anstellen,
V.,
md. und wobd. auch rückuml. – Eng zusammengehörig 5-10 sowie 11-14.
1.
›etw. aufbauen, errichten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  7.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
104, 36
(
omd.
,
1548
):
Da auch einer gebeude angestellt in einem felt, das er nicht in lehen hett.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein gerüst Anstellen oder zuͦhin thuͦn.
Löscher, a. a. O.
126, 34
;
Vorarlb. Wb.
1, 113
.
2.
›etw. (z. B. eine Leiter) an etw. (z. B. eine Mauer) anlehnen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, .

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Anstellen [...] Die leiteren an die mauren stellen.
3.
›jn. zur Dienstleistung aufstellen, antreten lassen; (Pferde zum Rennen) an den Start bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4; (zur 2. Nuance)  21,  10.
Wortbildungen:
anstellung
1.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1559
):
seind 7 roß gesiglet und zuͤ rennen angestelt worden.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1644
):
welcher si [nachbaurn] samentlichen an ainem gewissen orth [...] anstöllen werdet.
4.
›(ein Kalb) zum Füttern in den Stall eines anderen bringen; (Tiere) halten‹.
Syntagmen:
ein hun / schaf, eine geis a.
5.
›etw. ins Werk setzen, anstellen, unternehmen‹; offen zu 6.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4,  7.

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1564
):
hat er groisse hitzde und dollerei, er kreisch und stalt wonder an.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
3, 60, 28
(
hess.
,
1548
):
die predicanten zu Cassel und Marpurg, wie die es anstellen.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
das ihr furnemen nicht zu friede und einigkeit, sondern zu durste unsers blutes und uns zu vorweldigen angestalt waren.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Wer wolte nicht meynen vnd sagen, daß alles dieses Prächtige wesen vmb hoher Ursachen wegen angestellet vnnd warhafftig wahr wäre.
Heidegger. Mythoscopia
79, 9
(
Zürich
1698
):
Es sage niemand verstandiger / daß das lesen der Poetẽ [...] und alter Fablen / allein um Lust und Vergnuͤgung willen angestellt werden muͤsse.
6.
›etw. veranstalten, unternehmen, durchführen‹; auch im negativen Sinne: ›(Übles) anrichten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.
Syntagmen:
der abendtrunk / dienst / markt, die hochzeit / predigt / reise, das baden / gebet / gejägde / gespräch / gewüle / mal a.
Wortbildungen:
anstellung
2.

Belegblock:

Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
beschloß Herr Poliarchus, die Reise dahin anzustellen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
, Hs.
E. 17. Jh.
):
dieselb sach mag woll von den leüten so ditzmall dabei sein angestelt werden.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1672
):
das jedwëderer [...] in das angestölte geiaid [...] ohne einziger widerrëd erscheinen solle.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.
/
17. Jh.
):
an denen angestölten ordentlichen wochenmarkt.
7.
›eine Klage anstrengen, erheben, einen Anspruch geltend machen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8.
Wortbildungen:
anstellung
3.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
133, 24
(
omd.
,
1548
):
Wurde zu einer zeche eine klage angestellet.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
151, 15
(
thür.
,
1474
):
Hadt Herman Flade von seines eheweibes wegen vor gerichte zu Peßenigk uff die schulde unde angestalthen gerichtesclagen Hansen Brusweine bekandt.
Ebd.
293, 20
:
Hans Winther clage unde furderunge anstellet zcu eyner wesin.
Ebd.
201, 31
;
8.
›etw. anberaumen, einberufen, auf einen bestimmten Termin festlegen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  9.

Belegblock:

Memminger Chron. C (
Ulm
1660
):
war ein Tag / zu Muͤndelheim / wegen der Strassen⸗Raͤuber angestellet.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
das der abkaufer mit dem verkaufer in der zeit seiner zallung der täg ander täg und zallung anstöllet.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
, Hs.
1. H. 17. Jh.
):
sol er [richter] soliche [sachen] auf den montag anstöllen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
36, 5
(
mslow. inseldt.
,
1606
):
iśt Martin Vogler Vnd durko Sikhora [...] gefengklich aingezogen vnd wider baide ein rechtstag angeśtellt.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
9.
›etw. (einen Zustand) herbeiführen‹;
frieden anstellen
›Frieden / Waffenstillstand schließen‹.
Wortbildungen:
anstellung
4.

