bären
I
(seit dem 15. Jh., selten),
1
beren
(deutlich häufiger),
V., unr. abl.
(sehr vereinzelt auch regelmäßig);
zu
mhd.
bërn
›Frucht tragen, gebären‹
();
in Bed. 5 kann
2
baren
2 interferieren.
1.
›(jn.) gebären‹; vereinzelt: ›(Kinder) zeugen‹; auch bezogen auf die Geburt Christi und die innertrinitarische Hervorbringung des Sohnes und des Heiligen Geistes durch den Vater, dies letztere auch in Bildern.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5 (zur ersten Variante).

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Licht von lichte sach er bern: | Von dem vater den sun trut.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Gott schuff dem Menschen seel vnd leib | Von anfang, das sie Mann vnd Weib | Solln sein, im Ehestandt Kinder beren.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
Von kindern, dy in gefattirschafft sint geborn.
Stackmann u. a., Frauenlob
2, 4, 3
(Hs. ˹
schles.
,
14. Jh.
˺):
mit dir, begin, der engel liecht, | min brust dich bern verbar do nicht.
Ebd.
6, 6
:
Diz beren und diz drien | got e der zit sich larte durch versuchen, | daz er ez kunde, als in der biz brachte in bitter vluchen.
Gille u. a., M. Beheim
77, 65
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die da sprechen, das chain juncfra | müg pern und keusch peleiben da.
Ebd.
82, 78
:
Das ist die pererinne, | die hat gepert oder fruht praht.
Ebd.
111, 199
:
da kam dy stund | das sy pern solt und par yeczund | irn erst gepornen sune.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Hie nim biltlich in dem ersten ringe, daz ist in der vermúgenden kraft goͤtlicher nature in dem vater, dú grundlos ist, - dú birt ir gelich einen andern ring nah der person, und daz ist der sun.
Schib, H. Stockar
5, 16
(
halem.
,
1519
):
iere frowen und wiber mogend nit beren, sy habend dan das kristenblutt.
Niewöhner, Teichner
564, 295
(Hs. ˹
moobd.
,
n. 1400
˺):
waz geschaffen wirt an pern, | daz muz ewichleichen wern.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
4, 6
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Der hett ain frawen, die man recht hohe preiset: | die par im sün und töchter vil.
Stackmann u. a., a. a. O.
2, 12, 4
;
Gille u. a., a. a. O.
111, 94
;
115
;
Munz, Füetrer. Persibein
11, 5
;
2.
›etw. (Blüten, Früchte, Tiere) hervorbringen‹, je nach Bezugsgröße: ›treiben‹; ›tragen‹; ›gebären‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
,  3,  3.
Wortbildungen:
bärbaum
,
bärbolle
,
bärbros
,
bärknopf
,
bärspros
, jeweils: ›Blütenknospe, Fruchtknospe‹.

Belegblock:

Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
Hie vant ich diz hol vnd den brunnen vnd den palmenboum, der birt zwelf zit in dem iare sine vrucht.
Stackmann u. a., Frauenlob
1, 3, 3
(Hs. ˹
alem.
,
14. Jh.
˺):
Ein bernde meit [...], din ouwe | [...] | blumen birt in werder schouwe.
Bremer, Voc. opt.
48055
(
schwäb.
/
mbair.
,
1388 ff.
):
Gemma berbolle [...] berbaͮm prosß [...] brosß berbros berbrós [...] berknopff bersproß berbrosß berbroß.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
524
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
Generatiua das ist die kraft zü pern ein saͤmleichs sam es ist, also wirt ein nezzel von nessel, hunt von huntt etc, vnd haist die perund kraft.
3.
›etw. (oft: psychische Zustände, wirtschaftliche Nachteile) hervorbringen, bewirken, mit sich bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5,  7,  8,  13,  5,  1,  12,  2,  3.
Syntagmen:
liecht / schatten b., (jm.) freude b.
;
jm. der freuden b.
;
frommen / nutzen / gnade / abgang / gebresten / schaden / kummer / irsal / laster / sünde / unere b.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Est min brot und trink den win | [...], | Der birt uch vreuden ane zil.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 1, 3
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
Ich sihe dich, [...], got. | heil, Sabaoth, | trost bernde himelspise.
Valli, Baldemann
151
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
Daz du mich der glich lobist, | Die allir werlde gnade birt.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Also liechtt bar gemaine | Da daz riche gestaine.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
377, 11
(
schwäb.
,
1417
):
das alles sol noch mag im dehainen schaden, kumber noch gebresten bringen noch beren.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
28, 2
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Aller werlde gelegenhait | frewde pirt und ist gemait | seit erstanden ist nu Christ.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
97, 6
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
die doyge, die da pert oder pringt laster vnd suͤntt vnd irrsal.
Ebd.
30
:
daz ainr nicht leichte verstet noch derchent, was sein hertz inwendig per oder pringt.
Helm, a. a. O. ; ;
Quint, Eckharts Pred. ;
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich ;
Koppitz, a. a. O. ;
Boos, UB Aarau ;
Vock, a. a. O.
364, 30
;
Schib, Urk. Laufenb.
167, 14
;
Niewöhner, Teichner
358, 57
;
Hohmann, a. a. O.
93, 23
;
Wackernell, Adt. Passionssp. St. I,
416
;
Stackmann u. a., Wb. zur Gött. Frauenlob-Ausg.
1990, 27
;
4.
›aus etw. hervorgehen, entstehen, erwachsen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5,  3, ,  23.

Belegblock:

Stackmann u. a., Frauenlob
5, 39, 16
(Hs. ˹
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
˺):
unertic soum
[›Saumtier‹] |
birt nideren zoum.
Niewöhner, Teichner
356, 31
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
dem ding nicht schaden pıͤrt | daz ez an gesehen wıͤrt.
Ebd.
357, 64
:
daz dw natur verdirbent wirt | und alle tugent aus im pıͤrt.
Wackernell, H. v. Montfort (Hs. ˹
soobd.
,
A. 15. Jh.
˺):
ân dich ward nie noch niemer wirt, | als guot us dîner gotheit pirt.
Stackmann u. a., Wb. zur Gött. Frauenlob-Ausg.
1990, 27
.
5.
›sich auf eine bestimmte Weise entwickeln, verhalten; sichtbar werden, erscheinen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
zu eime zeichen her [stein] ouch birt, | dem dicke widirsaget wirt.
sint dise stat so schone birt.
sin [stein] schin wundirlich groz birt, | ab her in wine gewaschen wirt.
din herze obirvluzzik wirt | von sulchim wundir daz do birt.
6.
›e. S. anheimfallen‹.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
wenne di kidel
[›Fischblase‹]
von wazzere wirt, | itslich visch do des todes birt.