bännig
(vereinzelt ohne Uml., vereinzelt
bändig
),
Adj.;
auch subst. gebraucht (in Bed. 1; 2).
1.
›im Kirchenbann befindlich, mit dem Kirchenbann belegt‹; vereinzelt auch: ›den Kirchenbann verdienend (jeweils von Personen)‹; metonymisch bei Verschiebung der Bezugsgröße: ›kirchenbannwürdig, den Kirchenbann zur Folge habend‹;
zu
2
 12.
Bedeutungsverwandte:
2
 12, ; vgl.  2, .
Syntagmen:
b. kommen / sein
;
jn. b. verkünden
;
jn. für b. halten
(häufig)
/ haben
;
b. ächter / bauer, b. leute
, ˹mit verschobener Bezugsgröße:
b. laster
˺; substantiviert:
jm. die bännigen verschrieben geben
;
b. in der messe sein, b. ledig werden
;
jn. als b. meiden, [als] b. sterben.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
4, 452, 21
(
preuß.
,
1455
):
so hat seine heiligkeit sie offentlich obirall lassen vorkondigen bennig, als das die bobistlichen breffe wol usweiszen.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
ind als he alsus bannich widderumb komen was, so verachte he den selven ban, ind bi Xancten in dem lande van Cleve hielde he in dem banne misse.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 252, 40
(
hess.
,
1538
):
die in bennigen lasteren verharren.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
131, 8, 30
(
schles.
,
um 1350
):
daz kein bennigir in der vorgenantin messe sy.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
Dovon gebot der bobest [...], das men die die symonie tribent, solte für bennig han.
Leisi, Thurg. UB
8, 223, 6
(
halem.
,
1395
):
daß [...] die lútpriester [...] úns die bennigen und widerspenigen verschrieben geben.
Niewöhner, Teichner
576, 146
(Hs. ˹
önalem.
,
um 1433
˺):
er solt loffen an ain wald, | wann er ist in dez bapstz ban | und och ander frowen und man | die gemainschaft mit im han, | die wil er ist ain baͤnig man.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Solt niemant sölhen pfaffen [die êweiber oder köchin und verdachte weiber bei in hetten] kain êr tuen, man solt’s für pännig leut halten.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
Wann aber ainer vom hawp Cristo vnd vom leib der kirch ist gar abgesniten mit hawt vnd adern, als ain paenniger.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
4, 218, 25
;
Hubert, Straßb. lit. Ordn. ;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 331, 12
;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Warnock, Pred. Paulis
26, 58
;
Reithmeier, a. a. O. ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 397
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
2.
›in der Acht befindlich, geächtet‹;
zu
2
 8.
Bedeutungsverwandte:
, ; zur Subst.:
2
 2; vgl.  2.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
1, 477, 1
(
preuß.
,
1427
):
bännige leuthe und mordissche und speler werden geleden uff den jarmarkten under der gestalt der vleisscher, die geisseler seyn genant.
Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
16. Jh.
):
Niemantz bennich ensal an dat gericht gain, noch ouch in den rait.
Köbler, Ref. Wormbs
120, 27
(
Worms
1499
):
es mag kein benniger wider einen andern bennigen vssziehen.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1439
):
das alle [...], so zů denen mergkten [...] komment [...], sollent fry geleit haben [...], vßgenommen die [...] misstätig, bennig luͥt.
Jörg, Salat. Reformationschr.
672, 2
(
halem.
,
1534
/
5
):
Das allen baͤpstischen [...] sote verbotten [...] sin / malen / bachen / wunn und weyden [...] und alle gmeynsame / und sott man sy gar für baͤnnig hallten.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
stummen und paennig laeut und veraecht laeut und mainedig laeut, die vor gerichtz der ding uͤberzewgt sint [...], die muͤgen all nicht zewch gesein.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 216, 23
;
Lau, Qu. Neuß ;
Köbler, Stattr. Fryburg ;
Auer, Stadtr. München ;
Öst. Wb.
2, 241
.
3.
›unter einem allgemeinen Nutzungsverbot (z. B. für die Jagd oder den Fischfang) stehend‹, damit auch: ›der Herrschaft oder legitimierten Personen bzw. Institutionen vorbehalten‹;
vgl.
2
 3.
Syntagmen:
wasser / wildbrät / federspiel / rebhüner / steinhüner / eichhorn b. sein
;
einen krautgarten b. halten, dem kloster etw. b. machen
;
b. wasser, b. fische.

