niedergehen,
V., unr. abl.
1.
allgemein: ›abwärts verlaufen, fallen‹ (von Sachen); ›sich abwärts bewegen‹ (von Personen); in mehrere Richtungen spezialisiert oder übertragen; im einzelnen (eher speziell): ›hinuntergehen‹ (von Personen, in der Landschaft); ›niederfahren‹ (z. B. eines Engels vom Himmel auf einen irdischen Bezugspunkt oder einer Person zur Hölle); ›stürzen‹ (von einem Pferd); ›zu Boden fallen‹ (von einem Banner); eher als Ütr. aufzufassen: ›untergehen‹ (von der Sonne); ›wo einschlagen‹ (von einem Schuß); ›verfallen (von einem Grundstück)‹; ›sich von einer als höher gesehenen Größe (z. B. von der sele
) zu einer als niedriger gesehenen Größe (z. B. zu dem leibe
) bewegen‹; vgl.
nieder
1, gehen
(am ehesten:) 1.Bedeutungsverwandte:
vgl. niederkommen
niederschiessen
Wortbildungen:
niedergang
Belegblock:
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk.
10, 31
(osächs.
, 1343
): iz geschach daz etlich prîster gîng nider
[
absteigMentel
1466: ; Var. 1475
abgieng2
-1518: ;
hin ab zochLuther
1545: ]
an dem selbin wege und sach en und her gînc vort. Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
111, 12
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): das eyner, der dass banner hott, schaden nimpt, [...], dovonn das banner nidergett.
Ebd.
117, 23
: kanstu merckenn, was die treffen, man oder ros, das es niderging.
Gille u. a., M. Beheim
104, 113
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): daz dy | cristen durch prachen und das hÿ | der veind panir gieng nider.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
613, 25
(nobd.
, um 1525
): der ainer [schuss] uff den marckt bey der trinckstuben niderging.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 368, 8
(Nürnb.
1631
): Der dritt wo dSonn geht nider.
Vetter, Pred. Taulers
34, 9
(els.
, E. 14. Jh.
): bitze daz der engel unsers herren nider ging in den tich und bewegete in daz wasser.
Thiele, Minner. II,
3, 48
(Hs. ˹nalem.
/sfrk.
, 1470
/90
˺): du zimerst hoch, es ging licht nyder. | gesell, dret ich dann uff din gerüst, | din gewin wer licht myn verlust.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
52, 30
(schwäb.
, 14. Jh.
): alse die mechte der sele niderkömende sint von wesunge der sele, also so sint (die tugende) etliche nidergaunge der gnaden.
Ebd.
70, 3
: als vil als daz leben der glorien nidergat von der sele zuo dem libe.
Ebd.
391, 2
: do er [Ezechiel] sprach, daz die unmilten „mit iren waffenen nidergant zuo der helle“.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
93, 45
(m/soobd.
, 1599
/1610
): welliche iere grund lassen nider gehen und ire rein, khager nicht pössern oder machen, die sollen auch darumben gestrafft werden.
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 87
.2.
›sich schlafen legen, zu Bett gehen‹; hier anschließbar: ›das Beilager vollziehen‹.Bedeutungsverwandte:
niederkommen
darniederlegen
legen
niederdrücken
niederlassen
niederlegen
Gegensätze:
aufstehen
Syntagmen:
früe, zu nachts, nach dem essen, samen
›zusammen‹ n
.Belegblock:
Fischer, Brun v. Schoneb.
898
(md.
, Hs. um 1400
): her gink mit der brut nider, | her vant si legende sider | in eime studen nacket und bloz.
Dedekind/Scheidt. Grob.
149, 4
(Worms
1551
): Die rhuͦ bringt krefft vnd tugent wider / | Drumb steh spat auff / vnd geh fruͤ nider.
Rieder, St. Georg. Pred.
212, 2
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): won si
[Geistliche]
habent und sont han glich sitten: sament uf stan, sament nider gan. Bachmann, Haimonsk.
42, 18
(halem.
, 1530
): Nach dem essen giengend die rytter all nyder; wann sy wărend müed.
Luther, WA
41, 756, 10
; Bachmann, Morgant
139, 37
; Bächtold, N. Manuel. Zugabe H. R. Manuel
349, 1600
; Sappler, H. Kaufringer
16, 630
; Maaler
306r
.3.
›umstürzen, zusammenbrechen‹ (von Gebäuden und ihren Bauteilen); ütr. von Lehrgebäuden gesagt; zu
nieder
1, vgl. gehen
12; 15.Bedeutungsverwandte:
niederbrechen
einfallen
eingehen
niedersinken
Belegblock:
Luther, WA
10, 3, 396, 39
(1522
): Daruͤmb mus das Euangelium wider auff stehen und der Bepst gebott und Fantaseyen muͤssen nider gehen.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz.
72, 13
(alem.
, um 1430
): das man vorcht, die brugg über Rin, die ging nider.
Chron. Augsb.
4, 420, 6
(schwäb.
, zu 1493
): und wollt sich deß kainer unterstan, und sagten, er [pfeiler] wurd nidergan, wann der last wer ze schwer.
Langmantel, Schiltb. Reiseb.
97, 8
(oobd.
, n. 1427
): da sein thausent kirchen und ein kirchen von in selber nyder gangen und geprochen.
Chron. Augsb.
4, 420, 6
; Patocka, Salzwesen.
1987, 161
.4.
›(den Preis einer Ware) senken, herabsetzen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abrufen
abschlagen
niedern
Gegensätze:
bessern
höhen
Belegblock:
Opel, Spittendorf
132, 43
(osächs.
, um 1480
): behaldende uns [...] unszer stat Halle macht, darinn
[hinsichtlich der Preisentwicklung]
zu szagen, szo ufft wir mergken eyn notdorfft seyn wirdet, zu hogen, zu nedergen adder zu bessern.