nater,
die
,der
;–/-n
;zu
mhd.
nâter
›Natter‹
(Lexer
).2, 40
›Natter, Schlange, jedes als giftig geltende, der Schlange verglichene, als beißend, kiefend, saugend, stechend, schleichend, lispelnd semantisierte und pragmatisierte kleine bis mittelgroße Tier‹; in der Regel schreibt man der
nater
biblisch fundierte Eigenschaften zu: list, weisheit
(jeweils im Sinne von ›berechnender Klugheit‹; vgl. Mt. 10, 16) sowie (häufiger) als verführen
interpretiertes sprechen
(vgl. z. B. Luther. Hl. Schrifft. 1
. Mose 3); tropisch steht nater
für Höllengestalten im Dienste des Teufels, auch für den Teufel selbst, ütr. für ›höllenähnliche, höllische Qualen‹; auch für ›quälende, stechende Gedanken‹; oft im Orientierungsfeld mit eidechse
, kröte
, spinne
, wurm
; in je 1 Beleg wird nater
als Schimpfwort sowie als Metapher für ›Baumkrebs‹ gebraucht.Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, vereinzelt Fachtexte unterschiedlicher Ausrichtung.
Bedeutungsverwandte:
atter
naterngeburt
schlange
viper
ackerwurm
2
aspe
basilisk
hausschlange
2
lande
Syntagmen:
die n. bezwingen / jagen / essen, an seinem bette finden
; die n
. (Subj.) sibeln, das wasser verunreinen, list haben, die anderen nicht beissen, die glieder zerreissen, unter js. lippen sein, an js. hand, an jm. hangen, sich jm. mit drohe erbieten, den gewin neiden
; weisheit als die natern pflegen
; den natern nachgehen
; bei der n. der antichrist gemeint sein, j. / eine krone mit natern umfangen sein
; die n. des gedankes / herzen
; die alte / saugende /vergiftige n
.; die natur, das geschrei der n
.Wortbildungen:
naterbalg
naterblut
natergezücht
ottergeschlecht
otterngezücht
natergift
natergrube
naterhals
naterwendel
naterzwang
windhals
Suolahti, Die dt. Vogelnamen.
), 1909, 35
naterhaut
naterhol
naterig
schlangig
naterkraut
Marzell
), 5, 389
naterngeburt
naterngeschlecht
naternhaupt
naternvergift
naternzan
naterschlängisch
naterschmalz
naterstich
Belegblock:
Reissenberger, Väterb.
1079
(md.
, Hs. 14. Jh.
): Die nater mit ir sibilo | Irbot sich im mit grozer dro
(hier: Teil eines Heeres von Tiergestalten im Auftrag des Teufels).
Fischer, Brun v. Schoneb.
10226
(md.
, Hs. um 1400
): Ir [der werlt] honing treit natirnvorgift, | ir bluende rose dornes stift.
Palmer, Tondolus
617
(Speyer
um 1483
): Darumb komment sie alle in diese pine / Hie in werdent alle ir glider zerrissen von natern vnd von schlangen.
Voc. inc. teut.
r ijr
(Speyer
um 1483
/4
): Nater grub oder nater hol [...] fouea serpentu͂. [...]. Naterwurtz oder nater krut.
Hübner, Buch Daniel
375
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Got vater, sun, die beide | [...] | Machen dich zu erben in | In dem riche. den gewin | nidet die alde nater, | der tuvelische vater.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob
8098
(omd.
, 1338
): Diz natern houbt in [Got] wider strit | (Der az ist der tuvel Sathanas).
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt.
23, 33
(osächs.
, 1343
): Ir slangen nateren geburt
[
geschlecht der vippernMentel
1466: ; Var. 1475
geschlecht der vippernatter2
: ;
nattergezichteEmser
1527 / Froschauer
1530 / Eck
1537: ;
ottern GezichteLuther
1545: ]
, wie muͦget ir intvlihen von dem gerichte der helle? Ermisch u. a., Haush. Vorw.
121, 29
(osächs.
, 1570
/7
): Ir sollet auch erkennen den siechthumb, der manchen baum ankompt, darvon er todt und unfruchtbar wirdet, und die siechtumb heisset der natter, krees oder sier.
Pyritz, Minneburg
1808
(nobd.
, Hs. um 1400
): Gedankes notern und slangen | Mir kifen zwar min hertz entzwey
(hier ütr.: ›böse Gedanken, Zweifel‹, Genitivmetapher).
