aufsetzig,
aufsätzig
(letzteres nur vereinzelt seit dem 16. Jh., ersteres bis zum Beginn des 16. Jhs. ausschließlich, auch danach noch bei weitem überwiegend),
Adj.;
es ist nicht entscheidbar, ob die Bildung zu oder zu zu stellen ist.
1.
›zu etw. bereit, geneigt; absichtlich, vorsätzlich‹;
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  3,  3, (Adj.) 2.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
,
15. Jh.
):
hei was allewege upsetzich up goide stede zo verderven.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1585
):
der het sin rot uffsetzich vol gesoffen.
2.
›besonnen, überlegt, klug, vorausschauend‹;
vgl.  8.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  2.

Belegblock:

v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
eyn erlauchtir fromer furste, yn den streiten menlich unde ufsetzigk, ynn den reden vorsichtigk.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
wart im ouch in allen sinen raͤten [...] vast gevolget, dann er gar ein túrer, wiser und ufsetziger ritter zuͦ kriegen.
3.
›hinterhältig, hinterlistig, verschlagen, betrügerischer Absicht; spitzfindig, falsch‹;
offen zu 4; vgl.  9,  24.
Syntagmen:
a. handeln / hinweggehen, etw.
(z. B.
ein gewicht / mas
)
a. gebrauchen
;
jm. a. sein
;
a. äbtissin / priorin, a. tand.
Wortbildungen:
aufsetzigkeit
,
aufsetziglich.

Belegblock:

Bobertag, Schwänke (
Frankf.
1563
):
Der landsknecht aber erzelet dem schultheissen, dem all deß pfaffen auffsetzigkeit und geltgirigkeit zuͦ wissen.
Pyritz, Minneburg
3763
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Wann wißet sicherlichen daz | Daz bruͤfer bose, uf setzig | Und falsch claffer tretzig | An has und nyd niht muͤgen gesin.
Voc. Teut.-Lat.
e ijr
(
Nürnb.
1482
):
Boßgescherdiglich. behendlich. listiglich. auff setziglich.
Enders, Eberlin ([
Wittenb.
]
1523
):
So es [iung mensch] ein vffsetzige aͤptissin [...] hat.
Maaler (
Zürich
1561
):
Aufsetzig / Der vnderstadt einen zeüberlisten vnnd zebetriegen.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1424
):
als etliche bürger [...] schulde gemacht [...] und darnach unerclagt und ufsetzklich heimlich hin weg gangen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Scotus mit seim spizwerk, Wilhelm Occam mit seim aufsäzigen tand.
4.
›aufsässig, aufrührerisch, empörerisch; feindlich gesonnen, böswillig drängend, gehässig‹;
vgl.  10.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 6, ,  1, , , ; vgl.  4,  2, (Adj.), (Adj.) 2,  2,  1, ,  2.
Syntagmen:
jm a. sein
;
auf etw. a. sein.

Belegblock:

Chron. Köln (
Köln
1499
):
durch sulche upsetzige boisheit [...] wart he weder die paesse beclaicht.
Anderson u. a., Flugschrr.
5, 4, 32
([
Zwickau
]
1524
):
eyner den andern durch ware lieb vnderweysen vñ leren / nit mit gryßgrammen / mit sturm worten / mit aufsaͤtzigen spotworten.
Goldammer, Paracelsus.
7, 188, 16
(
um 1530
):
gott will ie nicht, daß wir einander aufsetzig sein sollen auf die guter der welt.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 276, 14
(
halem.
,
1508
/
16
):
die vertribnen edellút [...] dem volk haͤssig und ufsetzig warend, tattend inen grossen úbertrang.
Jörg, Salat. Reformationschr.
594, 29
(
halem.
,
1534
/
5
):
mit grossem spott und frolockung / aller / uns ufsetzigen nacionen und voͤlkern / so jetz die Eydgnossen selbs das / so vor allen fürsten und herren nie hat mogen gelangen / an ein andern volbrechtend.
Maaler (
Zürich
1561
):
Einem Aufsetzig seyn / Boͤßlich auff einen halten jn zefahen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Das waren margraf Philips und margraf Ernst; die waren dem vatter so ufsetzig.