probieren,
V.;
zu
mhd.
probieren
(
Lexer
2, 299
), dies aus
lat.
probāre
›etw. erproben, prüfen, untersuchen‹
(
Georges
23, 1934
;
Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1993, 1044
).
1.
›etw., z. B. Münzen, Erze, auf ihren Silber-, Goldgehalt prüfen‹;
vgl.
probe
 1.
Bedeutungsverwandte:
prüfen
 2,
wägen
.
Wortbildungen
probierampt
(dazu bdv.:
wardeinampt
),
probierbuch
,
probierhaus
(a. 1650),
probierofen
(a. 1617).

Belegblock:

Schmidt, Frankf. Zunfturk.
1, 234, 14
(
hess.
,
1465
):
so das dieselben zwen meystere denn andern meystern ir obgeordeten silber zeychen und probieren sollen.
Ralegh. America iijv,
20
(
Frankf.
1599
):
namen etlich Stein mit / die sie nach meiner Heimfahrt an vielen oͤrtern liessen probieren.
Ermisch, Sächs. Bergr.
136, 1
(
osächs.
,
1499
/
1500
):
Nymants sal eyniges ertz zcu probieren gestat werden dann allein den, die dorzu verordennt sein.
Ebd.
161, 22
(
osächs.
,
1503
):
So abgetriben wirt, sall eyn itzlicher schichtmeister beym abtreybenn kegenwertigk sein unnd den plyck der huttennvorsteher von stundt probyrenn unnd wegenn.
Ermisch, Freib. Stadtr.
291, 23
(
osächs.
,
um 1466
):
es sal nymand silber bornen addir prufen machen addir probiren, er sey danne eyn goltsmedemeister.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
184v, 39
(
Leipzig
1588
):
Wie man die Muͤntze probiert / ehe man sie annimpt oder ausgibt.
Mylius
I 8r
(
Görlitz
1577
):
Fornacula Probierofen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
20, 225, 21
(
schles.
,
1525
):
Sein f. g. hat mir auch ain stueflein artz schwartzen schiffer, darin klain speysiger kyss miteingesprengt zu brobieren zuegestellt.
Chron. Augsb.
7, 182, 20
(
schwäb.
, zu
1549
):
als ain rat die [mintz] probiern und erfaren lassen, wer sie hergebracht hette, ward der Silvester Raid derwegen in die Eisen gelegt.
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 140
(
Wien
1571
):
die prob durch vnsern Guardein oder Geschwornen probierer trewlichen vnnd ohne alle gefaͤr außgeschrotten / vnnd von baiden thailen auf die fein an Goldt vnnd Silber probiert.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 104, 17
(
nobd.
,
1505
):
Soverr Jörg Diether das wardein- und probirampt nicht will annemen.
Ebd.
2, 27, 12
(
nobd.
,
1574
):
Lazarus Ercker umb sein überschickt probierbuch 10f. verehrn.
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 316
.
2.
›jn./etw. auf die Probe stellen, erproben, ausprobieren, prüfen‹;
vgl.
probe
 1.
Bedeutungsverwandte:
examinieren
,
versuchen
; vgl.
prüfen
 2.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
86, 6
(
Frankf.
1535
):
Im feur verzert es sich nit / sonder wirtt ye mehr gereyniget vnd probirt.
Perez, Dietzin
1, 203, 4
(
Frankf.
1626
):
vnd haben demnach vnser Intention oder Fuͤrnehmen genug probiert.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
6014
(
Magdeb.
1608
):
Vielleicht wil er [Gott] vns so probieren.
Ries, Rechenb.
A 5v, 7
(
Erfurt
1522
):
Das probir also halbir die zal.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 172, 5
(
Bautzen
1567
):
Vom Geist ward er ind Wuͤste gfuͤrt, | Vom Teuffel vorsucht vnd probirt.
M. Cunitia. Ur. Prop.
171, 50
(
Öls
1650
):
welches ein ieder mit zuruͤck fuͤrung des gegebenen exempels probiren kan.
Gille u. a., M. Beheim
96, 181
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Sy hat geraten und brobirt, | wie man dy klaster reformirt.
Franck, Decl.
352, 31
(
Nürnb.
1531
):
Dann so der poeten fabel probiren / so gelte auch diß / das vnser Venus nicht der geringest stern am himel ist.
Sachs
1, 342, 4
(
Nürnb.
1539
):
Biß sie darauß erzwingen, | Ir lere zu probieren, | Zu schmucken, defendiren.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
213, 11
f. (
Nürnb.
1548
):
Da moͤgen wir nun alle in vnsere hertzen gehen / vnd vns selb probiren.
Strauch, Schürebrand
51, 29
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Dis [...] buͤchelin [...] het corrigieret und probieret der erwirdige geistliche vatter Brůder Claus von Blovelden.
Roloff, Brant. Tsp.
785
(
Straßb.
1554
):
So woͤllen wir sie auch probieren / | Und in der geheim sie examinieren.
Andreae. Ber. Nachtmal
76v, 15
([
Augsb.
]
1557
):
so soll die meldung des Gaists die vnbůßfertigen aber mal schrecken / vnnd ermanen zur Bůß / daß sy sich probiern.
Adomatis u. a., J. Murer. Z
178
(
Zürich
um 1575
):
den wyn moͤgend ir selbs probieren.
Wackernell, H. v. Montfort
30, 24
(
soobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
Das kan si [astronomi] als beweren, | Wie ieklicher tuot regnieren: | si seit zwar nicht von meren, | si kan es wol probieren.
Maaler
320r
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
365
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 222
;
Eckel, Fremdw. Murners.
1978, 53
;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1932, 188
;
1943, 446
;
Schwäb. Wb.
1
, 1427f;
Schweiz. Id.
5, 304
:
Öst. Wb.
3, 1005
f.;
Vorarlb. Wb.
1, 455
.
3.
›etw. darlegen, erweisen, beweisen‹;
vgl.
probe
 2.
Bedeutungsverwandte:
beweisen
 1.;
bezeigen
 2,
dartun
 2,
darweisen
 1,
geweisen
 3.

