papier,
papeier
(letzteres vereinzelt wobd.),
papyr
(keine zeitliche und räumliche Distribution erkennbar), Schreibungen mit initialem b-
selten, das
;-s/–
;zu
mhd.
papier
(Lexer
), dies aus 2, 203
afrz.
papier
, dem seinerseits lat.
papȳrus
zugrundeliegt (Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
).1993, 967
1.
›Papyrus, Papyrusstaude als Pflanze, aus deren Stengelmark Papier hergestellt wird; Lumpen, Stoffreste als Basis für die Papierherstellung‹.Zur Sache:
Hrg
.3, 1494-1498
Belegblock:
Rot
335
(Augsb.
1571
): Papyr, gantz Papyrus. Jst ein gewechs oder stauden inn Egypten / so inn den Mosern vnnd bey dem Nilo funden wirdt / darauß man vor zeyten Schiff segel / Kleyder / Seyl / ec. gemacht hat / [...]. Man findet auch solches gewechs im Euphrate bey Babilonien / darauß man grosse bletter zum schreiben macht / daruon heyssen wir vnser zerrissen hader / darauß man schreib pletter macht auch papyr.
Eckel, Fremdw. Murners.
1978, 38
; Dasypodius
75r
; Alberus
Vu iiijv
; Volkmar
444
.2.
›Papier sowohl als Rohstoff, Beschreibstoff als auch die abgemessene, beschreibfähige Einheit, Papierblatt; Papier als Material für nicht genuine Zwecke, z. B. zum Verpacken von etw., zum Stillen kleinerer Blutungen‹; offen zu 3; Metonymie zu 1.Phraseme:
papier (und tinte) werden (jm.) gebrechen
(›sind nicht in hinreichender Menge vorhanden, um etw. zum Ausdruck zu bringen‹).Syntagmen:
das p. abzälen / beflecken / versudeln / bestellen / glätten / machen / netzen / unterschreiben, p. bei sich haben, p. aus etw. machen, jm. p. bringen
; etw. auf das p. bringen, etw. auf / an / in p. schreiben, jn. auf p. abreissen, etw. in p. prägen, etw. in (ein) p. tun / einlegen / einwickeln, aus p. sein
; graues / weisses / fleissiges / feines / grobes / edles / ewiges / reines / kleines / unbeschriebenes / verschriebenes / durchschlagendes p., gebrantes p.
(›Papierasche‹); abschrift / zeichen auf p., münze von p.
; p. zu briefen, art / mangel des p.
; ballen / blat / bogen / buch / fardel / ries / zentner p.
Wortbildungen:
papierbrief
papierhaus
papierladen
papierleimer
papierzettel.
Belegblock:
Joachim, Marienb. Tresslerb.
155, 12
(preuß.
, 1402
): 15 m. vor 200 bucher pappir zu briefen.
Lohmeyer, K. v. Nostitz
177, 25
(preuß.
, 1578
): das Dargitz offters unbeschriben bapir gebracht hette und es underschreiben lassen.
Voc. inc. teut.
s ijr
(Speyer
um 1483
/4
): Papir papirus patet.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
1, 164, 1
(hess.
, 1598
): Die trucker sollen das papier fleissig und ohne einigen gesuchten vortheil 25 bogen für ein buch abzehlen lassen.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
26, 9
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): dy pfenninge dy macht man von permynte, [...], das ist sam eyn papyr, das ryst man noch der formen eynis pfenningis, dor in slet her eyn gebreche sinis ingesigils.
Lippert, UB Lübben
2, 249a, 21
(osächs.
, 1527
): 6 d. vor papyr unnd tynckte.
Luther, WA
30, 2, 367, 31
(1530
): das ich sie [Sophisten] bis her nicht recht und gnug gemalet habe, sondern allein auff ein papir schlecht abgerissen.
Göz. Leichabd.
292, 5
(Jena
1664
): und praͤget manche Geist⸗reizende Reede / wie sie von besuͤßter Zunge geflossen / in ewiges Papir.
Opitz. Poeterey
10, 38
(Breslau
1624
): wie sonderlich wir Deutschen so lange gedult koͤnnen tragen / vnd das edele Papir mit jhren vngereimten reimen beflecken.
Gille u. a., M. Beheim
435, 27
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): und das des virmamentes tran | gancz wer papir ach also vil | und alles mer vol tinten | und all strohelm wern veder kil.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
147, 6
(nobd.
, 1474
): Der rotschreiber und die knecht sollen federn, dinten und bappir bey in haben.
Hampe, Ged. v. Hausrat
2, 2, 25
(nürnb.
, 1544
): Ein reisende vr, schirm vnd spiegel | Ein schreibzewg, dinte, papir vnd siegel.
Jaeschke, Anna v. Diesb. Arzneib.
1978, 28, 5
(halem.
