auswarten,
V.
1.
›etw. abwarten; etw. überstehen, längere Zeit aushalten, durchhalten‹.
Bedeutungsverwandte:
 9,  12; vgl.  15, , .
Syntagmen
mit Akk.:
jn. a., den ausspruch / befel, das gefängnis / gedinge, die predigt a.
; mit Gen.:
der besuchung, des gerichtes / reichstages / rechtens / schlammes / strausses a.
; mit Dat.:
dem recht
(›Prozeß‹)
/ streit / wunder a.
;
um zins a.
Wortbildungen:
auswartung
1 ›Abwartung (z. B. einer Frist).

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
daselbst auch sein gefengnis ausgewartet bis zu ende der belagerungk.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
den ausspruch, wie der hindersetzt [...] ist, auswarten und ewer zusag [...] volg tun wöllend.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
Ich kam zu eim seltzamen strauß, | Deß must ich gleich gar warten auß.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Krüger
70, 275
(o. O.
1580
):
Wiltu so sten bei unserm haufen? | wart aus und hilfs zum ende bringen.
V. Anshelm. Berner Chron.
5, 155, 11
(
halem.
,
n. 1529
):
unser kristus hat richeren seklen ussgewartet, weder du in der fust hast.
Rintelen, B. Walther
24, 9
Var.;
Raabe, Wortsch. Murner
2, 65
;
Dietz, Wb. Luther ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 344
;
2.
›sich um jn. (meist: einen Kranken) kümmern, jn. versorgen, pflegen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2, ; vgl.  2,
1
 2,  2,  1,  12,  1, ,  7.
Syntagmen:
jn.
(z. B.
den kranken / herren, die leute
)
/ js.
(z. B.
des kranken, der leute
)
/ jm.
(z. B.
den leuten
)
a.
Wortbildungen:
auswarte
(
die
) ›Pflege, Fürsorge‹;
auswarterin.

Belegblock:

˹Als Ironie:
Schade, Sat. u. Pasqu. (
rhfrk.
1523
):
wann sie schon noch so viel lant und leut hetten, sie künten ir wol außwarten und teglich neu schatzung fürnemen.
˺
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Mainz
1605
):
Die [Maria] wolte sie begrůssen, | Vnd warten jhrer [Elisabeth] auß.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
11, 10
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Für alles we und ungemach mein heilsame erzenei, gotes dienerin, meines willens pflegerin, meines leibes auswarterin [...] was sie unverdrossen.
Gille u. a., M. Beheim
111, 303
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Als dy juncfraw in diser frist | des erst unsern hern Jhesu Crist | hy selber auss waz warten, | Also waz sy im selb her naͮch | all wegen auss warten und ach | selber säugen, den zarten, | Baden, wischen und eczen, | wikeln, wiegen.
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
285, 1
(
schwäb.
,
1392
):
ein maͤd und dienerin, diu der siechen und kranker lút phlegen und uzwarten sol.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
ist ir man und auch ir muͤtter bei ir gewesen und haben ir in der stubena usgewart.
Bauer, Imitatio Haller
91, 5
(
tir.
,
1466
):
Es ist vil pesser verpargen czue sein vnd im selbs auswarten vnd vmb sich selbs sargen.
Fischer, Eunuchus d. Terenz ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
112, 19
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 344
;
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 479
.
3.
›(einer Verpflichtung, Aufgabe, freiwilligen oder auferlegten Tätigkeit) mit Ernst nachgehen; (ein Amt) versehen, etw. ausüben, e. S. obliegen, etw. eifrig betreiben, verrichten‹.
Phraseme:
dem maul auswarten
;
die zunge auf schlek auswarten
, jeweils: ›auf gutes Essen und Trinken bedacht sein‹.
Syntagmen
in ungefähr gleicher Häufigkeit mit Akk., Gen., Dat.:
die arbeit / lerzeit / wache, das ampt / recht a.
;
des amptes / betens / lesens / gerichtes / rechten / gottesdienstes / handwerks a.
;
dem ampt
(mehrfach)
/geschäft / dienst / gericht / regiment a.
Wortbildungen:
auswarter.

Belegblock:

Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
dieweil Schalichius fluchtig worden, das rechte nicht außgewartte.
Luther, WA (
1530
):
warumb wolt denn ich verzweyfeleter boswicht nicht vleyssig drinn [stand] sein und trewlich des selbigen auswarten?
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. III,
727
(
osächs.
,
1607
):
Bleibt Ihr so in der Ortnung stehen | Mi(e)tt Eu[r]er Rustung vor dem Thor | Vnnd wardt die Wache auss wie vor.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1450
):
daz die ratherrn des ratz und gerichtz nit fleißig außwarten.
Ebd. (
1516
):
darein sie zuer zeit der notturft zusam kumen und alda irem ampt außwarten mogen.
damit er dieses ampt dester vleißiger mug außwarten.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
Wiewol du bist zum tragen faul, | Kanst wol außwarten deinem maul, | Ist an deim grossen arsch wol schein.
Müller, Handel Paumgartner
262, 20
(
nobd.
,
1563
):
Wer aber in der ernet schlefft | Und nicht außwartet seim geschefft.
Jaspers, St. v. Landskron
73r, 25
(
Augsb.
1484
):
ode’ jrẽ dienst ob jr arbeit nit treülich vñ fleissiklich außwartẽ.
Goldammer, Paracelsus.
2, 89, 24
(
1530
/
5
):
der sein zungen zu fast auf schleck auswarten zeucht, der vergißt der armen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Prelaten [...] solten [...] des gotsdienst mitsambt iren geistlichen brüedern ausswarten.
Warteten dem gotsdienst auß, verrichteten alle geistliche ämpter.
das die pischof [...] nur irs petens und lesens auswarteten.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1523
; Hs.
1546
):
sollen [...] die gedachten verweser [...] iren ambtern [...] auswarten.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1585
):
sambt denjenigen, so ires handwerchs auf würchenlohn auswarten und geniessen.
Eis, Gottfr. Pelzb.
70, 25
;
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. ;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Schade, Sat. u. Pasqu. ; ; ;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Rauwolf. Raiß ;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 198, 10
;
Siegel u. a., a. a. O. ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
112
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 344
;
4.
›an etw. teilnehmen‹.
Bedeutungsverwandte:
 3; vgl. .
Syntagmen:
dem gericht / reichstag a.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1559
):
andere stend mer, so dem reichstag ausgewart haben.