tropfen,
tropfe
III, der
;–/-n, -Ø
;zu
mhd.
tropfe
›Tropfen‹
(Lexer
), zur Herkunft und zum Verhältnis der Lemmata 2, 1525
tropfen, tropf
I, tropf
II vgl. Kluge/S.
, 2011, 932
Pfeifer
und 2000, 1465
Dwb
.11, 1, 2, 862
›sehr kleine / kleinste Menge Flüssigkeit in kugeliger bzw. ovaler Form; Tropfen‹; teilweise als Maßeinheit (mit Stoffangabe): ›Tropfen einer bestimmten Flüssigkeit‹ (z. B. Wasser, Wein, Blut); mehrfach ütr. auf andere Bezugsgrößen: ›sehr kleine, geringe Menge (von etw.)‹; oft im Diminutiv.
Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
˹kein / nicht ein tropfen
˺ (+ Verb) ›gar nicht‹.Bedeutungsverwandte:
funke
tau
der
), zweig
träne
tror
Syntagmen:
tropfen empfangen / fangen / lassen / regnen / trinken,
[wohin, z. B. in die hand, in die augen
] nemen / tun / wälzen / werfen, einen t
. (z. B. wassers
) begeren / versuchen, in etw
. (z. B. in wein
) giessen
; ein t
. (Subj.) fallen / herabfliessen / schmecken
›riechen‹ / stehen / zergehen,
[wo, z. B. in js. herz
] sein, aus einem fas fliessen / kommen, e. S. gleichen, die welt von sünden rein machen
; des leidens
(Gen.obj.) jn. als ein t. dünken
; etw
. (z. B. das har
) vol tropfen sein
; etw. mit tropfen abwaschen / behenken / vermischen, um einen t. zanken
; ein t. bieres / blutes / eiters / giftes / wassers, christlicher gedanken, blutigen schweisses, der liebe, der süssigkeit, ein t. armoniaci, ein t. blut / freundlichkeit / vernünftigkeit / wasser / wein / weisheit
; ein t. von balsam / unsers hergottes blutes
; ein heiliger / kleiner / roter / reiner / runder / unsichtiger t
.; alles bei einem t
. ›alles, bis auf einen Tropfen‹, etw
. (z. B. js. tugend
) als das mer wieder einen tropfen sein
(Tendenz zum Phrasem).Wortbildungen:
tropfächtig
tropfenweise
tropffal
Belegblock:
Luther, WA
32, 121, 17
(1530
): Ich der ich nicht ein tropffen weisheit hab und der feind hat ein gantzes meer vol, dennoch sol er mir nicht wissen noch kunnen schaden.
Ebd.
36, 334, 3
(1532
): liessen sie kein kornlin, fissch [...] unvergifft, nicht einen tropffen birs yhm keller.
Ebd.
46, 779, 28
(1537
): wenn schon jemand fur mich gestorben were, so hilfft mich doch sein tod keinen tropffen, dadurch mir einen gnedigen Gott zu machen.
Ebd.
49, 371, 33
(1544
): was ists, daraus kind gemacht wird? Ein tropfen bluts, sonst nichts, Gottes wort ists.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
125, 2541
(Magdeb.
1608
): Der hat kein Ehrlichn tropffen bluth / | Der dem vnschuͤldign schaden thut.
Fischer, Brun v. Schoneb.
671
(md.
, Hs. um 1400
): min har ist noch trophen vol, | seht rechte an dem selbin dol.
Quint, Eckharts Pred.
1, 151, 1
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): Nû nemen wirz in der sêle, diu ein tröpfelîn hât vernünfticheit, ein vünkelîn, ein zwîc.
Ebd.
2, 445, 7
: alles sînes lidennes sol in dünken als kleine, rehte als ein tropfe wazzers gegen dem wilden mer.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 357, 6
(Mainz
1605
): Fuͤr trawrigkeit deß hertzen, | [...] | Floß von dir tropffenweiß, | Reichlich der blutig Schweiß.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
66, 18
(Frankf.
1535
): Der [ametist] aber ist wie ein tropffrodt wein mit wasser vermischt.
Ebd.
