anbringen
(md. auch
anbrengen
, ohne semantische Differenzierungsmöglichkeit),
V., unr. abl.;
oft subst.
1.
›etw. herbringen, mitbringen‹; speziell auch: ›Güter in die Ehe einbringen‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, , .

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1585
):
A. 1585 den 5. sept. hat mir min suster Sibilla einen heilich
[›Ehevertrag‹]
anpracht.
Gille u. a., M. Beheim
70, 54
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Der Lucifer pracht an sein schar | dreu tausent legion engel dar.
2.
›etw. vorbringen, vorlegen, darlegen, vortragen, mitteilen, kundtun‹; subst.: ›Vortrag, Darlegung (eines Sachverhaltes)‹; offen zu 3; Ütr. von 1.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1, ,  23.
Syntagmen:
eine klage, die notdurft a.; a., das [...] / wie [...]
/ konj. Hauptsatz.
Wortbildungen:
anbringer.

Belegblock:

Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
sie hetten das hinder innungen und gemeinheit nicht zu thun, und vieleicht unter andern reden verdackt anbracht, das [...].
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Fraw Katherina Ewlerin [...] ließ durch iren schulthaissen [...] aim erbern rat anpringen, [...] das etlich in der gemaind [...] sie uberfallen.
ist [...] beschlossen worden, [...] die rete des hellen hawfens herein in rat zu lassen, sie zu hörn und alsdann uff ir anpringen und gemelt artickel verrer zu beratschlagen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
erdacht er im ein andern list, schikt wider zue sein schwägern, ließ in anbringen, er hiet dem got Herculi gelobt.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
136, 6
(
moobd.
,
1477
):
Uns haben die bemelten unser burger anbracht, wie ir auf die bemelten weingerten [...] stewr slahet.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
192, 7
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
V. Anshelm. Berner Chron. ; ;
Mell u. a., Steir. Taid. ; ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Rot
321
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 140
;
3.
›etw. melden, rechtsförmlich anzeigen; jn. anzeigen, verklagen‹; subst.: ›Klage, Anzeige‹.
Bedeutungsverwandte:
 4.
Syntagmen:
jn. a.; das unrecht a.; a., wie [...] / was [...]; das a. für rechtmässig erkennen.
Wortbildungen:
anbringgeld
›Belohnung für eine Anzeige‹.

Belegblock:

Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
203, 38
(
thür.
,
1474
):
ist her also denne, [...] sollichs anbrengens halbin, [...] Nigkeln Wonere, synem weddersachin, nichtis phlichtig.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Der [knecht] die verächtr
[des Hutes von Geßler]
dem herrn anbrecht, | Die thet man an leybh und gut straffen.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1491
):
ob einicherlei beswerde der stúr halb [...] uf si gelegt und das einem amptmann anbracht wurde.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
muoestu verhueeten daz bestimbt dein anbringen nit beschech zuo verletzung oder schmach, sonder zuo bessrung deines nagsten.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1497
):
ob ainer von dem andern horät und den di solichs ze straffen haben nicht anpringt.
Welti, Stadtr. Bern ;
Brinkmann, Bad. Weist. ;
Fuchs, Kart. Aggsbach ;
Winter, a. a. O. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ; ;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. ;
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 62, 15
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
13, 9
;
92, 11
;
4.
ausschließlich in subst. Verwendung belegt: ›Anliegen, Gesuch, Ersuchen, Begehren, Forderung von jm. an jn.‹.
Bedeutungsverwandte:
(
das
4,  1.
Syntagmen:
das a. fürbringen / tun / anhören / verstehen, jm. ein a. fürhalten; a. sein jm. gefällig; des a. eingedenk sein; dem a. gemäs sein.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
schickten ihre Rehte dahin Key. May. gemüht und meinung und anbringen zu horen.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Dan da sij inn ein felt waren kommen | Von anbrengen zweier hertzogen frommen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
45
):
send die alten und neuen rät auff das Rathaus komen [...] und also das anbringen der erberen gmaind verhören wollten.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Under diem ampt arwayt sich ain rat fast mit der gmaint, das sy söllichs nit abschliegen, dem beger und anbringen folg theten.
Schmidt, St. Kastorst.
2, 471, 33
;
503, 42
;
Baumann, a. a. O. ; Anm. 4;
Preuss. Wb. (Z)
1, 140
.
5.
›jn. zu etw. bewegen, veranlassen, anstiften, jn. dazu bringen, etwas zu tun; etw. (eine Sitte) aufbringen, etw. (eine Regelung) einführen‹.
Bedeutungsverwandte:
(V.) 1.

Belegblock:

Gerhard, Hist. alde e
245
(
omd.
,
um 1340
):
Diser Lamech brochte an | Zwei wip mit enandir han.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
das her yren herren lantgraven Heynrichen seynen brudir ouch anbrechte sogethane unfure zu treiben.
bis alsso lange das der eyner den andirn anbrachte, das her om volgete unde seynen teil ouch dem bischoufe von Mentze vorkouffen welde.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1465
):
in dehein reyß, krieg [...] ze kommen, [...] danne aber mit miner herren anbringen, vrlouben, wissen vnd willen.
Memminger Chron. C (
Ulm
1660
):
In diesem Jahr gab ein Hauß Wachtgeld 4. pf. [...] vnd war Joß Tobel der erste Wachtmeister / der es auch angebracht hatte.
Karnein, de amore dt.
112, 11
(
moobd.
,
v. 1440
):
Ob ain edel man ains edeln weibs lieb vnd mynn begert, der sol mit disen wortten sy anbringenn zu antwortten.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Dietz, Wb. Luther ;
6.
›jm. etw. beibringen, jn. lehren, unterweisen, von etw. überzeugen‹.
Bedeutungsverwandte:
2
 1.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc. Jes.
40, 14
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
mit weme hat er zu rate gegangen [...] der in anbracht habe di kunst und im gezeyget habe den weg der clucheit.
Neumann, Rothe. Keuschh.
314
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
Cecilia dy iren brutegam | den engel liss schauwen, [...] | unnd sinen bruder Valerian, | die brachte si cristen glauben an.
Karnein, de amore dt.
83, 6
(
moobd.
,
v. 1440
):
das ich erst ainen [pueler] mit meiner arbeit leret und anbrächt.
7.
ral.
jn. hoch anbringen
›jn. in eine hohe Stellung bringen‹.

Belegblock: