parlament,
in 1 Beleg (s. u.
Chron. Köln
) volksetymologisch umgedeutete Form:
1, 6117
parlemunt,
das
; -(e)s
, auch -Ø/
auch -Ø
;zu
mhd.
parlament
›Besprechung‹
(Lexer
), dies aus der Sippe von 2, 207
mlat.
parlamentum
, afrz.
parlament
›Unterredung‹
(Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
).1993, 973
– Zur Sache:
GG
; 4, 649-676
Hrg
; 3, 1516/7
Haberkern/Wallach
; 2, 469/70
Lex. d. Mal.
.6, 1722-1733
1.
›Unterhandlung, Unterredung (oft zum Zwecke politischer oder rechtlicher Entscheidungen), (teils lebhafte, wirre) Diskussion; einzelne Rede innerhalb einer Unterhandlung, Ansprache‹, auch ›Selbstgespräch‹; mehrfach metonymisch: ›Versammlung‹; ›schriftlich fixierter Text als Verhandlungsunterlage‹; offen zu 2.Bedeutungsverwandte:
convent
gespräch
hof
teiding
vertragshandlung
Syntagmen:
das / ein p. anheben / enden / machen / schaffen, ein p. mit jm. halten, ein p. um etw. beginnen, das p. schweigen tun, jm. ein p. schicken
; p.
(Subj.) sich erheben, p. zwischen [...]
; zu dem p. gehen / reiten, vertrauen zu dem p. haben
; zeit des p.
; freundliches / grosses / manches / schweres p., fiel p.
Wortbildungen:
parlamentieren.
Belegblock:
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
7834
(rib.
, 1444
): Dat man yn alwege sprechen hoerde | Ind yn nyeman mit sprechen en stoerde, | Want he dat parlement gemeyne | Van yme selver wilt haven alleyne.
Chron. Köln
1, 2753
(rib.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): Als men ir zwentzijch hanget sijt, | dan eirst ist parlamentis zijt.
Ebd.
6117
: Manich parlemunt wart dar vmb begont.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1166
(Köln
1476
): Im yersten sondaygh der aduent | Erhoyff sych eyn swayr perlament.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
700
(rhfrk.
, um 1405
): Da quam ein hauff lude zu stunt, | Die zu der selben stunt | Daden uffhoren und swigen das parlement.
Matthaei, Minner. I,
8, 359
(Hs. 15. Jh.
): so was ich dran geflißen | und schuff ein groz parlament | und verhauffet den covent.
Adrian, Saelden Hort
5406
(alem.
, Hss. E. 14.
/15. Jh.
): des siht man riten und gan | vil menigen wol gemůten. | [...] | zů offenen prútlofen. | den parlamenten und den hœfen.
Bachmann, Haimonsk.
63, 21
(halem.
, 1530
): Do Borgons Tallossa ingenommen hatt, do hielt er ein parlement mit sinem volck also.
Wiessner, Wittenw. Ring.
2655
(ohalem.
, 1400
/08
): Sein parlament so huob er an.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
969
(schwäb.
, 1453
): Ain gůt getrüwen wil er hon | Zů üch und zů dem parlament.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
217, 17
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): an der 11 tausent Juncfrawntag was das parlament zu Mentz zwischen des Romischen kunigs und kunig von Franckreich.
Meijboom, a. a. O.
1862
; 2101
; Chron. Köln
2, 589, 12
; Adrian, a. a. O.
7475
; Schwäb. Wb.
1, 647
; 6, 1591
; Schweiz. Id.
4, 1590
; Malherbe, Fremdw. Ref.
1906, 82
; Helbling, Milit. Fremdw.
1912, 62
; Möller, Fremdwörter.
1915, 120
; Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1932, 171
; 1943, 407
; Tarvainen, Wortsch. Unrest.
1966, 142/3
; Schulz/Basler
2, 351-356
.2.
›Parlament, Instanz mit bestimmter konstitutioneller und rechtlicher Funktion; Ratsregiment; Versammlung der königlichen Räte; oberste Gerichtsinstanz‹; metonymisch ›Tagungsort einer parlamentsartigen Instanz‹.Wortbildungen:
parlamentplaz.
Belegblock:
Lichtenstein, Lindener. Katzip.
364
(o. O. 1558
): wann er zů Pariß auff dem perlementplatz stehet, so bedeckt er die gantze statt.
Chron. Nürnb.
5, 639, 14
(nobd.
, 1501
): es warn zu der zeit bischof von Maintz, [...], der kamerrichter herre graf von Nassau, hertzog Fridrich und das parlament da.
Sachs
12, 99, 33
(Nürnb.
1551
): Der könig und das perlament | Das zeucht ie als herauff den sal.
Ebd.
13, 13, 10
(1556
): So wirt er mit ir könig gleich | In Franckreich, ghrad nach dem beschaid, | Wer dem parlamendt lieb oder leid.
Schade, Sat. u. Pasqu.
1, 134, 271
(o. O. 1542
): Und habn sampt unserm perlament | Nach ghaldnem rat durch alle stend | In unserm camergricht gefelt | Ein urteil.
Lauater. Gespaͤnste
31v, 18
(Zürich
1578
): hatt der künig etlich vß dem Parlament von Paryß verordnet / die in der sach ein vrteil sprechen [...] soltend.
Barack, Zim. Chron.
1, 12, 14
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): Derhalben Antiamzimbern nichts anders dann ain stat oder parlament der Cimberer gewesen.
Ebd.
3, 329, 26
: dieweil des römischen reichs deutscher nation höchstes parlament und erthailung der justicien sampt den gelertesten daselbs zu finden.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
218, 27
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): die vier perlamennt, [...] mitsambt den vier ertzbischoven und capittln, [...], die all mit dem kunig von Franckreich gesigllt haben.
Ebd.
217, 12
.