ausfallen,
V., unr. abl.
1.
›aus seiner natürlichen Verwurzelung herausfallen, ausfallen (z. B. von Zähnen); sich aus seinem natürlichen Zusammenhang lösen (von faulem Fleisch); sich verrenken (von Knochen); ausfallen (von überreifem Getreide)‹.
Bedeutungsverwandte:
 18, ; vgl.  8.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
176, 16
(
Frankf.
1535
):
so kompt er dauon vnd stirbet nit / auch so felt jm sein har nit auß.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
171, 15
(
thür.
,
1474
):
Ist auch Heinrichen Schillinge in sollicher geschicht eyn zcan ußgefallen.
Luther. Hl. Schrifft.
3. Mose 13, 40
(
Wittenb.
1545
):
WEnn einem Man die heubthar ausfallen / das er kalh wird / der ist rein.
Peters, Schäden I,
65, 2
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
so das ful fleisch uß gefallen ist nach dem bade.
Eis, Albrants Roßarzneib.
130, 6
(
1442
):
sey aber der fuß geswollen, das er welle außvallen, so nym gaißbonen.
Turmair (
moobd.
,
n. 1522
):
quae maturuere, granum protinus dimittunt ‘schlecht sich aus, reist aus, fellt aus’.
2.
›aus dem Gedächtnis entfallen, entschwinden‹; am ehesten als Ütr. an 1 anschließbar.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
Ich hore keinen prediger, neme auch keinen gedancken ahn, fallen sie mihr ein, so lasse ich sie wider ausfallen.
3.
›einen militärischen Ausfall machen, ausbrechen‹, teils mit der Nuance ‘fliehen’, dann offen zu 5 (zweite Variante), teils mit der Nuance ‘angreifen’ (so ).

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1550
/
1
):
Mitwochs nach Dato sein der Magdburger reuter und knecht etzliche außgefallen.
Preuss. Wb. (Z)
1, 293
(a.
1595
).
4.
›von etw. herabfallen (z. B. von aufgelegten Arzneimitteln)‹.

Belegblock:

Peters, Schäden I,
73, 7
(
nalem.
/
schwäb.
,
1400
/
33
):
wirff das bulffer in den schaden, vnd wa sich das bulffer erlöset, das es usß felt, so wurff [...] me dar in, vncz das es heilt.
5.
›sich (über eine Mauer o. ä.) herabbewegen, herunter-, herablassen‹; oft: ›(über eine Mauer o. ä.) herabsteigend fliehen, entkommen, entweichen‹; bei Lösung von der Vorstellung des Herabsteigens auch: ›entwischen (z. B. von Fischen)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  13.

Belegblock:

Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1444
):
do warn neur 3 knecht innen, die filen auß über die fels und wir komen ein in daz floß.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 56, 29
(
nobd.
,
1464
):
Und ist aufzwͤschawͤen auf dem guͤszpet und des muͤlners rynnen; do fallen oft fisch ausz.
Sappler, H. Kaufringer
10, 13
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der gesell muost ser gahen. | er viel ze der kamer aus | über ain laden von dem haus.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
mein herr von Mentz, was der von Eysenburg, und der graf von Katzenellenpogen sind selb fünft über die maur ausgefallen.
Ebd. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
sein gesell, als er den burger hort schreien, da fiel er zuͦ dem laden an die gassen aus.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Do ward ain grauslicher auflauf, und ir vil vielen ausz über die maur.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
E. 16. Jh.
):
Wer in unsern mark uber maur ausfellt, thor oder thürn offnet ân erlaubnuß.
6.
›abfallen, abtrünnig werden (z. B. von der Wahrheit, dem Glauben)‹.
Syntagmen:
oft ohne präp. Obj.

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
er het uns die heiligen sacramente gegeben, von erst den heiligen toͮf und den heilgen crisemen, darnoch also wir usvallent, die heilige bihte und die penitencien.
schirment vaste al umb úch mit dem swerte des heilgen Gottes wortes, und vallent ir wol us und werdent ussgeslagen, hebent aber wider an.
7.
›entfallen, wegfallen, schwinden‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  9,  19, (V.) 7, (V.) 1.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
Also mochte die falsche lehre und des Teuffels gedancken aussfallen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
ob du in dis rich mochtest komen, und in disen adel do were alle sorgvaltikeit us und ab gevallen.