barbierer,
balbierer,
barbier,
der
;
-s/-Ø
;
die Formen auf
-rer
sind für die gesamte Zeit die Regelbildung, Verhältnis
r
zu (dissimiliert) ungefähr 60 zu 40;
barbier
bis ins 17. Jh. nur im Rib. vereinzelt belegt, danach selten auch im sonstigen Raum;
Herkunft aus
afrz.
barbier
(dies aus lat.
barba
), in dieser Form im Rib. über
mnl.
Vermittlung belegt; die Bildung auf
-rer
ist entweder eine Weiterbildung mittels
mhd.
-ære, -er
oder eine Ableitung aus
barbieren
; gegen diese Möglichkeit spricht aber die deutlich geringere Belegung (wohl auch: Gebrauchshäufigkeit) von
barbieren
, laut
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1943, 178
auch die spätere Belegung des Verbs (was meine Materialien zumindest nicht deutlich bestätigen);
Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1993, 98
.
›Barbier, Bartscherer, Herrenfriseur‹; der Barbier war gleichzeitig oft Wundarzt, versah chirurgische Dienste im Heer, half bei Geburten.
Seit dem 15. Jh.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, ,  2,  1.
Syntagmen:
b.
(Pl.)
bestellen
;
b.
(Subj.)
arzeten / heilen / verbinden / verwarlosen (jn.), b. das har bülfen / kräusen, b. salbe machen, b. schaden verbinden, b. sich des arzneiens unterfangen
;
sich eines b. bedienen
;
den b. eine ordnung geben, dem b. das land verbieten
;
den verwundeten zum b. bringen
;
artikel / beschwerde / bitte / eid / zunftordnung der b
;
geschworener / kluger / kunstreicher / un-, wolerfarener b.
Wortbildungen:
balbiermeister.

Belegblock:

Herborn u. a., Rechn. Jülich
61, 13
(
rib.
/
snfrk.
,
1398
/
9
):
by dem selve(n) Wolffart hadde meist(er) Gerart mijns h(er)n barbyer gelege(n) ind hadde yn gearssedit.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1424
/
5
):
clage van der barbiere weigen an unse herren v. r. komen was oever die baetstoever as van des scheirens weigen, dat sich die lude in den baetstoeven doint scheiren.
Schoop, Qu. Düren
2, 42
(
rib.
,
1545
):
den snydern seint zugedan die buntworter oder kursener, die hoetmecher, barbierer, wapensticker.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 106, 46
(
hess.
,
1536
/
7
):
muss ain oberkeit das rauch herfur keren und ton wie die balbierer. Wenn die sehen, das ain glied am naturlichen leib schadhaft wirt und durch kein erznei mag geholfen werden [...], so schneidt er das bose gelid vom leib, uf das nit der ganz leib dodurch beschedigt werde.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1594
):
Eines erbarn raths der statt Franckfurt am Main den barbirern und bierbrewern gegebne gemeine articul und ordnung.
Luther, WA (
1541
):
Man sol dem Balbirer das land verbieten, der den schaden wil verhalten.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
62, 11
(
osächs.
,
1542
/
70
):
Kein barbirer oder bader soll einigen verwundeten, [...], verpinden.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Tonsor Scherer oder Balbierer.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Dis ist der maister balbierer und baderhandwerker beschwerd und bit.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Auch hat ein rath leibärtzt erwelt | Und etlich balbirer bestelt, | Den krancken zu lassen darbey | Und hilff thun mit ihr ärtzeney.
Ebd. (
1562
):
Den balwirer nennt ein leußjeger, | Den bader aber schmecht er weger.
Sudhoff, Paracelsus (
1537
/
41
):
also understehent sich die bader, balbirer, scherer und ander irs gleichen, also wird die arznei ein mördersgruben, ein spelunca latronum.
Maaler (
Zürich
1561
):
Balbierer (der) Schaͤrer. Tonsor.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1503
):
nach der gepurt hohen vleiß zu haben zu der mutter, sonderlich dem kind mit vleiß zu lösen, durch sich selbs oder ainen barbierer.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1560
):
ist der maurer also verwundt aus dem haus komen und zu dem balbierermaister Jörgen Schaller getragen worden.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 332, 11
(
schwäb.
,
1603
):
eß sollen auch hinfüro alle ambtleüt, gastgeb, würt, balbierer und alle underthonen bey irem ayd alle unfuor, unzucht, [...] der oberkait schuldig sein anzuczaigen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Barbierer / wirt also besser als balbierer genẽt / kom̃t her von bart vñ bierer / bedeutẽd scherer / q. bartscherer / barbier [...]. Ein Barbierer / der mit einem pfriemen oder nadel von helffenbein das haar buͤffet / kraͤuset [...]. Genetzet vnd wol gewetzt / ist halb geschoren / sprechen die Barbierer.
Memminger Chron. Beschr. (
Ulm
1660
):
Grawtucher oder Lodner⸗Zunfft / bey welchen sich finden die Balbierer / Bader / Hutmacher / Faͤrber / Zeugwuͤrcker.
Starzer, Qu. Wien (
moobd.
,
1639
):
die unexaminirte und unapprobierte apoteckher, barbierer und bader, so sich albereith bey denen apotheckhen, barbier- und badstuben befinden.
Qu. Brassó
5, 440, 25
(
siebenb.
,
n. 1646
):
sein etliche hundert verwundte Wallachen und Polen in die Stadt bracht zu den Balbiereren.
Girgensohn, Berl. Kämmereirechn.
44, 29
;
v. Keller, Amadis ;
Schmidt, a. a. O. ;
Berthold u. a., a. a. O.
9, 17
;
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
109, 8
;
Keil, Peter v. Ulm
74
;
Mayer, Folz. Meisterl. ; ;
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
410, 47
;
447, 17
;
Baumann, a. a. O. ;
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 249, 6
;
549, 19
;
2, 185, 13
;
349, 2
;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
Müller, Welthandelsbr.
300, 16
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Barack, Zim. Chron. ;
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Eschenloher. Medicus ; ;
Rauwolf. Raiß ;
Leidinger, V. Arnpeck ;
Straus, Juden Regensb.
988, 262
;
Starzer, a. a. O. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
72, 13
;
Schmitt, Ordo rerum
256, 2
;
Voc. Teut.-Lat.
y iiijr
;
Alberus
Ii iiijr
;
Vu iijv
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 403
;
Öst. Wb.
2, 100
;
Rußland, Fremdw. b. Sachs.
1933, 40
.