abhauen,
V., unr. abl.
Konkret (1-8) ›etw. ab-, los-, durchschlagen‹ mit mehreren Spezialisierungen. Daneben figürliche Verwendungen (9-11).
1.
›jm. etw. (ein Körperglied, vor allem den Kopf, als Straftat z. B. einen Finger, als Strafe vor allem die Hand oder Finger) abschlagen‹, je nach Verwendung dann ›enthaupten, köpfen‹, ›amputieren‹ usw.;
zu  12.
Erzählende und rechtsgeschichtliche Texte.
Syntagmen:
den finger
(häufig)/
fus, die hand
(häufig),
das haupt
(häufig)/
or a.
Wortbildungen:
abhauung
1 (der finger / hand).

Belegblock:

Chron. Köln (
Köln
1499
):
he [...] kreich dat vuir an ein bein, so dat men iem dat moest afhauwen.
Feudel, Evangelistar
48, 10
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
der eyne [...] hyp dem knechte [...] eyn ore ap.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
162, 27
(
thür.
,
1474
):
daz er ym [...] eynen finger abe-, den andern lam [...] gehouwen habe.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1502
):
soll er die recht hand [...] im abzuhawen verwürckt haben.
Wyss, Limb. Chron. ;
Goerlitz u. a., Rechtsd. Schweidnitz
392, 25
;
Grosch u. a., a. a. O.
195, 1
;
Voc. Teut.-Lat.
a iijr
;
2.
›jn. erschlagen, töten‹; anzuschließen an
das haupt abhauen
›enthaupten‹, ohne Objekt;
zu  10.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
âne dî abgehouwin | dem here wurdin.
Preuss. Wb. (Z)
1, 31
.
3.
›jm. (das Haar, den Bart) abschneiden, scheren‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.

Belegblock:

Maaler (
Zürich
1561
):
Abhauwen | Wirt auch etwan für abschaͤren genommen: als den bart oder daß haar abhauwen.
4.
›etw. herab-, herunterschlagen‹;
zu  13.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6.

Belegblock:

Grothausmann, Stadtb. Karpfen
17, 24
(
mslow. inseldt.
,
1546
):
das Balaśśa Melcheors [...] das schloß abgehauen.
5.
›(Bäume) fällen; (Äste von Bäumen) abschlagen‹;
zu  1.
Syntagmen:
den baum
(häufig)/
dorn, die rebe / erle, das holz
(häufig)
a.
Wortbildungen:
abhauung
2.

Belegblock:

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Joh. (
osächs.
,
1343
):
di [wînrebe] sal her abe houwin.
Gille u. a., M. Beheim
99, 769
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
so darff er nicht die tarn allein | abhawen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1615
):
Von verwiestung und abtreibung der wäld, auch abhauung und abschneidung der [...] beßamreiß.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
diu [hölzer] man ze unrehter zeit abhawet.
Große, Schwabensp. ; ;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
111, 3
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
7, 11
;
Diefenbach, Mhd.-hd.-böhm. Wb. ;
6.
›(eine Fläche) kahlschlagen, kahlhauen‹; gegenüber 5 (1. Nuance) mit verschobenem Objekt;
zu  3.
Bedeutungsverwandte:
vgl. .

Belegblock:

Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
2. H. 14. Jh.
):
unde hip di wingarten abe.
7.
›(Gras oder eine Grasfläche) (mit der Sense) abmähen‹;
zu  4.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1,  2.

Belegblock:

Ermisch u. a., Haush. Vorw.
72, 27
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Das gras [...] soll [...] nicht mit der sensen abgehauen werden.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 31
. –
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 1
.
8.
›etw. durchschlagen, kappen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3;  5, ,  6, .

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
er [holofernes] gebot abzehauen ir eydsucht.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
die [pawrn] [...] die streng hinder den pferden [...] abgehawen.
Weitz, Albich v. Prag
144, 8
(Hs. ˹
oobd.
,
A. 16. Jh.
˺):
Wem die groß halß ader ab gehawen sey, das das plůt nit versten woͤll.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
129, 19
.
9.
›etw. (z. B. Sünde) tilgen, aufheben‹.
Bedeutungsverwandte:
 2,  1 (jeweils in ütr. Verwendung).

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
14. Jh.
):
Er sol zů dem ersten abehoͮwen und uzrúten die súben hoͮbtsúnde.
10.
›etw. (z. B. einen Buchteil) auslassen oder kurz abhandeln‹.
Wortbildungen:
abhauung
3.

Belegblock:

Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
so wirt abgehauwen ein grosser teyle des selben bůchs.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
ich wil iz [mere] kurzlich abehouwen.
Kurrelmeyer, a. a. O. .
11.
›(dem Leben) ein Ende bereiten, (es) beenden‹.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
der Dot [...] | Er wilt dir din leben abehauwen zu hant.