹,
barchentmacher
(dazu bdv.: vgl. ),
barchentpolster
,
barchentrok
,
barchentschau
›amtliche Prüfung des Barchents‹,
barchentschauer
,
barchentschneiden
›Barchentverkauf‹,
barchentsiegler
,
barchentwirken
›Barchentweberei‹.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1500
):
bidden wir, u. g. sulchs, und dat ouch linwirken und parger zo slain gein ampt belangt, betrachten willen und also gnaitlich vergunnen.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1421
):
von der lynenwobere, deckelechere und barchenmechere wegen ist der rad ubirkomen.
Ebd. (
1430
):
Auch sal ein igliche barchan gezedelt werden von flessem garne und keyme andern und halden an den fedemen zehend halb 100 oder uff das meynste nunehundert fedem.
Ebd. (
1439
):
wer eynen barchen off die schauwe brenget, da die meistere erkennen, das der genetzt oder befuchtiget und billich straffber ist, den barchen sal man nemen und den burgermeistern antworten.
Ebd. (
1466
):
wer barchen weben wil, der sal desselben zeichen darinne weben, des der barchen ist.
Ebd. (
1512
):
so sollen sie [barchenwober] die barchen machen, das ir iglicher des isenmasses breith sein sol, als inen vom rat gegeben ist, oder breider und nit schmeler und an der lengde sechs und funfftzigk Franckenfurter elen und uff das meist acht und funfftzig oder do zwuschen halten sol.
Ebd. (
1512
):
es sollen hinfure die barchenwoberer, so des handtwercks sein, alleyn uß inen redelich und verstendig barchensiegeler kiesen.
Lichtenstein, Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
ist ein grosse thewrung im zwirn gewesen, das endtlich die leüt die leinwat, barchat und gewand also haben müssen an den halß hengken, das man vorne nein und dahinden hynauß hat sehen mögen.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
nomen den nornbergern czwene wayne mit kouffmanschatz, parchen, safferan, pfeffer unnd welschen win.
Ermisch, UB Chemnitz (
osächs.
,
1390
):
Waz ouch parchane uf die bleiche komen, dy sal man glichen unde achten nach den stucken golczsch adir lynwad.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
53, 5, 1
(
schles.
,
1327
):
Welch gast brengit parchan, lesh, Czethir vnde alle sin glich, das do heisit Crom gewant.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1540
):
Ein barchetbelli wigt ongevarlich by dryen zentneren.
Bächtold, N. Manuel.
378, 7
(
Bern
1557
):
der [ris Signot] wirt mich lassen bliben | bi minen grossen bulfersecken, | [...] | und bi mim parchet gwerb.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1446
):
sol man barchant würken. das er hab an der zal zwölfhundert fädein minder dreißig fädein und die rechten leng und mag ein ieder wol uf drein stulen barchant würken ongeverde.
Ebd. (
um 1488
):
Gwand und barchatschawer. Item sie sollen swern, das gewand oder barchent [...] getrüwlich zu beschawen und iedes in siner gestalt nach sinem werd bezaichen.
Müller, Welthandelsbr.
234, 22
(
schwäb.
,
1508
):
Kein geferbter berchat daugt nit fur Engenlant.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1550
):
Von ainem großen barchatfaß von hundert und fünfftzig barchattuchen einzubinden ... IIII creutzer.
Ebd. (
1550
):
der soll [...] des barchantwürckens gar muͤssig steen.
Ebd. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
daß der parchat am zeug [...], mangel leiden werd.
Ebd. (
1544
/
5
):
die ursach solch verpots was, daß der parchathandel dardurch geschwechet wart.
Straus, Juden Regensb.
762, 26
(
oobd.
,
um 1507
):
angesehen das sy
[Juden]
auf ganze tuech leihen und die umb halbs in ir gwalt bringen, ausschneiden, verkaufen wullens, leynes, woll, garn, parchant, samat, seyden, klainat, pirret, ring, edlgstein und alles, des sich der gemain Crist solt enthalten.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
aigennutz und geitz, so alles ding an sich einzeucht wie der magnet das eisen, iederman für aigen anspricht, iederman für sein feind acht, iedermann [...] abpricht, riß sich umb und zuckt den parchant, das regiment, wolten zuvörderest am pret sein.
Joachim, Marienb. Tresslerb. ; ; ; ;
Schmidt, a. a. O. ; ; ; ;
Thiele, a. a. O. ;
Hertel, Hall. Schöffenb. ;
Helbig, Qu. Wirtsch.
1, 65, 33
;
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
154, 20
;
Loose, Tuchers Haushaltb. ; ;
Roder, Stadtr. Villingen ;
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
704, 8
;
Mollwo, Rotes Buch Ulm ;
Müller, Nördl. Stadtr. ; ;
Memminger Chron. a. a. O. ;
Bastian, Runtingerb.
2, 123, 32
;
274, 9
;
Straus, a. a. O.
841, 99
;
845, 30
;
979, 5
;
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 827, 13
; ;
Zingerle, Inventare ;
Rechn. Kronstadt
3, 428, 12
;
Schmitt, Ordo rerum
210, 13
;
Pausch, Ital.-Dt. Sprachb.
7v
;
86v
;
Diefenbach, Mlat.-hd.-böhm. Wb. ;
Hulsius
B ijr
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 405
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
2, 319
;
Schmeller/F.
1, 268/9
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 28/9
;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1943, 179/80
.
2.
›Kleidungsstück aus Barchent, abgemessenes Stück Barchenttuchs‹; es wurde oft als Schützenpreis ausgesetzt, daher die Phraseme.
Phraseme:
um den barchent laufen
›um einen Siegespreis laufen‹ sowie ütr.: ›sich js. Konkurrenz stellen‹;
den barchent erlaufen
›eine Auseinandersetzung gewinnen‹;
um ein barchent ringen
›miteinander konkurrieren‹;
um den barchent jagen
›gegen jn. kämpfen‹.

Belegblock:

Spanier, Murner. Schelmenz.
1, 25
(
Frankf.
1512
):
Wie die von basel vnd von bingen | Umb eyn barchet wellen ringen.
Bobertag, Schwänke (
Frankf.
1563
):
Die auß dem läger hatten zů wenig gelt mit sich genommen und mochten diesen marckt nicht halten, lieffen derhalben weidelich umb den barchent.
Hertel, Hall. Schöffenb. (zu
1434
):
Hans Greffe [...] hat geclait czu Hanse Reckeledir vmme eynen parcham.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
135, 7
(
nobd.
,
1382
):
im ward genomen [...] sein gurtelgewant und ein swert und er hat geteidingt umb zwen parcham.
Chron. Nürnb. Anm. 6 (
nobd.
,
1430
/
5
):
das das groß schiessen [...] mit allen sachen gekost hat umb kleined, der waren: das pest ein pferd kostet 14 guld., [...] ein parchant 2 guld.
Sudhoff, Paracelsus (
1530
):
Aber wie dem sei, so wird sie der eid gegen mir nicht approbiren; sie müssen mit mir umb den barchat laufen.
ir
[Ärzte]
habts so welsch und niderlendisch gemacht, das kein bidermann euch verstehen kan [...]; mit demselbigen haben ir den parchent erloffen.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Wiewol wirs [feindt] vor offt theten schlagn | Und im veldt umb den barchant jagn.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
3815
(
schwäb.
,
1453
):
Galleyen vier, als man denn sol, | Mit barcken wol ummhangen schon.