ablas,
meist
der
, auch
das
;
-es/-e
(+ Uml.).
1.
›Unterbrechung, Aufhören von etw.‹; speziell: ›Nachlassen des religiösen Ernstes‹; zu  1, aber schwach belegt.

Belegblock:

Bell, G. Hager
417, 2, 25
(
nobd.
,
1595
):
Man stach vnd hauet in sÿ an ab las.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Múgent ir nút geistlich zuht gentzlich widerbringen, so ahtent iemer, daz nút ablasses noch swaͤres inbruches under úch geschehe.
Bell, a. a. O.
146, 1, 77
;
216, 3, 11
.
2.
›bei der Aufgabe eines Gutes zu entrichtende Gebühr‹;
zu  5.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
16. Jh.
):
so ainer [...] erben ließ, sol der anlaß und ablas seines gelassen guets sein zwen phening.
3.
›Erlaubnis, Recht, Berechtigung, Genehmigung zu etw.‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1529
):
Ja es thun die Ratherrn ynn Stedten und fast alle oͤberkeit auch also, Lassen die schulen zurgehen als weren sie der selbigen frey und hettens ablas dazu.
Hierher?: Spanier, Murner. Schelmenz.
21, 36
(
Frankf.
1512
):
Biß gůter ding vnd kotz dor neben, | Dan wil ich dir erst apploß geben!
4.
›Nachlass, Minderung (einer finanziellen Verpflichtung oder sonstigen Last); Befreiung von einer solchen Verpflichtung‹;

Belegblock:

Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1439
/
50
):
Wenn aber dem gůt abgieng in soͤlicher maß, dz man deheinn ablaß daran tůn wurd, soͤlicher abgang sol an dem selgrett [...] beschechen.
Winter, Nöst. Weist. , Var. (
moobd.
,
E. 16. Jh.
):
der ieder in sonderheit so oft es beschicht ist 5 ℔ ₰ der herrschaft ohne ablas zu bezalen verfallen.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1468
):
dan wer wilt, mach den aflais zer gracht verdienen.
Thiele, Minner. II,
17, 50
;
5.
›Vergebung der Sünden durch Gott oder einen Priester, in letzterem Falle per gratiam dei oder in der Form der Absolution nach vorangegangener Beichte‹; mit Verschiebung des Gen.obj.: ›Lossprechung (des Sünders)‹;
offen zu 6; zu  11.
Gesamtgebiet und -zeit; vorw. religiös motivierte Texte.
Bedeutungsverwandte:
 2,  2, ,  4,  1 (mehrmals), (
das
4,  1, , , (mehrmals), . Bereichszugehörige Wörter:  1, (
der
4, ,  2,  1.
Syntagmen:
a. wünschen / begeren
(mehrmals) /
fordern / geben
(mehrmals) /
sprechen / reichen / empfangen
(mehrmals) /
behalten / glauben / künden; des a. gewarten; um a. laufen; gnadsamer a.; a. der sünde
(formelhaft);
a. der sünder
(bei Verschiebung des Gen.obj.).

Belegblock:

