argwönig,
argwenig,
argwänig
(erstere beiden Schreibungen mit ungefähr gleicher Häufigkeit,
-ä-
seltener belegt); vereinzelt mit dem Suffix
-isch
:
argwönisch
; insgesamt keine Zeitbindung und Raumlagerung der einzelnen Schreibungen nachweisbar;
Adj.
1.
›verdächtig, Verdacht erregend, erweckend‹, sehr oft auf Personen bezogen, auf die wegen ihrer Herkunft, ihres Verhaltens, ihrer Amtswaltung usw. der Verdacht fällt, sich nicht der Norm entsprechend zu verhalten, oft auch auf Sachen, Handlungen, Umstände bezogen, die der Norm widersprechen oder (wie z. B. Krankheiten) als Folge von schuldhaftem Verhalten gewertet werden; je nach textlichem Bezugsgegenstand mit unterschiedlichen Nuancen, z. B. a) ‘als parteiisch verdächtig, parteilich, (von Personen); b) ‘unzuverlässig, ungeeignet’ (von Personen mit einer rechtlich festgelegten Funktion), c) ‘lockerer Sitten verdächtig, leichtfertig’ (von Frauen), d) dazu metonymisch: ‘schlecht beleumdet, verrufen’, e) ‘des Vertrauens nicht wert, unzuverlässig (z. B. von Lehren), f) ‘der Fälschung verdächtig, ungültig’ (von Urkunden), g) ‘eitel, nichtig’ (von Sachen), h) ‘zu vermuten, erwartbar’;
vgl.  1.
Bedeutungsverwandte:
 5, , , ; speziell zu a): vgl. ; zu b): ; zu d): , ; zu g): , .
Gegensätze
zu e):  2.
Syntagmen:
etw.
(z. B.
die lere / liebe / minne / erscheinung
)
/ j.
(z. B.
der vormunder, pfleger
)
a. sein
;
j. jm. a. sein
;
a. zu etw.
(z. B.
aussaz
)
sein
;
etw. / jn. a. halten
›etw./jn. für verdächtig halten‹,
etw. / jn. a. bedünken
(dasselbe); ˹
jn. a. haben, jn. a. machen
˺ ›jn. in Verdacht bringen‹,
sich a. machen
›sich verdächtig machen‹,
etw. für a. ansehen, etw. a. heissen
;
der übeltat a. sein
;
a. ding / gut / gold / silber / kleinod, a. erbe / vogt / gast / gezeuge / lerer / richter / eid / umstand / pfennig, a. meid.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
der vormundere den kinden nicht er notorft ne gebit an etzen oder an drinkene vnde an gewande, der ist aber arcwenic.
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. (o. O.
1532
):
so jemanndt einer vbellthat durch [...] glaubwirdig anzeigung verdacht vnd argwenich vnd derhalb durch die obrigkeit Ampts halben angenomen wirdt.
Sachs (
Nürnb.
1558
):
[er] | Thut an allen göttern verzagen, | Auch an den besten freunden sein, | Sindt im all argwönig gemein, | Helt sie all in grossem verdacht.
Ebd. (
1562
):
Die [magi] vil args auff die christn erdachten, | Darmit sie gar argwehnig machten | Und verhetzten die obrigkeit.
Enders, Eberlin (
1521
):
Alle bullen [...] machen wir krafftloß vff dise stund, als die so sind argwenig, verdacht vnd vnwirdig der achtung.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
207
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
[sye] wend vil ee Mariam decken, | Pfüh / mit dem erbsündtlichen flecken | Dann sagen, das sanct Thomas leere | An einem ort argwoͤnig were.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 91, 4
(o. O.
1522
):
Von Doctor Martinus luters leren vnd predigen. Das sie argwenig seint / vnd nit gentzlich glaubwirdig zuͦ halten.
Leisi, Thurg. UB
8, 221, 32
(
1395
):
von dem siechtagen der malaczie geschuldiget, belúmdet und argwenic.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
M. 16. Jh.
):
Ob aber iemantz argwönig lüt in mins g. h. landtschaft und gerichten wüßde.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
gedenk und betrahte wie argwaͤnig, wie unstaͤt und wie zerganklich allez daz ist.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1425
):
was den juden [...] soͤlicher afentuͥre von gold, silber und klaineten, das gebrochen, geschlagen oder nicht gantz ald arkwenig ist.
Chron. Augsb. 4, 162, Var. z. Z.
23
(
schwäb.
,
v. 1536
):
der ainen jedlichen fragt, der aus oder ain wolt, werr er were, u. was sein geschefft were, u. ließ nemans arckweinisch weder aus noch ein.
Ebd.
238, 14
:
der thomdechant sei im in diser sach arckweinisch, und [er] wel in nit zuͦ ainem richter annemen.
Ebd.
7, 252, 10
(zu
1552
):
nachdem die interimischtischen predigcanten [...] argkwönig, wanckelmuͤtig und dergestalt ergerlich erfunden worden.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. Var. (
schwäb.
,
v. 1542
; Var.
1533
/
36
):
Es wurden ach die briester etlich fur die bettelherren beschickt, das sy ire megt
[Hs. A:
so argwenick waren
]
von ynen theten.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
, Hs.
18. Jh.
):
da züggeuner, gartende landsknecht oder ander miessig gehende arkwenige persohnen haimblich oder offentlich in daß gericht komen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1565
/
81
):
Wo sich in einer tafern ain unrue begab oder ain arkwöniger, verdächtlich gasst mit einer unthat begriffen [...] wurde.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. ; ;
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. ;
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Meisen u. a., J. Eck
45, 14
;
Enders, a. a. O. ;
Pfeiffer-Belli, Murner im Glaubensk.
1, 65, 13
;
Goedeke, Fischart. Flöh Haz
2642
;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ;
Ders., Lands. St. Gallen
83, 46
;
Rennefahrt, Wirtsch. Bern ; ;
Lauater. Gespaͤnste
27r, 23
;
Ruh, Bonaventura
354, 33
;
Strauch, Schürebrand ;
Löffler, Columella/Österreicher ;
Baumann, a. a. O. ; ;
Roder, Stadtr. Villingen ; ;
Karnein, de amore dt.
71, 19
;
142, 198
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ; ;
Siegel u. a., a. a. O. ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Bad. Wb.
1, 70
;
Vorarlb. Wb.
1, 128
;
2.
›Verdacht gegen jn./etw. hegend, argwöhnisch, mißtrauisch‹;
vgl.  13.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
hab ich denselbigen frey offentlichen, durch den druck ans liecht wollen geben, den gifftigen argwenigen deutern, damit vrsachen yhrs deutens zu verkomen̂.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
110, 32
(
nürnb.
,
1446
):
Verpeutztu dann dem volk das hauß, so spricht sie, du pist argwenig.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
do sol man sich vor huͤten und mit einre minnenclicher vorhten ston in underworffener demuͤtekeit, in vernútende sich selber, allewegent sin argwenig uf sich selber.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
wie man die feind taile und von einander bringe, argwênig mach under einander.
Voc. Teut.-Lat.
b vijr
;
Dietz, Wb. Luther ;