Belegblock:

Rosenthal. Bedencken
19, 25
(
Köln
1653
):
was von diser Lehr / zur anstellung eines Christlichen Wandels / vnnd vbung guter Andacht die Heilige Kirch [...] empfangen hab.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1490
):
In diesen leuften beschahen auch etlich anstellung eines frids zwischen den keiserlichen und küniglichen römischen wirden und dem kunig zu Ungern.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1490
/
1500
):
ward der frid angestelt und gieng drei tag ein nach sant Bartholomeus tag.
Ebd. (zu
1552
):
empörung und entlich verderben gemainer stat, unsers geliebten vaterlands, anzuͤstellen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Den lanndtlewten wurden ire gschloss wider und der frid wardt also angestellt.
10.
›etw. ordnen, einrichten, einführen, regeln‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.
Syntagmen:
die haushaltung / ordnung / post / regierung / satzung / schule, das weisen- / zuchthaus a.
Wortbildungen:
anstellung
5.

Belegblock:

Ralegh. America (
Frankf.
1599
):
wie sie zur zeit [...] deß Kriegs jre Regierung anstelleten.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
wie du dein Leben anstellest.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Als er alle ding wol angestellt het, [...] liess er sich zu priester weihen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
das payd tayl zu dem haubtman von Cily schickten und, wie der dy sach anstellt, des wolten sy verfolgen.
11.
›etw. aufschieben, vertagen, anstehen lassen; etw. (ein Ereignis in einer Erzählung) zurückstellen‹.
Bedeutungsverwandte:
 4, ; vgl.  10.
Wortbildungen:
anstellung
6.

Belegblock:

Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
Ich hub an vorbas zu bitten, das sie mirs gnediglich anstellen wolden.
Bächtold, N. Manuel
140, 165
(
1526
):
Do stallt sie’s an bis über ein jar, | So wett sie antwurt geben gar.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 293, 5
(
halem.
,
1508
/
16
):
stalt man dieselben sach der meisteren halb an und verhort man die Eignossen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
haben die regenti baiden tailen antwort geben und stellen die sach an auff des kunigs zuͦkunft.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Hye wil ich wider anfahen von dem kryeg, den ich vor angestellt hann von der ytzgeschryben hystoryen.
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 152, 24
(
m/soobd.
,
1475
):
darauf sullen all wochenphenning
[d.h.: deren Bezahlung]
[...] von werchleuten angestellt und nit geraicht [...] werden.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
1572
):
welche einnembung des perkrechtsmost auch zu ainer ordenlich bestimbten zeit [...] beschehen und nit angestelt werden.
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Bächtold, a. a. O.
139, 128
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen ; ;
Grossmann, a. a. O. ;
Mell u. a., a. a. O. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Haltaus
44
.
12.
›etw. unterbrechen, vorläufig beilegen‹; speziell
den krieg anstellen
›Waffenstillstand schließen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  17,  2.

Belegblock:

Roder, Hugs Vill. Chron. (
önalem.
,
1530
):
wuͦrden zuͦr selben zitt all kryeg in Spanigen, Rom und England und allthalb angestellt.
Ebd. (
1531
):
lies man sy zuͦ Waltzhuͦt weder huͦten noch wachen, bis das der krieg angestelt ward.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
das kriegen und rawͦben wert etwo vil jar, und ward darnach ein teil gericht, ein teil angestellt durch keiser Sigmund.
13.
›e. S. (die negativ beurteilt wird) Einhalt gebieten, etw. (positiv Beurteiltes) behindern‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
[die pfaffen] groz unvuge stellen | Mit unzellicher mane | Des vordamnisses ane.
Goldammer, Paracelsus
6, 101, 21
(
1530
):
dein gesatz wird ie lenger ie mehr verhindert und angestelt.
14.
›etw. verbieten; etw. einstellen‹.
Bedeutungsverwandte:
 2; vgl.  1,  8,  4,  23,  2, .

Belegblock:

V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
alle spaͤn und zwitracht kristenlicher herren und staͤnden bi ban und acht anstellen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
das schweren oder aidt [abnemen] anzuestellen oder fürgehen zue lassen.
15.
›sich in einer bestimmten Weise verhalten, gebärden‹.
Bedeutungsverwandte:
 7, , .

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1560
):
hat [...] sich wonderlich wie ein unsinnige frau angestalt.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Gestus exhibere. sich gebaren anstellen anlegen geberden.