pacht,
pächte,
pfacht,
meist die
,der
;-s
(für der
) /-e
und -en
;pacht
auch im pf
-Gebiet (nobd. und in dem einzigen schwäb. Beleg, s. unter Bed. 1), pächte
(oft in der Schreibung pechte
) nrddt. und rib. bis ins 16. Jh., pfacht
bis ins 17. Jh. auch im p
-Gebiet; die Verbreitung der p
-Schreibung auch im pf
-Gebiet mag durch Anlehnung an pakt
bedingt sein. Die Form
die wmd. Belege mit pächte
erklärt sich aus der Übernahme des mhd.
Genitivs in den Nom.; sie ist in den Belegen nicht sicher vom Pl. zu unterscheiden. Herkunft aus dem spätlat.
Pl. pacta
›Vertrag, Steuer‹
(Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
); 1993, 960
i
nach a
oder ä
(bzw. dessen Variante) weisen auf Längung des Vokals vor ch.
– Nrddt. / md. / Nordteil des Obd.
1.
›verbindliche Regelung, Satzung, Gesetz; durch das Gesetz bestimmter Rang; Abmachung, Vereinbarung‹.Bedeutungsverwandte:
gebot
handel
aufrichtung
aufsaz
ausgabe
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
18980
(nrddt.
, 14. Jh.
): Alle riche du twingen salt | Zu romischer achte; | Diz stet an der pachte.
Ebd.
19065
: [Er] sezt die recht ober ein | Und setzet an die pachte | Gebot vil maniger slachte.
Hübner, Buch Daniel
7995
(omd.
, Hs. 14.
/15. Jh.
): Er sprach: ‘herre, du salt sen | Pruvelichen swes die pfat | Mugen sin, die vor dir stat.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
123, 14
(schwäb.
, v. 1542
): zu Raunen bey Krumbach haben etlich pauren [...] ain pacht gemacht, das yren kayner der frawen von Freyberg kain reverentz in der kurchen thue.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm
2612
; Stackmann u. a., Frauenlob
12, 6, 3
; Öst. Wb.
3, 1
.2.
›aus einem Vertragsverhältnis resultierende Abgabeverpflichtung in Geld oder Naturalien‹ bzw. (konversosem:) ›Einnahmeberechtigung‹; meist metonymisch: ›zu leistende bzw. zu empfangende Abgabe, Pacht‹.Zur Sache:
Hrg
.3, 1396-1400
Vorwiegend Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
e. S. zu pacht kommen
›e. S. zum Nachteil gereichen‹; dröge pacht
›Abgabe von Naturalien (Feststoffen), Geld‹; nasse pacht
›(Abgabe von) Wein‹; bekentliche pacht
eine Pachtart, die gegenüber der unbekentlichen pacht
schärfere Pfändungsmöglichkeiten erlaubt; kleine pacht
inhaltlich aus den Belegen nicht exakt bestimmbar; stehende pacht
›unveränderliche Pacht‹.Bedeutungsverwandte:
gefälle
last
pension
rente
ungelt
zehent
zins
ackermiete
arrende
aufnemung
aufsatzung
aufsaz
pachtnarung
Syntagmen:
die p. verteidingen / arrestieren / verbieten / entfangen / inwinnen / einnemen / holen / bringen / erlegen / geben / liefern / zalen, die p. schuldig sein
; p.
(Subj.) verlustig werden, p. auf den hufen liegen
; etw. zu p. kommen, etw. von p. fallen, jn. um die p. drängen, etw. um p. verleihen, etw. über die p. entrichten
; p. von der hube, von dem gut
; frei von p.
; järliche
(mehrmals) / versessene p.
Wortbildungen:
pachtfrucht
pachtjar
pachtweizen
pachtzettel.
Belegblock:
Ziesemer, Gr. Ämterb.
674, 24
(preuß.
, 1402
): summa von der pacht von allen huben vor der stadt [...] 1379 marc vynckenougen.
Joachim, Marienb. Tresslerb.
224, 42
(preuß.
, 1403
): wenne die [mole] zu pachte kompt, so gibt sie 40 scheffel kornes zu pacht.
Chron. Magdeb.
2, 105, 20
(nrddt.
, Hs. E. 16. Jh.
): lies ihnen ihre pächte und zinse durch seine hauptleute arrestiren.
Herborn u. a., Rechn. Jülich
111, 26
(rib.
/snfrk.
, 1398
/9
): gegeve(n) eyme zu Loeve(n)nich, de die peichte aldae in wynt, I malder der maiss(en).
Hilliger, Urb. St. Pantaleon
278, 18
(rib.
, 1372
): wat vort velt van zeynden of van peichten, van gensen of van hoynre of des gelychnisse.
Ebd.
