backen,
V.,
meist unr. abl., sehr vereinzelt verstreute regelmäßige Flexionsformen. Erstere Schreibung obd. und öfters omd., letztere wmd. sowie in der Mehrzahl der omd. Belege, gegen Ende der Epoche vereinzelt im nördlichen Wobd.; vgl.
Dammers u. a., Flexion der st. und schw. Verben.
1988, 430
;
457
;
486
;
Besch, Sprachlandschaften.
1967, 115/6
. Flexionsformen:
bäch(e)t
(
3. Sing. Ind. Präs.),
buch
(
1. Sing. Ind. Prät.),
buchen
(
1. Pl. Ind. Prät.), vereinzelte oobd. Konjunktivformen (Prät.) mit
-ie-
(
biech-
) können als Entrundung von
-üe-
oder aus Beeinflussung durch Ablautklasse VII gedeutet werden,
gebachen
(Part. Perf.).
Zur etymologischen Begründung der Differenz von
-ch-
und
-ck-
(resultierend aus Intensivgemination) vgl.
.
1.
›backen, der häuslichen oder gewerblichen Tätigkeit des Backens nachgehen‹, oft im Orientierungsfeld mit anderen Basistätigkeiten häuslicher, gewerblicher und landwirtschaftlicher Art zur Sicherung des Lebensunterhaltes.
Phraseme:
sich auf etw. verlassen und nicht bachen
›sich faul und dreist auf etw. verlassen und auf jede Eigentätigkeit verzichten‹;
reden als der gebachen hat
›töricht, dümmlich reden‹;
geh lernen bachen
›mach Dich davon!‹;
bache dir selber
›sorge für dich selbst‹;
darneben bachen
›für sich sorgen‹.
Syntagmen
frauen b., öffentlich / recht / redlich / alle tage b., jm. zu b. erlauben, auf feilen kauf b., zu feilem kauf b., auf ein gewicht b., den gästen b.
; subst.:
das bachen
(›Backrecht‹)
verleihen, das b. versorgen
;
sich des b. vertragen
;
sich mit b. ernären, mit b. etw. verdienen, wegen des b. mit jm. handeln
;
kessel zum b.
Wortbildungen:
›Gebühr für die Backofenbenutzung‹ (möglicherweise Klammerform für
bakofengeld
),
›Holz für den Backofen‹,
,
,
,
Belegblock:
Schade, Sat. u. Pasqu.
(o. O.
1542
):
Können im noch wol hülf und rat zuschanzen. | Er verlaß sich nur darauf und backe nicht. | Vertrauet er uns, so wirts wol außgericht.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
95, 13
(
preuß.
,
1440
):
1 reybeysen, 2 backpfannen, 1 backelle, 1 morser mit 1 kewlen.
1 eysernn pffan zum backen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2932
(
rib.
,
1444
):
Woulde sich Caritas doe snellen | Ind sich as beckersse zo backen stellen.
Aubin, Weist. Köln/Brühl
(
rib.
,
um 1500
):
wisen die gesvoeren dit dorp Rondorp ein fry dorp, backen, brouwen, maielen, schatz unde allen dinst fry.
dat sy wenich off gheyn vuyr gehat hauen. noch zo kochen / noch zo backen. noch ouch sich zo wermen.
Exercere furnariam, mit bachen sich erneren.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
(
hess.
,
1355
):
das nymand in der stad sulde backin, he enhette dan unßir zunfft.
Ja verlas dich auff Gott und backe nicht.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
18, 21
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Das backen soll sie mit der grösten magd vorsorgen, das allewege ein gebeck altbacken brod im vorrath.
Pyritz, Minneburg
4406
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
‘Du redest als der gebakken hat’, | Sprach er zu mir.
Adrian, Saelden Hort
4078
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
so můs es kosten dich din leben. | gang lernen bachen, nágen, weben.
Spanier, Murner. Narrenb.
55, 18
(
Straßb.
1512
):
so gloub in beiden nit, | Bach dir selber ouch da mit.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
(
Straßb.
1522
):
die ein sprach: ‘Ich hab zů dem nechsten gebachen, und bach du jetz!’ Dise sprach: ‘Wiltu nit bachen, so laß es underwegen!’
Lemmer, Brant. Narrensch.
57, 16
(
Basel
1494
):
Narr loß von sollcher fantesy | [...] | Das gott on arbeit belonung gytt | Verloß dich druff / vnd bach du nytt | Vnd wart / wo dir von hymel kunt | Eyn brotten tub.
Fuchs, Murner. Geuchmat
4640
(
Basel
1519
):
Darumb lůg, wenn sy bscheid dir geben, | Das du dennocht bachst ouch dar neben!
es buech niendert kain beck offenlich in der stat wol in 3 wuchen.
Bastian, Runtingerb.
2, 408, 5
(
oobd.
,
1403
):
umb pachholcz 19 R.
muesten die leut von im ackern säen schneiden dreschen malen pachen pelzen, viech ziehen, imp setzen, paumgärten züglen.
das si korn wein traid eisen, ackern säen egen schneiden dreschen malen pachen pelzen, umbsetzen mäen schnaiten.
Gille u. a., M. Beheim
99, 627
;
Major, Haussradt
A ijv, 2
;
Leisi, Thurg. UB
7, 172, 20
;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 96, 25
;
411, 25
;
Roder, Hugs Vill. Chron.
;
Bastian, Runtingerb.
2, 16, 27
;
396, 12
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 19
;
2.
›etw. (Rohmaterialien) verbacken, zum Backen verwenden‹.
Phraseme:
leise gebachen sein
›empfindlich sein (von Personen)‹;
den schne im ofen bachen
›Unmögliches, Vergebliches tun‹;
noch einst bachen tät dir wol
(Äußerung gegenüber jm., der schlechte Manieren hat);
weize bleibt ungebachen
›aus etw. wird nichts‹.
Syntagmen:
nichts zu b. haben, getreide / korn / mel b.
, [eine Maßeinheit von etw., z. B.:]
ein galvei rocken b.
, mit Objektverschiebung:
das rechte gewicht b., kalk unter das mel b., etw. zu brot b.
Belegblock:
Struck, Klöster
220, 52
(
mosfrk.
,
1516
/
7
):
Diß jare van dem huse gebacken 112 ml.
Dubizmay, kurß zu Teutze
1, 12
(
hess.
,
1463
):
baum holtz zw puluer | Gemach vndt in ein Ey geRurt | Vnd gebacken in einer aschen.
Thiele, Chron. Stolle
(
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
man boch ouch zu erffort nicht meer danne II ½ pfunt uff eyn groschen brod.
Gille u. a., M. Beheim
453, 1535
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der wurden sy gar hoch erfrait | und buchen daz mel ungevait.
alles getreyde, [...] zw packen der herrschaft.
es sind dem bader worn | Zwo entn auff der öbern bänck erfrorn. | Wie seyt ir nur so leiß gebachen?
˹Ütr. vom sündigen Menschen gesagt bei:
Vetter, Pred. Taulers
(
els.
,
1359
):
so muͤstu als unmessig vegfúr liden, und solt gebachen und gebraten werden licht bis an den jungsten tag.
˺
Dierauer, Chron. Zürich
(
halem.
,
15. Jh.
):
bůch(en) all wuchen 40 mút kernen.
˹Ütr. von Christus als dem lebendigen Brot gesagt bei
Rieder, St. Georg. Pred.
(Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
Zů dem sehsten male wart er gebachen an dem crútze.
˺
die becken muesten auch bachen das recht gewicht.
Wilhalm Räm etlich korn wolt für arm leut verbachen lassen nnd die becken es nit bachen wolten.
Den schnee im ofen backen / mare exurere. frustra laborare.
Klein, Oswald
21, 15
(
oobd.
