peinen,
V.
1.
›jm. körperliche Qual, Leid zufügen, jn. quälen, peinigen‹; auch von der Passion Christi gesagt; in aktivem Sinne: ›sich kasteien, sich zu Bußzwecken körperlichen und seelischen Qualen unterwerfen‹; vgl.
pein
1; 7.Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Belegblock:
Fischer, Brun v. Schoneb.
8268
(md.
, Hs. um 1400
): durch waz ouch Jhesus der riche | guten mannen und ouch wiben | pinete an irem libe.
Froning, Alsf. Passionssp.
6092
(ohess.
, 1501ff.
): pynen byn ich wol gewert | zu dissen selben stunden!
Feudel, Evangelistar
112, 2
(omd.
, M. 14. Jh.
): ich beswere dich by gote daz du mich nicht pynest.
Schönbach, Adt. Pred.
13, 6
(osächs.
, 1. H. 14. Jh.
): wie got pine den sundere mit sime slange.
Asmussen, Buch d. 7 Grade
373
(nobd.
, Hs. A. 15. Jh.
): Hie gelust den menschen anders niht, | denne / daz er an sich selber ficht | mit unmeßigen straffen, | vil peten, wenich slaffen, | sich slahen und peinen | mit sweren disciplinen.
Päpke, Marienl. Wernher
11439
(halem.
, v. 1382
): Do nu gepinet wart Ihesus, | Der schlangen ainer, tyrus, | Wart da gevangen.
Sappler, H. Kaufringer
26, 142
(schwäb.
, Hs. 1472
): wer hie mit leiden wirt gepeint, | des stimm in ewigkait erclingt.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2720
.2.
›sich im Dienste e. S. abmühen, abrackern, sich mühen, einen bestimmten Zweck zu erreichen, angestrengt auf etw. hinarbeiten, etw. zu erreichen suchen‹; vgl.
pein
1.Syntagmen:
in der Mehrzahl der Belege refl.Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
2376
(nrddt.
, 14. Jh.
): Wen sich der [minne] niemant hir pinet, | Des werden ich dinen luchter | Bewegende von dem mer.
Ebd.
6291
: Sie sint iz algemeine | Die sich durch Got hir pinen | Und gerecht durch in schinen.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 26, 12
(Hs. ˹md.
auf nd. Grundlage, v. M. 14. Jh.
˺): swenn sich sin mut, sin lib, sin ger zu hohen tugenden pinet.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
4675
(rib.
, 1444
): Dyne vyande de dich altzijt verspyent | Ind sich pynent dich zo doeden?
Chron. Köln
1, 2546
(rib.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): Men saich die portzen alle gewonnen, | do pinde sich mallich an’t vurveichten | dat sy die stat in vryheit breichten.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
2, 92
(Köln
um 1490
): Lais sy lesen dye baghynen, | Und begin zo sorgen und zo pynen | Und zo dencken all den dach, | Wye dat gevult werde dyne krach.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
3140
(Köln
1476
): tymmermeister, dye sych zom wercke pynen, | Schuppen zo grauen.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
12, 5
(schwäb.
, 14. Jh.
): Swer sich dar zuo pint, daz er in die gotlichen heimlicheit Christi […] zwo personen (infuert), daz si verbannen.
Ebd.
400, 22
: daz die phylosophen […] habent sich gepint, diz zebrüevenne.
Meisen, a. a. O.
1140
.3.
›jn. strafen, strafender Peinigung unterwerfen‹ (im juristischen Sinne und in Übertragung auf religiöse Sachverhalte); vgl.
pein
3.Belegblock:
Gille u. a., M. Beheim
229, 82
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): got der hat mich mit nichten no | rechtem gericht gepeinett.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
324, 14
(schwäb.
, 14. Jh.
): der sünder […], der vellet in die ordenunge gotis willen, so er von siner gerehtikeit gepint wirt.
Öst. Wb.
2, 1002
.4.
›(den militärischen Feind) bedrängen, nötigen, durch Beschuß o. ä. zermürben‹; zu
pein
4.Belegblock:
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
473
(Köln
1476
): Ouch waren dayr tho schauwen | […] | Steynbussen ind serpentynen | Ind der gereytscafft vyll, | Dye Nuysser dae myt to pynen.
Gille u. a., M. Beheim
453, 985
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): so hetten sie die veint | vergebenlichen nit gepeint.
Chron. Köln
1, 366
.5.
›jm. inneren, seelischen Schmerz zufügen‹; intr.: ›schmerzen‹; vgl.
pein
5.Belegblock:
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1496
(halem.
, Hs. um 1435
): Alzus der juden gross gespoͤtt, | Jhesu, din antlit wol besint | Mitt spotten hat ze mal gepint.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
340, 12
(schwäb.
, 14. Jh.
): sunder in etlicher wise zelichterne swenne daz er pinet innewendig unde er sin wirdig ist.
Ebd.
392, 12
: wan si ouch in dem von hazze gepint werden.
Munz, Füetrer. Persibein
69, 4
(moobd.
, 1478
/84
): noch thet sein hercz ser peinen, | das seim öhaim des nachts so was gelungen.
Ebd.
333, 7
: hin trúeg man den halb totten man, | ettlich seinr mag ser teten sich drumb peynen.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 372, 69
.