ansichtig,
Adj.
1.
›sichtbar, erkennbar‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1, .

Belegblock:

Vetter, Schw. zu Töß (
halem.
, Hs.
15. Jh.
):
do in der nacht ward, do kam sy ansichteklichen zuͦ ir stúffmuͦtter.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
19, 27
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Der ringe [...] sint etleich grozzer und etlich klainer, als uns ansihtig ist.
˹Hierher (?): Gille u. a., M. Beheim
162, 305
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
mach das ansichtig, raine meit, | das deiner potschafft wirdikeit | mein werk grosser erscheine
˺.
2.
als präd. Attr.:
ansichtig werden
›e. P./e. S. ansichtig werden, etw. gewahr werden, jn./etw. zu Gesicht bekommen‹; selten:
ansichtig sein
›etw. sehen, erblicken‹.
Bedeutungsverwandte:
; vgl. (V.) 2.
Syntagmen:
j.
(z. B.
der richter
) / (mit Subjektschub:
etw.,
z. B.
das schif
)
jn.
(Akk., z. B.
den edeling / grafen / wiedersacher, die tochter / die Juden
)
/ etw.
(z. B.
das schif, den haufen, das her, den brief, Cypern
)
a. werden
;
j. js.
(Gen., z. B.
unser / sein
)
a. werden
;
j.
(Nom., z. B.
die person
)
/ etw.
(z. B.
der stern
)
jm. a. werden
;
j. der augen
(Gen.)
a. sein
;
himelkreis / stern jm. a. sein.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
wen der edelinc vor gerichte get vnde in der richter ansichtich wirt.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Da die switczere worden das heir ansihe,
[wohl:
ansichtig
] |
da vilen sie nidder uffe ore knye.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
67, 4
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
wen der schif eynis ansichtik wirt eyn andir schif von andirn landin.
Luther. Hl. Schrifft.
Hiob 40, 28
(
Wittenb.
1545
):
seine [Leuiathan] hoffnung wird jm feilen / Vnd wenn er sein ansichtig wird / schwinget er sich dahin.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Ob ich mein tochtr würd sichtig an.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Alß bald sie aber vnser ansichtig werden / wendeten sie sich.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
Die drei personen [...] werdent Parmeno ansichtig.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
15, 1
(
noobd.
,
1347
/
50
):
daz die stern, die im vor ewicleich verporgen waren, nu ansihtig wurden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
der vogel ertœtt den êrsten menschen, den er ansihtig wirt in der wüesten.
Niewöhner, Teichner
10, 117
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
er siecht aller maͤnchleich an. | in mag nieman an sichtig wern.
Heidegger. Mythoscopia
3, 3
;
Matthaei, Minner. I, ;
Eschenloher. Medicus ;
Brévart, a. a. O.
26, 29
;
45, 23
;
Niewöhner, a. a. O.
9, 48
;
564, 4063
;
Seemüller, Chron. 95 Herrsch. ;
Dietz, Wb. Luther ;
Vorarlb. Wb.
1, 109
;
3.
›angesehen, geachtet‹.
Bedeutungsverwandte:
 3, (Adj.) 3; vgl.  2.

Belegblock:

Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Der Kriech von Athenis achtet in fuͤr ein hochgelerten Man, wan er ansichtig was.
Kottinger, Ruffs Adam (
Zürich
1550
):
uns mügend wir vil bass erheben, | all unsre gschlächt ansichtig machen.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß .
4.
›beachtlich, bemerkenswert, ansehnlich (von Personen und Sachen)‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.

Belegblock:

Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Din gemeiter leitstap ist dir under getan, er ist worden ein ansihtiger goͤtlicher leitstap.
Du bist ansihtiger denn ein ander mensch.
Maaler (
Zürich
1561
):
Die stim̃ macht die redreyche vil Ansichtiger vnnd angenemer oder werder. [...] Mit Ansichtigen worten ein ding erzellen. Weyßlich / dapfferlich / ernstlich / waarhafftigklich.
Bihlmeyer, a. a. O. .
5.
›anwesend, gegenwärtig‹.
Bedeutungsverwandte:
, ,  1, , ; vgl.  2.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Præsens. Gegenwertig zugegen beysessig gegenwesig beyhändig ansichtig.