Belegblock:

Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
966, 13
(
halem.
,
1497
):
es sol och dhein vischer niemand benndig visch zekoufen geben.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
siecht man groß haufen des rotten wildpräts [...], welches dan pennig und zu jagen ân [...] wissen des fürsten [...] verpotten ist.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1. H. 16. Jh.
):
herr richter, pannwilt: aichorn rebhüener stainhüener sint pännig, und welcher darauf wil jagen, der sol das gejaigt [...] von der herschaft beschten.
Ebd. (
um 1630
):
Das federspill ist paning, nemblich in den panwälden.
Ebd. (
um 1532
):
ist auf solchen pännigen wasser verbotten ainem ieglichen gemainen mann zu fischen, ausgenomen er habe gunst oder willen aines ieglichen burggraven.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
261, 21
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 18
;
4.
›etw. (widerrechtlich) einzäunen, der allgemeinen Nutzung entziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , , .

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1564
):
fieng si [wisen] aber iemant ein und machets pännig, so mag man ime mit gwalt darein treiben.
Ebd. (
1. H. 16. Jh.
):
und [...] wolt solches freis aigen pännig machen ausser der obrigkait wissen.
5.
›(in seiner Instandhaltung oder Beachtung, Einhaltung) geboten‹:
b. wasserleitung
›Wasserleitung, deren Instandhaltung geboten ist, die von den Bewohnern eines bestimmten Gebietes gewartet werden muß‹;
b. tag
›gebotener Feiertag‹;
vgl.
2
 2.

Belegblock:

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.
/
18. Jh.
):
soll jeder ambtman mit seinen viertlsleiten in seinem ambt alten gebrauch nach die pänigen waßerlaiten besichtigen, ob sie recht und guet außgemacht seint.
6.
›strafbar, ein Verbot mißachtend bzw. ein Gebot nicht einhaltend‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: im Syntagma
zaun b. sein
›mit best. Geboten bzw. Verboten belegt sein, deren Nichteinhaltung oder Mißachtung Sanktionen bringt‹.

Belegblock:

Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1651
):
solt als dan solche [...] clag [...] erörtert werden und was in solchen händl der herrschaft pänig und strafmäßig ist, aufzuschreiben.
Öst. Wb.
2, 241
.
7.
›ketzerisch, schändlich, verworfen‹ (von Personen); ›verflucht, mit Unglück belastet‹ (z. B. von einem bestimmten Tag); vgl. am ehesten
2
 14 und die etymologische Anmerkung im Artikelkopf von
2
ban.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 18.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc. Ez.
21, 25
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
abir du bennigir, unmynnesamir vorste Israhel, des tag komen ist entscheidin in der zit der bosheit.
Jörg, Salat. Reformationschr.
552, 27
(
halem.
,
1534
/
5
):
Nach solchem umryten / wurdend nun aber die secter vil baͤniger / stütziger / kutzlig / unlydig.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
261
(
moobd.
,
A. 15. Jh.
):
Nu haisset got ain schephër, ain werchman vnd ain machër, aber den namen scheppher hat er im allain behalden, aber die andern hat er den creaturn mitgetailet. Darumb spricht Damascenus, daz der pännig sey der da spricht, die engel schephen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
am vierten tag im augstmonat, welchen die römischen bischof und geistlichen für ainen unglückhaftigen verworfen pännigen tag in den römischen kalender geschriben haben.