rinde,
rinden,
die
,
auch
der
;
-Ø, -n/-n
;
zu den Synonymen für ›Rinde‹ (des Laub- sowie des Nadelbaumes) in den dt. Mundarten s.
Dwa
11
, Karten 8 und 9.
1.
›die den Stamm und die Äste bedeckende äußere Schicht eines Baumes, Borke, Baumrinde‹; z. T. auch: ›unmittelbar unter der äußeren Borke liegender Faserstrang, Bast‹; mit Anwendungsbezügen z. B. in der Medizin, bei der Herstellung von Geweben, Schnüren, als Verpackungsmaterial oder Schreibunterlage.
Bedeutungsverwandte:
1
bast
 1,
borke
,
haut
 7,
oberrinde
,
ranft
 1; vgl.
baumrinde
,
stamrinde
.
Syntagmen:
die r. abschaben / begiessen / besengen / lüften / nemen, den bäumen abbrechen, von den bäumen essen, zu pulver machen, bäume rinden haben
;
die r
. (Subj.)
weis, an einem baum sein, schwarz werden, aufbersten, die bresten vertreiben
;
j. an der r. stehen, glut für ein feuer auf eine r. nemen, schriften auf rinden schreiben, den anken aus den rinden verkaufen, die franzosen durch rinden heilen, gottes wunderwerk in den rinden sehen, der anke
(Subj.) ›Harz‹
in den rinden sein, j. mit der r. die zelle decken, die oberrinde von der r. schneiden, pulver zwischen die rinden werfen
;
die r. der bäume
;
die r. an / von den bäumen, von der gerte / linde / weide
;
die auswendige / gestämpfte / graue / grobe / grüne / hole / innere / mitlere / oberste / raue / ungeschaffene / untere r
.;
die spalte in der r
.,
das tuch von rinden
.
Wortbildungen:
rindechtig
›voll mit rindenartiger Kruste (von der Haut gesagt)‹ (dazu bdv.: vgl.
grindig
 1; 2),
rindenflek
›Stück Rinde‹,
rindenhölerig
›voller Löcher in der Rinde‹,
rindenkleiber
›Specht‹ (dazu bdv.:
baumheckel
,
baumkletterlein
).

