austilgen,
V.;
die wobd. (v. a. halem.) Belege mit
-k-, -ck-
gehen auf eine
-jan-
Bildung zurück ().
1.
›etw. (Konkretes) beseitigen, entfernen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,
2
 5, (V.) 5,  1,
2
,  1,  3, ,  30.
Wortbildungen:
(hierher oder zu 2 oder 3, kaum monosemierbar):
austilger
,
austilgig
,
austilgung
1 (dazu bdv.: ),
unaustilgig
›nicht entfernbar‹.

Belegblock:

Dasypodius (
Straßb.
1536
):
außTilgig. Delebilis, e. vnaußTilgig. Indelebilis.
Maaler (
Zürich
1561
):
Außtilcker. Deletor.
Ebd. :
Außtilckung (die) Zerstoͤrung. Obliteratio. Deletio.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1724
):
wo ainer ain marchstain außtilget.
2.
›etw. (auf einer Unterlage Haftendes, meist: Geschriebenes) austragen, löschen, tilgen‹; ütr.: ›(die Erinnerung an etw./jn.) löschen‹, als Synekdoche: ›(eine eingetragene Schuld) löschen‹.
Wortbildungen:
austilgung
2.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
74, 9
(
thür.
,
1474
):
unde habe sich der sechczigk schogk, dy ir vorschrebin waren, vorczogen unde dy in deme statbuche laßin ußtelgen.
Ebd.
74, 24
:
der frouwen ist unhulfflichin, ap dy vorczicht addir ußtelgunge ane yrer formunden [...] bywesin geschen were.
Luther. Hl. Schrifft.
5. Mose 29, 20
(
Wittenb.
1545
):
der HERR wird seinen namen austilgen vnter dem Himel / vnd wird jn absondern zum vnglück.
Ebd.
Kol. 2, 14
:
[Gott] hat vns geschenckt alle sunde / vnd ausgetilget die Handschrifft so wider vns war.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
1507
/
18
):
vertilge
[OOa:
austilge
]
mich von deinem bůch das du hast geschriben.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
vßTilgen eyn schrifft.
Maaler (
Zürich
1561
):
Einsi nam̃en oder gedaͤchtnus Außtilcken. [...]. Geschriben ding Außtilcken oder durchthůn.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
so ist das unschuldig Blut des alten grafen etlich hundert jar uf der stegen gesehen worden, das es nit het mögen ussgedilket werden.
das sie [...] auch beinahe den zimbrischen namen ausgetilkt.
3.
›jn. (auch: Gruppen) physisch vernichten, (Tiere) ausrotten; etw. (Herrschaftsgebilde, Bräuche, Instanzen o. ä.) zerstören, abschaffen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2,  2, ,  1,  2,  2.
Syntagmen:
das geschöpf / recht / wort / reich, den leib / stam, die kirchweihe / oberkeit, die bauern / ketzer a.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Ri. 21, 17
(
Wittenb.
1545
):
Die vbrigen von BenJamin müssen ja jr Erbe behalten / das nicht ein Stam ausgetilget werden von Jsrael.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
die undertanen [...] wolten [...] kainer mer leybaigen, sonder des alles frey sein, ja auch die oberkaiten gar zu erschlagen und auszudilgen sich understeen.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
orhein.
1520
):
noch den ist glouben vil nützen, ja wol vast ergern und ußdilken.
Goldammer, Paracelsus.
4, 273, 20
(
1530
):
dann der den leip hat auszudilgen und [...] der ihm hat sein anfang geben, der hat ihm auch sein end zu geben.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Dergleichen haben die Römer außgetilgt nachvolgende künigreich.
das si [...] die abtrünnigen ketzer vom leben zum tod prächten, ab dem erdrich außtilgten.
Goldammer, a. a. O.
5, 101, 19
;
6, 193, 6
;
7, 259, 14
;
Voc. inc. teut.
b vijr
;
Hulsius
C iiijr
;
Dietz, Wb. Luther ;
4.
›(Licht oder Schatten) aufheben; (Flammen) löschen‹; Interpretation des einzigen Beleges unsicher.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1; vgl.  3, .

Belegblock:

M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Licht und finsternuͤß (dehrer ie eines deß andern staͤrcke zwar schwaͤchet / aber nicht gaͤntzlich außtilget).
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Extinguere. außdempffen außloͤschen außtilgen.
5.
›etw. (Belastendes, meist: die Sünde) löschen, tilgen, überwinden, aufheben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  1,  9,  2,  7,  2,  7.

Belegblock:

Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
21, 6
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
wie ich so unsegelich leit [...] aus den sinnen ausgraben, austilgen und ausjagen sülle.
Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 109, 14
(
Wittenb.
1545
):
Seiner Veter missethat müsse gedacht werden fur dem HERRN / Vnd seiner Mutter sünde müsse nicht ausgetilget werden.
Mathesius, Passionale (
Leipzig
1587
):
werden freilich die Suͤnden nicht durchs geweihete Wasser außgetilget vnd abgewaschen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
81
(
Nürnb.
1517
):
Von wegen der gleichheit mit got mag er verurteilen, wegknemen, außtilgen und abwischen aller menschen ubeltat und sünd.
Ebd.
104
:
das leiden Christi [...] tilgt gar leichtlich auß die hell.
Ebd.
83
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; .