,
1431
/
2
):
gepawer, reut ain ander mel, | das du den herbst wilt bachen.
ein galuei rokken pachen ze einer spent armen leuten.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
(
moobd.
,
1478
/
81
):
do puechen in die Kriechen kalch under das mel und in ir prot.
Weber, Füetrer. Poyt.
122, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
der waitz ist im gemalen schon, | schad sein, ob er da pey pleibt vngepachen.
Leisi, Thurg. UB
7, 207, 26
;
8, 329, 31
;
554, 25
;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 301, 9
;
4.
›etw. dämpfen, dünsten, braten, rösten‹; im Unterschied zu
5 nicht auf Backwaren bezogen und mit affiziertem Obj.
Bedeutungsverwandte:
(V.)
1,
1
1,
.
Syntagmen:
fisch, eier / äpfel / würste, einen dotter / kürbis b.
;
gebachene birne.
Wortbildungen:
›Küchengabel zum Backen‹,
(dazu bdv.: vgl.
).
Belegblock:
Ziesemer, Gr. Ämterb.
203, 11
(
preuß.
,
1524
):
1 thonne gebacken pyrn.
Hajek, Gůte spise
5a
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
nim ein gesoten fleisch vnd spec gehacket vnd epfele vnd pfeffer vnd eyer dar in. vnd backe daz.
Rohland, Schäden
356
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
mach daz wachs heiß, als wölt man visch bachen.
Hampe, Ged. v. Hausrat
4, 5, 5
(
Straßb.
um 1514
):
Dar inn [Pfennlin] so woͤllen wir die Eyer bachen.
Kurz, Murner. Luth. Narr
(
Straßb.
1522
):
Sie gehoͤren zůsamen in den rauch. | Da woͤllen wir sie
[religiöse Gegner]
roͤsten vnd bachen.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
101, 1
(
Augsb.
1553
):
Aúffgelaúffen epffel bachen.
Backen vnd braten gerath nicht allzeit gleich wol. [...]. Ohn mehl ist nicht gut brot backen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
76, 90
;
Major, Haussradt
A iv, 14
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 45
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 19
;
5.
›etw. (Backwaren) durch Backen herstellen, etw. backen‹.
Phraseme
jm. küchlein bachen
›jn. liebevoll behandeln, jn. verwöhnen‹; auch negativ:
jm. nicht küchlein / kein küchlein bachen
›jn. hart angehen, jn. nicht ungestraft davonkommen lassen‹;
zu klein bachen
(mehrmals) ›Backwaren unter dem vorgeschriebenen Gewicht herstellen‹ (Ellipse von:
zu kleines brot b.
, s. u.);
höher oder niederer bachen
›das vorgeschriebene Gewicht von Backwaren über- bzw. unterschreiten‹;
jm. (mer) bachen
›jm. hart zusetzen‹ (laut Anm. zum Beleg, s. u.
Ketzer: ›jm. das Leben nehmen‹).
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2.
Syntagmen:
brot
(oft)
/ kuchen
(mehrfach)
/ semmeln / wecken / bretzeln / fladen / pasteten b., einen leib
(›Laib‹)
b.
Wortbildungen:
›Model für Backwerk‹,
, ˹
,
˺ (ein nicht näher bestimmbares Kraut zum Würzen, wohl auch bei der Herstellung von Backwaren verwendet).
Belegblock:
Loesch, Kölner Zunfturk.
(
rib.
,
2. H. 15. Jh.
):
wilch becker deichbroit beckt, der sall 15 m. zo boissen gelden.
Schoop, Qu. Düren
117, 30
(
rib.
,
1544
):
so en sal geyn meister hoger noch nydderer backen, dan der [...] raedt dat gewycht gesatzt.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
(
hess.
,
1352
):
Welich knecht kuchenbröt becket uff den mulen ane sines meisters willen.
Kurz, Waldis. Esopus
(
Frankf.
1557
):
Da sie das Brodt vnd Eyerkuchen | Auff Steinen an der Sonnen buchen.
