1
backe,
der
;
auch
-s/-n
, oft Belegung im Pl.
1.
›Wange, Backe, seitlicher Gesichtsteil (meist) des Menschen, (vereinzelt auch) von Tieren‹.
Phraseme:
sich in seine eigenen backen hauen, sich (selbst) in die backen hauen
›sich selbst betrügen, sich selbst ins Gesicht schlagen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .
Syntagmen:
(jm.) die backen salben / scheren / durchlöchern / zerkratzen, die backen zerblasen / aufblasen, den b. zum streich heben, den b. mit etw. belegen
, (z. B. mit einer Arznei),
jm. den b. bieten
(z. B. zum Kuß, zum Schlag),
jm. den b. vom leib hauen, die backen vol haben
(als Zeichen von Gefräßigkeit);
jn. durch die backen brennen
(oft belegt; eine Strafe) /
stechen, gegen den b. weit sein
(›einen breiten Gesichtsschädel haben‹, von Pferden),
jn. an / auf den b. küssen / schlagen, jm. einen streich auf den b. geben, jm. wasser an den b. giessen, das armbrust an den b. schlagen, jn. an dem b. märken, um die backen glat sein
(als Zeichen gepflegter Gestalt),
tränen über die backen herabrinnen; seite des b.
;
schramme auf dem b., amal am b.
;
b. am fisch
(›Kieme‹);
lieblicher / roter / schöner b.
(mit diesen Attr. oft diminuiert),
aufgeblasener / pausender / dicker / feister / glatter / langer / dünner b.
Wortbildungen:
backenknal
,
backenschnit
,
bakgrüblein.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Sust sal er al der backen | Gezoumen und betwingen
[›mundtot machen‹] |
Di zu im nicht enswingen.
Des sal man ken im wachen | Und regen hi di bachen
[›beten‹] |
Mit erbeit an underlaz.
Chron. Köln (
rib.
,
15. Jh.
):
lies men in dat lif, ind men brante si zo beiden backen ind ouch in dem nacken.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Dat freugijn juncke erschracke | Sij goess ym wasser an sijn back, | Bis dat er widder erquackte.
Rosenthal. Bedencken
43, 20
(
Köln
1653
):
wie Crocius durch anziehung der Spruͤch S. Augustini / [...] sich selbst in die Backen hawe.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
1360
):
unde hatte ein groß heubt mit eime struben widem brunen krulle, ein breit antlitze mit pußenden backen.
Rueff, Rhein. Ostersp.
2029
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
darzu bistu dick geschant | und fast dorch die backen gebrant.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
er hett ein krommen kragen, | dardurch durch baide backen | brennte löcher tragen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
71, 1
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
di judin, [...] di werdin ouch also gemerkit an eyme iclichin backin mit eyme langin striche.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
6, 1
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Ein fuchs slug einen slafenden lewen an seinen backen.
Anderson u. a., Flugschrr.
27, 5, 26
([
Erfurt
1522
]):
wie wollt er dan den anderen backen zu dem streych heben.
Ebd.
30, 6, 19
([
Straßb.
1522
]):
ir sehent woll wie der münch also gladt ist vmb die backen das in ewer fraw nit lieber gewen dan euch.
Luther, WA (
1531
):
Heisst sich das nicht fein jnn die backen gehawen und sich jnn der weisheit beschissen?
Luther. Hl. Schrifft.
Mt. 5, 39
(
Wittenb.
1545
):
so dir jemand einen streich gibt auff deinen rechten Backen / dem biete den andern auch dar.
Gille u. a., M. Beheim
53a, 55
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die andern sprachn: | ’mit vaisten pachn | wer gut getense!’
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
fiel dem jungling umb sein hals und kuͤst in an seinen packen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
60, 17
(
Basel
1494
):
Glich als der keyser Otto dett | Der jn dem stritt eyn spyegel hett | Vnd schar all tag syn backen zwilch | Vnd wůsch sie dann mit esels milch.
Ebd.
110a, 35
:
Dem ouch so nott zů essen sy | Das er bloßt jn das můß vnd bry | Vnd důt syn backen zerblosen | Als wolt er eym eyn schuͤr an stossen.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
würt einer gestochen durch die backen mit einẽ dryeckechtẽ od’ rundẽ degẽ. das ist ein wũd dar zü ein laster Er mag verdacht werdẽ durch die backen gebrent sy.
Spanier, Murner. Schelmenz.
46
(
Straßb.
1512
/
3
):
Die backen kielen. Die genß hondt gar ein schoͤne art: | ob schon ein nit dürstet hart, | So bald ein andre truncken hat, | trinckt sy glych an der selben stat; | Glych also kielent wir die backen.
Warnock, Pred. Paulis
27, 270
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Für die lieblichen roten bägkli sint im sine hailge wengli erblaichet.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
Ir brüst warend als ein schuoch [...], ir bagken lang und dun, ir kin und ir kell und ir rugg was hurnin.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1676
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Do im die minneklich, die klůg | Ains mals an sinen baggen schlůg.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
das er im das or, den baggen und ling sytten vom lib hŭw.
Maaler (
Zürich
1561
):
Bagk. (der) der gantz bagk oder teyl deß angesichts von augbrawen biß auff das kynne / wangen.
Jaeschke, Anna v. Diesb. Arzneib.
1978, 51, 14
(
halem.
,
1658
):
salb dieselbe sÿten des backes, da dir der zan we thůt.
Henisch [167] (
Augsb.
1616
):
Backgruͤblin / so sich erzeigt wann man lacht. [...] Backenknall / backenschrantz / der knall von dem verhalten athem / auß den backen. [...]. Sihe nicht auffs goldfarbe haͤrlin / auff die rote baͤcklin / schwartze aͤugelein / [...] huͤte dich / sie narren dich. [...] Weißheit find man ehe vnter runtzeln / als vnter glatten backen. [...] Mancher kust einen auff den backen, vnd schlegt jhn mit der faust in den nacken.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
hat man zu Augspurg etwas bey 100 personen gefangen [...], hat etlich durch die backen prent und die statt verbotten, die zungen abgeschnitten.
Deinhardt, Ross Artzney
113
(
oobd.
,
1598
):
Ist ain roß gegen den packhen weidt, das ist gemainelich hart vnnd lest sich nit gern zaumen.
Wyss, a. a. O. ;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Luther. Hl. Schrifft,
5. Mose 18, 3
;
Baumann, a. a. O. ;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
34, 20
;
152, 25
;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
205r, 27
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
126, 17
Var.;
Lemmer, Brant. Narrensch.
14, 18
;
Goedeke, Fischart. Flöh haz
296
;
Anderson u. a., a. a. O.
30, 4, 16
;
Warnock, Pred. Paulis
4, 104
;
Baumann, a. a. O. ;
Barack, Zim. Chron. ;
Henisch [167];
Deinhardt, a. a. O.
362
;
Schmitt, Ordo rerum
336, 20
;
348, 21
;
Dietz, Wb. Luther  f.;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vorarlb. Wb.
1, 24
;
2.
›Hinterbacke des Menschen sowie (in 2 Belegen: ) von Tieren‹; Bedeutung ist schwach, überdies unsicher belegt, Verwechslung mit
bache
1 ist möglich.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , , .

Belegblock:

Welti, Urk. Rheinfelden
859, 39
(
halem.
,
1534
):
als er, der paur, sich nit gefangen geben wellen, hab ich min knecht angesprochen, er sol in durch die backen stechen.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Vaiszte kelber, Ochsen, Stier | Wir | Schier | Verschwenden mit vier pachen!
Bremer, Voc. opt.
1227/8
;
Schmitt, Ordo rerum
346, 13
.