316, 31
(1490
): sullen sij uns ... jairs dubelen peycht danaff gheven.
Ebd.
524, 9
(1650
): sollen sie wie der pfachtzettul nachfuhret die erste 6 jahr nachlassung haben.
Ebd.
575, 6
(1674
/5
): item hat selbiger neue pfachtjahren angenohmen und vor trugenweinkauf angelobt zu zahlen 100 rthlr.
Ebd.
588, 8
(1660-64
): Register des scheurenzehndens zu Nider-Emb [...] vort pfachtweitzen, erb- und gruntroggen, zinsen renthen.
Aubin, Weist. Köln/Brühl
98, 29
(rib.
, 1336-58
, Hs. 1562
): umb jerliche bekentliche pecht mogen sy mit iren boten von stund an penden.
Ebd.
98, 30
: umb unbekentliche pecht sollen sy dingen und ringen als umb andere scholt.
Ebd.
179, 28
(rib.
, 1577
, Hs. M. 18. Jh.
): die droge pechten, als korn, weiß, haber, gerst, honer, capaun, eier, brot und geld.
Ebd.
180, 19
: Belangend die nasse pechten oder weinpechten weisen die geschworne, das m. g. hh. schuldig sein sollen dieselbe zu Cadorf [...] selbst zu gesinnen und uf ihre kösten holen zu lassen.
Aubin, Weist. Hülchrath
181, 10
(rib.
, 1578
): Bericht über Eckum, das gericht uf des ordens gefreitem hof und die kleine pechten daselbst belangend.
Schoop, Qu. Düren
259, 22
(rib.
, 1625
): damit sie bei Eingeldung solcher Pachtfrüchten sich mit den Verkeuferen des Zols halber irstlich vergleichen.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
3, 218, 22
(mosfrk.
, 1350
): uber die vorgen. pacht und gevelle ensal ich [...] sine undertanen nicht drengen noch uberheben mit schetzunge.
Struck, Klöster
662, 23
(mosfrk.
, 1578-85
): Verzeichnuß deren verpfächtung(en), wie hoch die höffe unstendig(en) pfachts unndt zehend(en) jährlichs verpfachtet werden.
Ebd.
257, 14
(1588
): Korngult, pfacht, Haselbach: Hansen Peter momper auß dem hoifgen 1 ml. 2 echtel.
Brinkmann, Bad. Weist.
47, 31
(rhfrk.
, 16. Jh.
): gibt järlich der müller dem vogtsjunkern zins und pfacht nach inhalt derselben zinsbuchern.
Kollnig, Weist. Schriesh.
189, 18
(rhfrk.
, 1613
): welche meim gnedigen herrn etlich malter frucht zu pfacht geben.
Gille u. a., M. Beheim
284, 36
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Das kumpt dem wald ǎch wal zu pacht, | da sich der winter zu im slacht | und in so gëhlich uber gacht.
Ziesemer, a. a. O.
771, 38
; Aubin, a. a. O.
77, 7
; 176, 34
; 193, 35
; Ders., Weist. Köln/Brühl
26, 38
; 27, 6
; 36, 11
; 42, 7
; 50, 4
; 87, 5
; 91, 13
; 144, 25
; 158, 17
; 158, 21
; 179, 36
; Hilliger, a. a. O.
416, 35
; 540, 8
; Lamprecht, a. a. O.
286, 20
; 522, 25
; Struck, Klöster
392, 45
; Krebs, Prot. Spey. Domkap.
1, 33, 2
; 1355, 2
; 2389, 4
; 2, 5185, 1
; 6402, 2
; Brinkmann, a. a. O.
141, 14
; Kollnig, a. a. O.
223, 14
; Wiese, UB Wetzlar
1, 317, 42
; 419, 10
; Diefenbach
423a
; Pfälz. Wb.
1, 507
; Bad. Wb.
1, 182
; Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 264
.3.
›Eichmaß, amtliches Hohlmaß und seine behördliche Bestimmung‹.Phraseme:
pfächt nemen
›sich das richtige Maß bestimmen lassen‹.Belegblock:
Winter, Nöst. Weist.
1, 398, 11
(moobd.
, A. 16. Jh.
): wer zehent oder perkrecht hat, der sol phächt bei demselben ambtman nemen.
4.
›Rätsel, Geheimnis‹, anzuschließen an 1 über die Assoziation ‘das Gebundene, Zusammengefaßte’ (so die Erläuterung S. 328 der Textausgabe, s. u.).Bedeutungsverwandte:
vgl. argument
Belegblock:
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
170, 18
(md.
, Hss. 14.
/15. Jh.
): ich wœn daz ieman lebende stât, | der singens pflege, unt mir daz pfât, | diu siben houbet unt diu horn künne eben ûz gerihten.