triegerei,
die
;
–/-en
.
1.
›Blendwerk, Zauberei, absichtsvolle Täuschung‹; metonymisch: ›Trugbild‹; in religiösen Kontexten häufig speziell mit Bezug auf Handlungsweisen und -möglichkeiten der Antagonisten Gottes bzw. des wahren christlichen Glaubens, wie sie in Gestalt des Teufels, des Antichristen sowie als Häretiker ertextet sind, dann: ›Irreführung, Verführung zum Bösen‹; ›Ketzerei‹; in reformatorischen Kontexten speziell bezogen auf die Ablasspolitik des Papstes und die Vertreter der alten Kirche: ›auf Betrug, Missbrauch basierende, falsche Sicherheit vermittelnde kirchliche Lehre‹;
zu
triegen
(V.) 1.
Gehäuft bei Martin Luther und Hans Sachs (für die zuletzt genannte Nuance).
Bedeutungsverwandte:
gaukelkirche
,
gespenst
 2,
lüge
 3,
narrenwerk
,
traum
 1,
unglaube
,
zauberei
; vgl.
betrug
 1,
gaukelblik
,
gespuknis
,
irrung
 1,
irtum
 2,
ketzerei
 1,
trug
 1,
trügnis
 1.
Gegensätze:
warheit
.
Syntagmen:
t. anfangen / ausscheiden, mit lüge verhelen
;
etw
. (z. B.
die gestalt, das gesez des pabstes, die anschläge der gotlosen
)
t. sein
;
der t. schweigen
;
durch t. in irtum, übermits t. in unglauben fallen, etw
. (z. B.
die sele, das gesicht / gespenst
)
sich durch t. schauen lassen, jn. durch t. letzen / verfüren, von got abfüren, vor t. behüten
;
die t. des teufels, der schwarzen kunst, der lügenhaftigen geister
;
die süsse / verfürerische t
.

Belegblock:

Luther, WA
7, 308, 32
(
1520
/
1
):
ernstlich bitten. Das die armen selen nit mehr. ßo kleglich durch solch triegerey vnnd gaückel kirchenn vorfurett werden.
Ebd.
9, 720, 12
(
1509
/
21
):
durch triegerey. der lugenhafftigen vnnd yrrigen geyster fallen sie ynn offentliche yrthümb.
Ebd.
10, 1, 1, 727, 3
(
1522
):
das man mit exempell beweyßete, wie des Bapsts gesetz narrnwerg unnd triegerey were.
Ebd.
21, 242, 37
(
1544
):
erstlich hat der Luͤgengeist bald im Paradis solche suͤsse triegerey angefangen.
Chron. Köln
2, 81, 16
(
rib.
,
1. H. 15. Jh.
):
darna wurden dri swesteren gevangen, de overmitz sin dregeri in ungelaven waren gevallen.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
9255
(
rhfrk.
,
um 1405
):
Ist dis draum odir also vermeret, | Odir sint is driegerien?
Sachs
15, 541, 11
(
Nürnb.
1563
):
Dieselben [christlichen bischoff], wo sie [die ketzer] mochten, letzten | Durch lüg, arglist und triegerey.
Ebd.
19, 272, 24
:
all anschleg [...] | Der gottlosen sind triegerey.
Ebd.
316, 2
:
Eh das gottes-wort zu uns kam, | Ließn sich bey uns schawen on scham | Vil seel, gespenst, dergleich gesicht, | Durch triegerey.
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 529, 9
(
Nürnb.
1631
):
Gott behuͤt vns staͤts allesampt, | [...] | Vor Teuffels List vnd Triegerey, | Fuͤr boͤsem Gspenst vnd Zauberey.
Turmair
4, 405, 18
(
moobd.
,
1522
/
33
):
die ungelerten münch und pfaffen [...] haben sorg, [...], man werd ir torhait und ungeschicklikait (ich wil der triegerei geschweigen) innen.
Sachs
18, 465, 8
;
20, 296, 3
;
20, 296, 3
;
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 8, 33
;
Schweiz. Id.
14, 628
;
Schwäb. Wb.
2, 421
.
2.
›(aus niederen Beweggründen resultierendes) betrügerisches Handeln; Heuchelei‹; resultativ: ›Betrug‹;
vgl.
triegen
(V.) 2.
Bedeutungsverwandte:
betrug
 2,
falsch
,
finanz
,
grif
 5 (hier negativ konnotiert: ›unlautere Bereicherung‹),
heuchelei
(s. v.
heucheln
 2; 3),
list
 4,
lüge
 2,
schmeichlerei
,
vorteil
; vgl.
arglist
,
trug
 2,
trugenheit
 2.
Syntagmen:
t. anfangen / treiben
;
die t
. (Subj.)
in allen ständen sein, kein ende haben, den handwerkern beiwonen
;
js. gestalt t. sein
;
sich der t. schimpfen
;
j. vol der t. sein
;
der t
. (Dat.obj.)
recht geben
;
sich aus t. fälschlich zu jm. tun
,
durch t. geld bekommen, jn. durch t. überwältigen, sich durch t. dem fuchs vergleichen, das leben in t. unbescheiden sein, seine narung mit t. suchen, mit t. etw. zu sich bringen
;
t. in allen waren
;
die eitle t
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor.
373, 30
(
Lübeck
1639
):
Den handwerckern wohnet allen bey / der eygennvtz vnnd triegerey.
Luther, WA
15, 311, 6
(
1524
):
Also das solche triegerey keyn ende hat, und keyn kauffman dem andern weytter trawen thar, denn er sihet.
Ebd.
19, 304, 24
(
1526
):
Das erste haben sie gestolen wie der hund das fleisch, [...] odder mit triegerey zu sich gebracht.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
1, 144, 22
(
Frankf.
1563
):
die frauw wird auch über sein
[eines Scharlatans]
verhoffen in solcher triegerey gesund und solchs gewar.
Gille u. a., M. Beheim
236, 131
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Sust treiben sy vil treigereÿ | mit andern wurczeln mancherley.
Sachs
14, 131, 10
(
Nürnb.
1550
):
Marcolfe, du bist nit wol klug; | Meinst, sie sindt all vol triegerey? | [...] | Jha, und darzu vol schmeichlerey.
Ebd.
17, 342, 5
(
1563
):
Wie mir gschach und dem bettelmann, | So geldt bekamn durch triegerey.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2625
;
Sachs
15, 139, 37
;
16, 438, 25
;
476, 11
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
45, 14
;
52, 6
.
Turmair
1, 227, 9
;
391, 3
;
Schöpper
16b
;
Serranus
174v
;
Schweiz. Id.
14, 628
;
666
;
Schwäb. Wb.
2, 421
.