Rueff, Rhein. Ostersp.
1882
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
myn name sal von uch geprediget werden | [...] | zu ablaß der sunde alle gemeyn, | daz sich daz volck mache reyn.
Gerhardt, Meister v. Prag
12, 24
(
nobd.
, Hs.
1477
):
da kam er in alle die lant des Iordans vnd prediget die tauff der pus in aplas der sunden.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Dise tůnt vil grosser schinender werke und loͮffent umbe iren aplas, und bettent nnd
(!)
slahent sich fúr ir herze und sehent die schoͤnen bilde an, und knúwent und loͮffent die stat umbe.
Illing, Albert. Sup. Miss.
2584
(
els.
,
n. 1380
):
das du mir gebest geworen rvwen vnd bihte vnd appelos aller miner súnden.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
won von ir hat enphangen der gevangen losung, der siech gesunthait, der trurig trost, der súnder ablâss aller siner súnde.
In zwo wise sol man daz hertze rain machen [...], mit únsers herren helfe: mit dem applas in der bihte.
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
151vb, 40
(
moobd.
,
n. 1434
):
ob der krankch mensch noch nicht emphangen hiet die heiligen sacrament, als den heiligen ablas vnd den vil heiligen leichnam vnsers herrn vnd die heilige oͤlung.
Klein, Oswald
39, 70
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
O priester, gebt mir hulde! | Durch hailikait der siben gab | sprecht ablas meiner sünde.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
[sie] viel im zufůessen und legt im fur ir sundt und missetat und begert ablas uber ir sundt.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
der mensch sol [...] die begangen sünd mit rew stechen vnd slahen auch mit worten durch mündliche peicht verraten, zuolesst ains vrtails gewarten, benentlich des ablas.
Helm, H. v. Hesler. Apok. ;
Rueff, a. a. O.
326, 2278
;
Dubizmay, kurß zu Teutze
40, 3
;
Mone, Adt. Schausp. ;
Gille u. a., M. Beheim
69, 186
;
234, 124
;
240, 49
;
449, 952
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Ruh, Bonaventura
358, 33
;
Nyberg, Birgittenkl.
1, 272, 14
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
13, 52
;
Reithmeier, a. a. O. ;
Sexauer, Schrr. in Kart.
236, 5
;
6.
›Nachlaß oder Erlaß der Sündenschuld und damit verbunden geglaubter Sündenstrafen durch die Kirche auf Grund der Erfüllung vorgeschriebener, darunter vor allem finanzieller Voraussetzungen‹. Ablässe wurden vor allem an kirchlichen Festtagen erteilt, von denen
Dertsch, Urk. Kaufb.
643
allein für sein Gebiet 54 aufzählt. An die Konzentration der Ablaßerteilung auf bestimmte Tage ist die nächstfolgende Bedeutung anzuschließen.
Zur Sache zuletzt: .
Gesamtraum; Gesamtzeit, aber zunehmende Beleghäufigkeit und zunehmend deutliche Abgrenzungsmöglichkeit der Belege gegen diejenigen zu 5. im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert.
Bedeutungsverwandte:
 3,  1, ,  7,  1. Bereichszugehörige Wörter, aber im Vergleich zu 5. nur vereinzelt:  1,
1
 3, ,  2.
Syntagmen:
a. erdenken / bringen / geben
(mehrmals) /
sprechen / verkaufen / suchen / kaufen / bezalen / lösen / holen / haben; a.
(Subj.)
kommen her; sich auf den a. trösten / verlassen; brief von a.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
,
um 1400
):
der valsche breve gemacht had [...] van afflais, ind hed grois gelt davan genomen.
Luther, WA (
1531
):
was fur eine heubt buͤberey ist mit dem Ablas. Wer sich auffs Ablas getroͤstet und verlassen und also gestorben odder gelebt hat, der hat damit den Heiland Jhesum Christum muͤssen lassen faren.
Gille u. a., M. Beheim
241, 43
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wer gelt hat, der wurt sunden frei. | den aplass sy verkaͮffen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
daß sovil pilgerin kamen von verre und von nache, die den abloß suechten [...]. man mueßt 7 tag da beleiben und alltag in 4 kirchen gan und ir almuessen darinnen laßen. und sol man wißen, daß die benedicier groß und vil gelts auflegten, darnach und der man reich oder arm was, und darnach sie statt funden an den leuten, es was alles nur umb das gelt zu tuen. man sagt fürwar, daß von pfingsten biß auf Jacobi kain tag nie kam, es wurd ain Augspurger metz voller Regenspurger da gelaßen und gegeben, dann iederman wolt gen himl.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
ir glaub was, daß kain fegfeur wer, und daß der aplas umbsonst und vergebens, auch allain von des babsts geutz wegen erdacht were.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1475
):
Nü müß man von der penitentzerey den applas der sunden hert bezaln.
Schade, Sat. u. Pasqu. (wohl ˹
schweiz.
1525
˺):
Zů Rom hat man noch eins erdacht, | Vil ablaß in teutsch lant gebracht, | Die leut darmit ser übernomen.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 365, 26
(
oobd.
,
1526
):
wer vmb seine gebot nit gibt, ime vnd den seinigen nicht gellt reicht, sie nit ehrlich helt, nit ablaß kaufft.
Engel, Rats-Chron. Würzb.
91, 17
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
2, 195
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
Barack, Teufels Netz ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
36b, 21
.
7.
›der bei Gelegenheit von Ablaßtagen stattfindende Jahrmarkt, mit dem Ablaß verbundener Festtag‹.
Omd.
Bedeutungsverwandte:
 2.
Syntagmen:
etw. an dem a. feilhaben; auf das a. wollen; a. sein (an einem tag).

