trecken,
V.,
zu
mhd.
trecken
›ziehen‹
, Intensivbildung zu trechen
(Lexer
; 2, 1500
Pfeifer
).2000, 1453
– Nordd./Md.
1.
›etw. ziehen, heraus-, hineinziehen; durch Ziehen fortschaffen‹; häufig im Sinne von ›heftig oder gewaltsam ziehen, zerren, (aus)reißen‹; bei Arzneien: ›extrahierend wirken‹; in mehrfacher Hinsicht bildlich und ütr. gebraucht; dann z. B. ›sich in die Haare, in die Wolle geraten‹.Phraseme:
js. leine trecken
›mit jm. an einem Strang ziehen‹; den afterhame trecken
›sich zurückziehen‹.Bedeutungsverwandte:
raufen
stossen
abtrecken
antrecken
anziehen
austrecken
geziehen
herausziehen
trechen
ziehen
Gegensätze:
stopfen
Syntagmen:
etw
. (Subj.) t
. (absolut); jn
. (z. B. die braut
) / sich / etw
. (z. B. den faden, die leine
) t
.; jn. / etw
. [wie] (z. B. mit hochfart
) t
., [wohin] (z. B. in etw., hin zu etw. wärts
) t
.Wortbildungen:
trecker
trekgarn
Belegblock:
Peil, Rollenhagen. Froschm.
286, 797
(Magdeb.
1608
): Wenn Herrn sich reuffen vnd trecken / | Muͤssen die Bawren jhr Haar darstrecken.
Fischer, Brun v. Schoneb.
8461
(md.
, Hs. um 1400
): daz si sine
[Gottes]
liben brut ouch nicht | uz irre innekeit irwecken | noch in di werlt widir trecken. Ebd.
10448
: vrouwe Lachtasis daz ist mir bekant, | di trecket mit irre hochvart | den vadem hin zu tale wart.
Dat nuwe Boych
440, 5
(rib.
, 1396
): off sij eynen Ertzbusschof van Coelne vnderstain weulden an sych zo weruen, [...], want he seulde yre lyne wail trecken.
Stedtfeld, Roger-Glosse
120
(omd.
, Hs. 15. Jh.
): heilen mit den dingen dÿ do trecken vnde stopffen.
Veith, Bwb.
499
; Pfälz. Wb.
2, 450
.‒
Vgl. ferner s. v. afterhame
.2.
›an einer Glocke ziehen; läuten‹.Bedeutungsverwandte:
antrecken
läuten
anläuten
anschlagen
anziehen
ausläuten
ziehen
Belegblock:
Koeniger, Sendgerichte
36, 29
(rib.
, 1567
): wan ein donnerwetter vorkombt, soll der kuster das wetter anzeichen [...], das ist, er soll das klein klöckelgen antrecken alsdan behürth die grosse klock [...] zutrecken, item die missklock [...] zu leuthen.
3.
›sich an einen Ort bewegen; wandern, (aus)ziehen; sich [wohin] begeben‹; auch: ›in den Krieg ziehen‹.Bedeutungsverwandte:
austrecken
ausziehen
geziehen
scheiden
wandern
wegziehen
ziehen
auffaren
aufmachen
1
aufreiten
auskommen
austrecken
Syntagmen:
j. t
. (absolut); j
. [woher, wohin] (z. B. aus der stat, in / nach / vor etw
.) t
.; subst.: das grosse trecken
.Belegblock:
Chron. Köln
1, 373
(rib.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): sy treckden vys der stat gemein | rich, arm, grois ind clein.
Ebd.
2692
: ind treckent myt eyme starcken her | her vur Coelne.
Ebd.
3, 642, 25
(Köln
1499
): ind was ein groisse trecken zo eme [konink Rodulf] van heren ind van steden.
Opel, Spittendorf
415, 14
(osächs.
, um 1480
): nicht ferne von dem creutze, da man auss dem fussteige nach Golis trecket.
Valli, Königsb. Apostelgesch.
1947, 53
f.; 56
.‒
Vgl. ferner s. v. anstechen
3, 1
anwerden
2.4.
phras.: sonder trecken
›ohne zu zögern‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. aufziehen
austrecken
harren
längen
merren
Belegblock:
Thiele, Minner. II,
30, 409
(Hs. ˹md.
/rhein.
, 1. V. 15. Jh.
˺): das machstuͤ genczlich da by pruͤven, | of ein snel und ain bedruͤven | deit sonder trecken leives bede.