Hübner, Buch Daniel
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
So let er /weyze/ danne risen | Sin korn, daz man backe brot.
Luther. Hl. Schrifft.
3. Mose 26, 26
(
Wittenb.
1545
):
zehen Weiber sollen ewr brot in einem ofen backen.
Stackmann u. a., Frauenlob
2, 6, 10
(Hs. ˹
schles.
,
14. Jh.
˺):
dem engel bleip der wernde val, got wolde unser ruchen: | manna din witze uns buchen.
doch ward es [prot] etwas gröber und ersprießlicher gepachen, dann man sunst in der stat pei den peken puch.
Mein nachbewrin, so bleib im hauß | Und thu deinem mann küchlein bachen!
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
343
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Man würd dem pfarrer do behends | Noch malen mer oder bachen | Vnd jm ein schwere straff machen.
Ders., Murner. Geuchmat
175
(
Basel
1519
):
Er kan villicht jn kein kuͤchle bachen | Vnd můß sy ein mal zornig machen.
Koller, Ref. Siegmunds
(Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
metzger, die das flaisch ze teur geben oder peken, die zu clain pachent.
Barack, Zim. Chron.
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
man müesse das übel strafen und man künde denen, so es verschulden, nit küechli bachen.
so bracht sie bachen fladen.
so haben sie doch die laib nit schwerer dann 2¾ ℔ gebachen.
Drey ding vergehen nimmer auff Erden / Backen / brawen vnd scheren.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
(
oobd.
,
1349
/
50
):
wer ain pflaster macht von ainer nuz wol gepachen.
Kummer, Erlauer Sp.
(
m/soobd.
,
1400
/
40
):
Ich pin gewesen ein pekch, | ich půch ze chlain wekk.
Mell u. a., Steir. Taid.
(
m/soobd.
,
1523
):
im faal ainer oder mer mit pachung des brots derselben ordnung nach der publication zuwider handlen wurde.
burger, so sich bishero des brotpachens gebraucht.
wen ain peck zu clain prot puech, straft man in.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
(
m/soobd.
,
16.
/
17. Jh.
):
das sie das brot dem Gräzer brodt gleich und in gewicht gemäss bachen.
Gille u. a., M. Beheim
229, 21
;
Bell, G. Hager
105, 1, 24
;
621, 3, 3
;
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Sidea
247, 20
;
Hampe, Ged. v. Hausrat
4, 13, 12
;
16, 5
;
Leisi, Thurg. UB
7, 589, 23
;
Dirr, Münchner Stadtr.
;
;
;
Vogel, Pract. Alg. Ratisb.
133, 2
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
;
;
Eis, Gesundheitsl.
94, 4
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 45
;
7.
›an etw. fest haften, kleben, anhaften, mit etw. verkrusten; anbrennen; gefrieren‹.
Phraseme
(am ehesten hier anschließbar):
jm. mus nicht an der pfannen bachen
›jm. wird keine Zeit gelassen‹;
jm. wenig an die pfannen backen lassen
›js. Verhalten schonungslos und unverzüglich offenlegen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
2,
1,
1,
1,
4.
Belegblock:
Kehrein, Kath. Gesangb.
(
Nürnb.
1631
):
Auß grawsamer Geißlung gantz schmertzlich versehret, | Auß wechslung der Kleyder erfrischt vnd verzerret, | War sein Fleisch stark daran gebackt.
Adomatis u. a., J. Murer. Nab.
1013
(
Mühlh./E.
1556
):
Ey ja ich wil im gůt gschirr machen | Im můß nüt an der pfannen bachen.
Barack, Teufels Netz
(
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Si kunnend in grossi bain machen | Das in das hœs in die schinbain ist bachen.
Der braten ist an den hafen gebacken.
Kummer, Erlauer Sp.
(
m/soobd.
,
1400
/
40
):
und waͤr dar zů suͤß weins vol, | so wuͤrd mıͤr di zung zu dem guem pachen.