Belegblock:

Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
24
):
Ist ein namhaftige statt [...], so dan alle jar aploß pflegt zu sein, darauf dan mancherlei volk kommet und aufleufte ersteen.
Ermisch, UB Chemnitz (
osächs.
,
1412
):
wollen ouch, das darmitte das ablas unde markt, die sie vor ierlichen uff sente Jacobstag habin, nicht abgethan sii.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
,
um 1440
):
also das nymandt sal fremde messer veil haben alhy zu Freibergk, es sey denne an dem iarmargkte oder an den applasen.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
die alte furstinne [...] wolte gen Magdeburg uff das ablass.
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
Hertel, Hall. Schöffenb. .
8.
›finanzielle Ausbeutung (allgemein, nicht im Sinne der Ablaßpraxis)‹; anzuschließen an 6; 7.

Belegblock:

Sudhoff, Paracelsus (
1528
/
9
):
Wollen ir kranken den grund der arznei suchen, fliehet von apotekern, dan [...] es ist ein gespann des rechten ablaß.
9.
›Mißbrauchung von jm. (im sexuellen Sinne)‹; in der Wendung
des ablasses teilhaftig werden
›sich brauchen lassen‹; anzuschließen an 6.

Belegblock:

Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
ir cammermagdt, die auch zuvor des aplas zu zeiten tailhaftig worden, hat dise haimlichkait und das ganz gescheft gewisst.
10.
›Ablauf, Abfluß, Auslaufenlassen (von Gewässern) als Vorgang/Tätigkeit‹;
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
Ich habe [...] den teich zum ablaß wol zugericht und mit graben versehen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Augsb.
1475
/
80
):
der grabe wart derfúlt von dem ablauf
[Z-Sa:
ablaß
; K-Oa:
der wasserlayt
]
des wassers.
Lohmeyer, a. a. O. ; ; .
11.
›Vorrichtung zur Regulierung (von Gewässern), Überlaufstelle, Staustelle‹; speziell: ›Wehr‹; ›Schleuse‹.
Bedeutungsverwandte:
; .
Syntagmen:
einen a. machen / auftun; über den a. faren, etw. zum a. brauchen / zurichten.

Belegblock:

Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 284, 25
(
schwäb.
,
1410
/
11
):
Den flotzern 3 lb. umb diln, braucht man zu dem ablass.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
bald darnach ließ der abbat ain schwellin oder ablaß in ried Ganhertzhofen in seynen medern machen mit grossem, starckem holtz und wol und tief eingraben, damit er seine meder kunte wesseren.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
17. Jh.
):
Wer ân erlaubnuß dem müllner uber den ablaß fert.
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Müller, a. a. O.
90, 39
;
Lohmeyer, K. v. Nostitz ;
Lexer, Tucher. Baumeisterb. ;
Boner, Urk. Aarau
814, 12
;
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 460, 6
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 39
.
12.
›das Ablassen des Weins aus dem Faß‹; metonymisch: 12 a. ›Most, junger Wein‹; 12 b. ›die Zeit im Herbst, in der der Wein abgefüllt wird‹;
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1489
):
währ aber daß ainer ain vaß wein hie hiet und wolt den nachpaurn damit truzen, so mag man ablas hergefürn sover daß man ain emer most gemachen mag.
13.
›Losbrennen, Abfeuern (von Geschützen)‹.

Belegblock:

V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
dass der herzog und d’ Eidgnossen, vom ablass des Franzesischen geschuͤzes gewarnt, sich schnel zů Sala ufhůben.