Gille u. a., M. Beheim
279, 65
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Croten, natern und slangen | und sunst unrainer wurm sach ich genug | an irem [weib, vorn schan, hinden schraglich, faul] rüken hangen.
Voc. Teut.-Lat.
x iijr
(Nürnb.
1482
): Nateriger Slangiger. vipereus viperinus.
Fastnachtsp.
255, 19
(nürnb.
, v. 1486
): Du fiper, nater, du weter, donder und plitz, | Du wulfin, preckin, unhuld, pilbitz!
Ebd.
1047, 14
(Basel
o. J.): Wann ich dann ainen stüpffen mag, | so gib ich imm ain naterstich.
Mayer, Folz. Meisterl.
30, 15
(nobd.
, v. 1496
): Durch dich
[Maria]
wich ab der tewfel nater gifft. Vetter, Pred. Taulers
329, 14
(els.
, 1359
): sint als S. Johannes sprach zuͦ den pharisen: Natren geslechte, und si sprachen si weren Abrahams geslechte.
Bihlmeyer, Seuse
460, 22
(alem.
, 14. Jh.
): daz du nút hofelich klubest, noch mit linsen zuͤgen dien sugenden natren dines hertzen nach gangest.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
409, 6
(els.
, 1362
): Jn der jnsel Mitilena behing im ein noter an der hant, die warf er one schaden in das fúr.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
9, 4, 4
(Straßb.
1466
): wenn er auch mit seinem gebet die egipten vor der werung der natern macht sicher vor iagt von der selben stat die natern.
Sudhoff, Paracelsus
10, 28, 18
(1536
): Von den schlangen, natern, vipern, eggessen und dergleichen bissen und hecken.
Ebd.
14, 439, 33
(um 1570
): wer hat dem hirsch das kraut diptamum zu der arznei angezeigt? item der schlangen das natterkraut.
Haas u. a., Erasmus/Jud. Klag
15v, 2
(Zürich
1521
): Ein nater byßt den andren nit.
Maaler
303r
(Zürich
1561
): Naterbluͦt (das) Cruor uiperinus. [...]. Die alt abgestreyfft Naterhaut / so sy im fruͤling abziehend.
Ebd.
501v
: Windhalß (der) Lynx. Ein vogel [...]. Torquilla. Naterhalß.
Bremer, Voc. opt.
501111
(schwäb.
, 15. Jh.
): Serpentaria naterkraut [...] naterzung.
Völker, Antichrist
166
(wschwäb.
, 15. Jh.
): Bey der nauter ist der anticrist bezaichnet.
Löffler, Columella/Österreicher
1, 35, 1
(schwäb.
, 1491
): Och der naͤtterschschlangeschs schelm [...] laut uff die gifften geheslott mit kattiger unrainikait.
Kohler, Ickelsamer. Gram.
13, 3
(wohl ˹Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺): Das, s, ist ain subtil pfeyfung oder sibiln [...], wie die jungen Tauben oder Natern sibilen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
13, 34
(oobd.
, 1349
/50
): daz dreierlai zend sein: sagler oder stræler, als die naternzend und der hund und der visch zend.
Ebd.
274, 32
: VON DER NATER. [...] daz ist ain slang, [...], diu verunraint daz wazzer mit irr vergift.
Niewöhner, Teichner
372, 3
(Hs. ˹moobd.
, 1360
/70
˺): ir solt phlegen weishait | als dw nater
[
SchlangenLuther
1545, Mt. 10, 16: ]
zu aller stund. Gereke, Seifrits Alex.
4217
(oobd.
, Hs. 1466
): sy
[eine
diet]
assen natern und chrotten. | in was nichts wider ze͂m. Deinhardt, Ross Artzney
193
(oobd.
, 1598
): Haar zigln [...] nimb nader schmalz, ist auch gueth.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
552, 1443
; Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 265, 2
; Palmer, a. a. O.
578
; 591
; Eggers, Psalter
24, 8
; Bechstein, a. a. O. Mt.
3, 7
; Lk. 3, 7
; Feudel, Evangelistar
148, 30
; Haage, Hesel. Arzneib.
17v, 1
; Logau. Gott
157, 1
; Vetter, Schw. zu Töß
23, 1
; Barack, Zim. Chron.
1, 500, 36
; Kummer, Erlauer Sp.
4, 131
; Voc. inc. teut.
r ijr
; Mylius
D 7r
; Dauner, Obd. Bibelgl.
1898, 129
.