nachtrachten,
auch
nachbetrachten,
V.
1.
›über etw. nachdenken, grübeln, etw. hin und her überlegen‹;
vgl.
nach
 1; 5, zu
trachten
(V.) 1.
Bedeutungsverwandte:
bedenken
(V.) 1,
nachdenken
 1; 2,
obliegen
 5; vgl.
graben
(V.) 6,
grübeln
 2,
gründen
 5,
nacheilen
 1,
nachsinnen
,
1
pinsen
.
Syntagmen:
einer rede / sache, dem buchstaben n
.
Wortbildungen:
nachtrachter
,
nachtrachtung
1.

Belegblock:

Schöpper
6a
(
Dortm.
1550
):
Altiùs rei intendere. Nachtrachten nachdencken nachsetzen nachwerben.
Luther, WA
31, 1, 31, 26
(
1529
):
Sela, das woͤrtlein, [...] ist ein zeychen, das man tieffer und ferner dem nachtrachten sol, was die wort, darauff es gehet, anzeygen.
Kurz, Waldis. Esopus
4, 23, 34
(
Frankf.
1557
):
Er trachtet den Buchstaben nach, | Vnd sprach: „es ist so seltzam schrifft, | Weiß nicht, wie sichs zusamen trifft.“
Franck, Klagbr.
226, 10
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Lieber dichter vnd nachtrachter / seyest wer du woͤllest / seind sie nit wirdig des titels der Heyligen veter?
Bachmann u. a., Volksb.
106, 27
(
alem.
,
15. Jh.
):
Nun begund er im nach betrachten, was daz mocht betütten.
Maaler
300v
(
Zürich
1561
):
Ein ding durch Nachtrachten ergreyffen. [...]. Eins scharpffen verstonds im Nachtrachten. [...]. Mit allem ernst einer sach Nachtrachten. [...]. Nachtrachtung (die) Excogitatio, Cogitatio. Fleyssige Nachtrachtung. Meditatio & commentatio. Nachtrachtung vnd radtschlag seinen vatter oder muͦter vmbzebringen.
Luther, WA
37, 245, 33
;
Sachs
10, 61, 22
;
20, 48, 27
.
2.
›sich ernsthaft mit etw. befassen, e. S. nachstreben, sich e. S. hingeben; jm. folgen‹;
zu
trachten
(V.) 3.

Belegblock:

Luther, WA
6, 204, 30
(
1519
):
szo lauffen wir uberhyn unnd achtens gar gering [...], szo doch wir hie solten lange stan und ym [gotlich werck] wol nachtrachten.
Ebd.
37, 125, 18
(
1533
):
Wenn aber ein furst seinem ampt nachtrachtet, [...] gleubt nicht, was ein iglicher heuchler saget, sondern sihet selbs ynn das spiel, so kan man ihn nicht deusschen.
Opitz. Poeterey
57, 30
(
Breslau
1624
):
Lob vnd rhum / welchem die edelsten gemuͤter nachtrachten.
Welti, Stadtr. Bern
587, 5
(
halem.
,
1539
):
vnnd deßhalb ernnstlichen nachtrachtenns gepflegt, durch was fuͦg vnnd weg semliche beschirmung zum geschicktestenn erstattet werden moͤge.
Maaler
301v
(
Zürich
1561
):
Wir wend vnserem nutz Nachtrachten.
Turmair
5, 36, 30
(
moobd.
,
1522
/
33
):
nach demselben [got] müessen wir uns richten, demselbigen nachtrachten.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 189, 4
.
3.
›jm. mit unfreundlicher Haltung entgegentreten; jm. nachstellen‹.
Bedeutungsverwandte:
nacheilen
 1,
nachsetzen
 2; vgl.
ächten
 1; 3,
argwilligen
,
greinen
(V., unr. abl.) 3.
Wortbildungen:
nachtrachtung
2 ›Verfolgung von jm.; Betreibung von etw.‹.

Belegblock:

Kurz, Waldis. Esopus
1, 99, 32
(
Frankf.
1557
):
Niemandt den andern soll verachten, | Mit reden jm boͤßlich nachtrachten.
Gille u. a., M. Beheim
36, 17
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
sy sein tote, | Die dem chind [Jesus] nauch | trachtent.
Luther, WA
47, 412, 23
;
Kurz, a. a. O.
2, 13, 6
;
Rwb
9, 1294
.
Vgl. ferner s. v.
anfänger
 2,
bauchfisch
.