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
145, 39
(
preuß.
,
1409
):
600 armbrost ungestempte rynden, item 600 armbrost gestempte rynden, [...] 50 pfunt flomisch garn.
Luther, WA
50, 56, 33
(
1536
/
9
):
[Johannes Chrysostomus] nam da gras und rinden, damit decket er sein zelle und machet ein thuͤr daran fuͤr die thier.
Ebd.
52, 427, 7
(
1544
):
da ligt nicht an, das der Weinstock so ein ungeschaffene, rauhe rinden [...] hat.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
255, 11
(
wmd.
,
1634
):
Jch mitt einer holen Rinde
[›Pfeife‹] |
Mich zu JESV wende schnell.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
200, 18
(
Frankf.
1535
):
Wann man das glas puluer wirffet vnden zu dem stammen zwischen die rinden des baums da die rappen [...] iungen machen / das macht das jre eyer nimmer vffgehend.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
38, 9
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
der provincie hobt stat [...] ist genant Funyglu, do macht man schone tuch [...] von der boume ryndin odir borkin.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
103, 12
(
osächs.
,
1570
/
7
):
schneide dann die oberrinde von der grünen rinden und nim so viel, als du stossen wilst, in den propfstock.
Ebd.
122, 12
:
Ob beume grobe rinde hetten oder am stamme schifericht wehren, so nemet einen baumschaber und schabet die grobe rinde herab.
Ebd.
177, 30
:
nim einen dicken rindenfleck, lege denselben einen tag in einen neuen schuch und korder damit.
Keil, Peter v. Ulm
238
(
nobd.
,
1453
/
4
):
mache die mitter rind von einer pürcken zu puluer vnd thus in wein.
Bachmann u. a., Volksb.
239, 36
(
alem.
,
15. Jh.
):
da kom er in ein wilden wald. Und brach ab den boumen den rinden und machet im selbs ein hüttli.
Vetter, Pred. Taulers
182, 31
(
els.
,
1359
):
Dise lúte die stont undenan an der rinden des boͮms und habent sich gar vaste dar an; aber si enwellent uf den boͮm nút klimmen.
Sudhoff, Paracelsus
5, 237, 2
(
1527
/
8
):
hat er lepram hepatis, so [...] wird die haut rindechtig.
Ebd.
6, 449, 31
(
1528
):
darumb nicht unbillich solches
[Heilung der Syphilis]
[...] anzuzeigen ist, aus ursachen das ir nimermer mögen durch holz oder rinden, salben oder rauch in keinerlei weg heilen.
Ebd.
14, 233, 19
(
1529
/
32
):
das wir von nöten zwungen werden, gottes wunderwerk zu sehen [...] in der naturen. als in dem gestirn, [...] samen, holz, rinden.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
147, 25
(
halem.
,
1371
):
waz ankchen her in dis statt kumt, daz man den verkoͧffen sol, als er oͧch her bracht wirt; ist er in rinden, daz man in oͧch also dar uss verkoͧffen sol.
Päpke, Marienl. Wernher
4023
(
halem.
,
v. 1382
):
Frucht, loͮb, bluͦst, holcz und rinde | Vertribent vil geschwinde | Allen bresten.
Maaler
50v
(
Zürich
1561
):
Bast / Rinden an den böumen / zarten heütlinen geleych.
Morrall, Mandev. Reiseb.
40, 14
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
da von mag kainer nit anders durch die wuͤstin komen wann mit kemeltieren, wenn die essend rinden von den bomen.
Rauwolf. Raiß
32, 11
([
Lauingen
]
1582
):
das werck [...] ist schoͤn weiß / gar nahe wie die Bonwollen [...]: das kommet her von Rinden der Baͤumen.
Henisch
219
(
Augsb.
1616
):
Baumheckel / baumkletterlin / rindenklieber.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
300, 17
(
oobd.
,
1349
/
50
):
der harliz zell sint sehseckot und die andern sint rinden hölrig.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
596
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 gelblicht indianisch gewirckht tuch von bast oder rinden.
Ebd.
830
:
Fremde uf rinden oder bletter geschribne schrifften und indianisch gedruckhte bücher.
Ziesemer, a. a. O.
146, 20
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
685, 5603
;
Ermisch u. a., a. a. O.
119, 19
;
Keil, a. a. O.
270
;
Gille u. a., M. Beheim
248, 19
;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
204r, 5
;
208r, 31
;
Morrall, a. a. O.
75, 20
;
Pfeiffer, a. a. O.
331, 14
;
Voc. rerum
115r
;
Voc. Teut.-Lat.
aa viijv
;
Dasypodius
399v
;
Henisch
8
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
382
;
Schweiz. Id.
6, 1037
.
Vgl. ferner s. v.
aufbersten
,
aufdiessen
,
ausflus
 2,
baum
 1,
impflein
.
2.
›äußere Schicht einer Frucht, auch einer Samenkapsel, einer Koralle‹.
Bedeutungsverwandte:
haut
 7.

Belegblock:

J. W. von Cube. Hortus
73, 14
(
Mainz
1485
):
Welcher vil vff stoissen hette von dem magen der neme der blomen vnd der rynden võ dem granat apffel vñ stoiß die.
Ebd.
91, 15
:
der same
[vom Kürbis]
sal woͤl gereyniget werden von den vßern rynden.
Maaler
333r
(
Zürich
1561
):
Die Rinden eines granatoͤpffels.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
245
(
oobd.
,
1607
/
11
):
corallengewechs oder gesteud, theils mit einer schwammichten hautt oder rinden überzogen.
Schweiz. Id.
6, 1038
.
3.
›Brotkruste‹.
Bedeutungsverwandte:
brosame
,
kruste
; vgl.
brotrinde
,
ranft
 2.

Belegblock:

Luther, WA
7, 583, 2
(
1520
/
1
):
so er nit wirdig ist, wen er sich recht ansehe fur gottis augen, das yhn die erde tregt und die rinden vom brot esse umb seiner sund willen.
Ebd.
33, 656a
, 35 (
1530
/
2
):
wie wir sonst pflegen die rinden vom prot gerne abzuschneiden.
Ebd.
51, 408, 31
(
1540
):
dem [Lasaro] er [der Reicheman] doch die rinden und kromen nicht gonnet, die unter seinem tissch fur die hunde fielen.
Hajek, Guͦte spise
24
(
rhfrk.
/
nobd.
,
um 1350
):
nim schoͤn herte brot, snit die obersten rinden abe schone vnd duͤnne.
Ebd.
27a
:
nim daz mittelste stuͤcke [...], stoz ez in eime moͤrser vnd tuͦ dar zvͦ eine swartzen rinden brotes.
Morrall, Mandev. Reiseb.
126, 25
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
die tier [...] niement [...] das sie uff gehept hond von dem tische, brossamen und rinden.
Schmitt, Ordo rerum
178, 29
;
Voc. rerum
73r
;
Voc. Teut.-Lat.
aa viijv
;
Schöpper
48b
;
Hulsius
O jv
;
Schweiz. Id.
6, 1038
.