Belegblock:

v. Keller, Amadis
385, 36
(
Frankf.
1571
):
Denn ich bereit bin, jhm [...] zu Probieren, daß niemals ich einiche verrähterey oder vnredlich stück begangen.
Pyritz, Minneburg
1931
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
wolt ez uch probiren | Daz vogel, fisch und tiren | Ir gut wer ein salbe.
Sachs
3, 319, 20
(
Nürnb.
1537
):
Derhalb wirdt leicht probieret, | Das der Sathan regieret | Die welt durch lüg unnd list.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 316, 23
(
Straßb.
1522
):
Da man die Disputacion anfahen solt und er den Brieff, die Proposicion laß und wolt es probieren, da fiel er nider und ward unsinnig.
Rot
341
(
Augsb.
1571
):
Probirn, Bewern / beweysen / das ein ding gůt sey.
Goldammer, Paracelsus
2, 284, 24
(
1530
/
5
):
also fressen sie das haus gottes in eins geistlichen mannes gestalt und probiern solche ir üppige handlung und fürnemben aus dem gesatz des alten testaments.
Bachmann, Morgant
122, 16
(
halem.
,
1530
):
Der zwey ryssen ringen was hŭpsch zesächen, wann yetwedern propiert sin stercke.
Tittmann, Schausp.
16
. Jh. (
Bern
1551
):
der [Hercules] wirt jetz mit der tat probieren, | das ich den sig soll dannen füren.
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 531, 23
(
München
1586
):
Das Gott jhr heyligs Leben, | So sie auf Erden gfuͤhrt, | Als sie den Geist auffgeben, | Durch wunderwerck probiert.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
230, 11
(
smoobd.
,
1624
):
die sach nit befëstigt, auch nit probiert und beweist.