anschreien,
V., unr. abl.
1.
›jm. laut zurufen; jn. auffordernd, gebietend anschreien; etw. gebieten; jm. gebietend entgegentreten; jn. gerichtlich aufbieten‹; als Synekdoche hier anzuschließen: ›etw. anfangen, anstellen, anpacken‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ; zur Synekdoche: vgl.  4.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
si [prediger orden] sullen vaste ouch anschrien | di steinigen herzen so lange.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Ir Jüden, wie wöll wirs nun angeschiren?
Adrian, Saelden Hort
148
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
Hie wider sint die viende | mit strauf mich an schriende, | dú welt, der tiefel und der lip.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
ob sie in laden das ist bitten. anschreien oder rüeffen von inen zekauffen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
mag selten ain ander vogel für in gevliegen oder gehupfen, den er niht anschrei.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1635
):
da er aber ihm [wolf] nicht anschrier und den wolf übersache.
2.
›zu js. (Verbrecher) Verfolgung aufrufen, jm. (der etw. begangen hat) nachschreien‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
SWer nicht ne volget vnde eynen nach wane anschriet von gerichtes halben.
3.
›jn. (um Hilfe) anrufen, flehentlich bitten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , ,  2.

Belegblock:

Thiele, Minner. II,
7, 360
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
uͤwer gnad ich anschry, | als lew dut sin welff, | das ir mir, fraw, zuhelff | koment in myner not!
Luther. Hl. Schrifft.
Richt. 10, 14
(
Wittenb.
1545
):
Gehet hin / vnd schreiet die Götter an die jr erwelet habt / Last euch dieselben helffen.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
als die stattknecht und ander der statt diener ine uber den markt gefuret, hette er die lewt als sein christliche bruder angeschrien, ime zu helfen.
Goldammer, Paracelsus
6, 147, 13
(
1530
):
die auch, so in gottes wort leben, kein fursten, kein herrn sollen umb hilf anschreien, allein den herrn im himel.
Adrian, Saelden Hort
8497
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
Hie dirr blind betteler | betútet wol den súndár | der rúwen und pine | hat um die súnd sine | und Jesum ist an schriende.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
3, 31
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Er wil freien die anschreien | dich, Mareien.
Thiele, a. a. O.
11, 138
;
Froning, Alsf. Passionssp.
1556
;
Pyritz, Minneburg
1526
;
Adrian, a. a. O.
8509
;
4.
das recht/gericht anrufen
›das Gericht anrufen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4.