, 1658
): strich es [daz eÿerclar] uff ein papir und leg es uff den brandt.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 102, 13
(Straßb.
1522
): da schneid er das Har ab und thet es in ein Papeierlin und bracht es der Frawen.
Ebd.
282, 32
: Solt man hieher setzen, wie die Meineidigen an irem letsten End und dort gestrafft werden, unß wuͤrd Bapeier und Dinten gebresten werden.
Reu, Süddt. Kat.
1, 3, 314, 29
(1394
): Von eim rysen papier 1 gl.
Rennefahrt, Gebiet Bern
691, 2
(halem.
, 1527
): es wirt ein gantze ballen papir für zechen centner gerechnet.
Morrall, Mandev. Reiseb.
141, 13
(schwäb.
, E. 14. Jh.
): da gät kain múnß wann von leder oder von pappir da ist des kaysers zaichen uff.
Rauwolf. Raiß
9, 19
([Lauingen
] 1582
): welcher mir in seinem Garten vil schoͤne vnnd frembde Simplicia gewisen / [...] ausser disen noch vil andere die diir / vnnd mehrtails inns Bapir waren eingelegt.
Ebd.
42, 31
: das sie die Heyratsbrieff stellen vnnd machen / die sie dem gemainen Poͤfel / auff schoͤn abglett Papir [...] schreiben.
Winter, Nöst. Weist.
2, 759, 26
(moobd.
, E. 17. Jh.
): wann die wahlen ordenlich ergangen, solche aufs papier bringen und der [...] oberkeit der herrschaft Garsch anhändigen.
Wackernell, H. v. Montfort
4, 27
(soobd.
, Hs. A. 15. Jh.
): weren alle wasser timpten, | [...]; | der fürin himel papir fîn, | alles mergries subtil schîn | schriber, und schribent tusent jar.
Zingerle, Inventare
180b, 20
(tir.
, 1420
): Ain pappirbrief von dem von Ortẹnburg.
Joachim, a. a. O.
220, 12
; Krebs, Prot. Spey. Domkap.
1, 3017, 1
; Schmidt, a. a. O.
1, 145, 35
; Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 134, 31
; 150, 32
; Stedtfeld, Roger-Glosse
97
; Rohland, Schäden
493
; M. Cunitia. Ur. Prop.
163, 14
; 252, 36
; Fastnachtsp.
375, 8
; Mon. Boica, NF.
2, 1, 20, 19
; Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
315, 34
; Bihlmeyer, Seuse
322, 21
; Bobertag, Schwänke
114, 22
; Bolte, a. a. O.
113, 24
; 291, 29
; 361, 20
; Welti, Stadtr. Bern
459, 29
; 462, 5
; Chron. Augsb.
9, 41, 1
; Barack, Zim. Chron.
1, 463, 11
; 4, 309, 27
; Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 498, 38
; Wackernell, a. a. O.
28, 595
; Bastian u. a., Regensb. UB
77, 4
; Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
64, 36
; Zingerle, a. a. O.
65a, 18
; Mollay, Ofner Stadtr.
423, 22
; Grothausmann, Stadtb. Karpfen
158, 5
; Bremer, Voc. opt.
23010
; Schmitt, Ordo rerum
160, 23
; Voc. rerum
52v
; Voc. Teut.-Lat.
y iijr
; bb iijr
; Voc. inc. teut.
q jv
; Dasypodius
390r
; Maaler
71r
; 315r
; 462v
; Rot
287
; 294
; Ulner
364
; Mylius
G 4r
; Golius
150
; Hulsius
A iiijv
; N ijr
; Volkmar
566
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
350
; Kiliaan K
5v
; Dief./Wü.
794
; Trübner, Dt. Wb.
5, 50/1
; Schwäb. Wb.
1, 625/6
; 6, 1589
; Schweiz. Id.
2, 1721
; 4, 1416
; Öst. Wb.
2, 266/7
; Schmeller/F.
1, 399
; Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 221
; Möller, Fremdwörter.
1915, 120
; Otto, Zeitzer Kanzl.
1970, 94
.3.
›Dokument, schriftliche Aufzeichnung‹; Metonymie zu 2.Wortbildungen:
papierkasten
papiertrog
Belegblock:
Weise. Jugend-Lust
84, 27
(Leipzig
1684
): Da ist Geld. Wo ist euer Papier?
Dasypodius
30v
(Straßb.
1536
): Chartophylatiũ, ein papeyr truchẽ buͤcher trog / oder behaltnüß der gemeynen statt brieffen.
Maaler
315r
(Zürich
1561
): Papyrkasten (der) Trog dareyn man buͤcher oder brieff gehalt.
Heidegger. Mythoscopia
11, 16
(Zürich
1698
): die [...] mit samt dem ehr⸗vergessenen Papier in Molochs Arme hetten sollen geworffen werden.