198, 13
: mit einem troͤpfflin armoniaci vermischt [...] heylen sie [gruͤnspan odder kupffer rost] die fisteln.
Stoltzius, Chym. Lustg.
68, 5
(Frankf./M.
1624
): [Ein lieblicher Platzregen] waͤschet ab / sauber vnd rein / | Vnsr Leiber mit den Tropffen sein.
Strauch, Par. anime int.
56, 20
(thür.
, 14. Jh.
): alse der einen tropphin waszeris guze in vil winis, der forlusit varwe, geruch und gesmac.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
58, 25
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): [Wein,]
der do truft us dem risse des czwigis der palmen, [...] wy man troppin veet und trinkit. Keil, Peter v. Ulm
97
(nobd.
, 1453
/4
): thu es [salbe] in die augen, ein tropffen oder zwen.
Bihlmeyer, Seuse
467, 17
(alem.
, 14. Jh.
): [...], daz dich got [...] hinnan wil nemen zuͦ dem grundlosen burnen, us dem du nuͦ ein troͤpfelin hast versuͦchet.
Chron. Strassb.
2, 747, 22
(els.
, E. 14. Jh.
): [der Verstorbene]
kam her wider [...] und warf drige droppfen eiters uf sinen gesellen, die brantent in durch sine hut. Goldammer, Paracelsus
2, 427, 1
(1532
/4
): [der reich purpurmann] begert also nun ein tropfen wasser an Lazaro.
Rieder, St. Georg. Pred.
28, 24
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): dar umb sol man Got zuͦ kainen hailgen zellen, wan sin tugend sint reht als daz mêr wider ain trophen.
Ebd.
171, 14
: [...] daz er dir gebe ze versuͦchen ainen tropfen siner suͦssekait.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
4327
(halem.
, Hs. um 1435
): Unsaglich was sin marter gross, | Das als sin bluͦt da von im floss, | Das er nit hett ainen tropfen me.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
536
(Genf
1636
): Tropffechtig / ein tropff nach dem andern.
Maaler
409r
(Zürich
1561
): Troͤpffle (das) Guttula.
Wyss, Luz. Ostersp.
4387
(Luzern
1571
): So hand ir hie ein salb so guͦtt, | Das iederman erfröwen thuͦtt. | Ein tropff schmöcktt durch ein gantzes hus.
Morrall, Mandev. Reiseb.
35, 24
(schwäb.
, E. 14. Jh.
): niement ainen tropffen [balsam] in úwer hand und hond sie an der sunnen.
Koller, Ref. Siegmunds
325, 43
(Hs. ˹Augsb.
, um 1440
˺): als er unter dem veigenpöm sas; da vilen troppfen ab den veigenpletern auff in.
Bauer, Geiler. Pred.
316, 7
(Augsb.
1508
): gaistliche ewige hymelische ding / hertzigend sy [die sel] nit aynen tropffen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
83, 24
(oobd.
, 1349
/50
): Von dem tawe. [...] sô entsleuzt sich der gar edel dunst in sô zartez wazzer und in sô unsihtigeu tröpfel.
Bauer, Imitatio Haller
86, 26
(tir.
, 1466
): wer da hiet nur ainen troppfhen der waren lieb, der würd nicht vil achten der weltleichen vnd irdischen ding.
Luther, WA
12, 351, 31
; 15, 269, 1
; 30, 2, 599, 29
; ders., WA Tr.
6, 250, 3
; Quint, a. a. O.
2, 188, 9
; Oorschot, Spee. Trvtz-N.
56, 12
; Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
3705
; J. W. von Cube. Hortus
75, 14
; Kehrein, a. a. O.
1, 312, 6
; Belkin u. a., a. a. O.
188, 14
; Pfeiffer, a. a. O.
41, 11
; Pyritz, Minneburg
4314
; Gille u. a., M. Beheim
84, 99
; Päpke, Marienl. Wernher
4814
; Stopp, Kochbuch S. Welserin
98, 5
; Andreae. Ber. Nachtmal
61r, 17
; Klein, Oswald
18, 7
; Brack
b 6r
; Mylius
A 8r
; Schweiz. Id.
14, 1263
.