1
mos,
das
,
sehr vereinzelt
der
;
(Ekthlipsis)
/-Ø
(+ Uml., zu
das
),
-er
(+ Uml.).
1.
›Sumpf, Morast, Moor, Bruch, wasserreiche Aue, Flußniederung; Wiese, Matte‹; das semantische Spektrum reicht von der für Mensch und Vieh potentiell bewegungs- und bewirtschaftungsfeindlichen Sumpflandschaft bis hin zur grasreichen, fruchtbaren Wiese, Weide, Matte, seltener auch zum Wald; in einzelnen Belegen Tendenz zur Flurbezeichnung.
Nahezu ausschließlich obd.
Phraseme:
an das mos kommen
›nicht mehr greifbar sein‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. sachbereichszugehörig):
1
berg
 1; 9; 11,
1
lache
,
1
matte
,
pful
 1,
pfütze
 3,
tal
 1,
2
tobel
,
wald
,
weidgang
.
Syntagmen:
ein m. springen können
›zu überspringen vermögen‹,
ein m. zu einem heimgesuch geben
;
m. trocken werden, um die stat stossen
›an die
stat
angrenzen‹;
vieh an ein m. jagen, j. an ein m. kommen, jn. an einem m. übereilen, j. auf ein m. ziehen, auf einem m. das leben verlieren, sich auf ein m. heben, die nacht bei m. vertreiben, durch ein m. waten / reiten, wasser durch ein m. fliessen, gewässer durch das m. fliegen
(poetisch),
in einem m. gestecken, jn. in einem m. finden, ein ros in ein m. jagen, das wasser in dem m. stehen, sich in den mösern enthalten, in den mösern papyrus finden, über ein m. faren / gehen
;
das böse / grosse / kleine / tiefe / verzauberte / wilde m
.;
die gräben im m., mitten im m., der heuzehente in dem m
.
Wortbildungen:
mosachtig
›sumpfig‹,
mosbet
(Gw zu
2
bet
,
das
, 1),
mosblume
,
mösen
›moderig, faulig riechen‹,
moseppich
wohl ›Apium palustricum‹ (a. 1607),
möserig
›schmutzig‹,
mösern
›sumpfig‹,
mosgrabe
(laut Hrsg. der Quelle ›Schanze von Rasen‹; laut Schweiz. Id.
2, 682
: ›Sumpfgraben‹; vielleicht eher: ›[Wasser]graben‹),
mosgut
›sumpfiges Grundstück‹,
moshau
›Mäusebussard‹ (a. 1555; zum Gw s.
3
hau
; Schweiz. Id.
2, 1823
),
mosheu
›Heu einer Sumpfwiese‹,
moskalb
(s.
mosvogel
),
moskolbe
›Rohrkolben‹ (zum Gw s.
kolbe
 11),
moskraut
›Sumpfgras; Schilf‹,
mosku
(s.
mosvogel
),
moslache
(Gw zu
1
lache
),
mosochse
(a. 1603; s.
mosvogel
),
mospel
wohl deformierte Form von
mosvogel
,
mosreigel
(1603; s.
mosvogel
),
mosvogel
›Rohrdommel‹ (dazu bdv.:
rordommel
,
lorind
 1,
mosku
,
mosochse
,
mosreigel
; auch:
eule
),
moswasser
›schmutzige Flüssigkeit‹,
mosweihe
ein Vogel.

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged.
297, 14
(
1632
):
Die demantenen Gewässer | fliegen durch den jungen Moß.
Voc. inc. teut. q,
vi v
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Moßkalb mosvuogel Anatrocul’.
Fastnachtsp.
822, 15
(o. O./o. J.):
Dasst mir min vetterlich erb vertuost: | Den höuzenden in dem grosen mos.
Sachs
14, 78, 1
(
Nürnb.
1550
):
Der pawr spricht: | [...] | Geh, heiß mirn knecht satteln das roß, | Eh dann der frembt kum an das moß.
Bell, G. Hager
396, 2, 5
(
nobd.
,
1593
):
den fand man sampt seim pferde | jn einem most im küris sein, | sam er dar in er sticket seÿ.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
4, 180, 21
(
Straßb.
1466
):
Die vnreinen esst nitt
.
den adeler den eyssuogel
.
[...] vnd die mospell all in irem geschlecht.
Ebd.
331, 7
:
do antwurttent mospellen
[
Luther
1545, Jes. 13, 22:
Eulen
]
in iren heusern.
Ebd.
8, 441, 3
:
8, 441, 3:
sy besitzent die mospellen
[
Luther
1545, Jes. 34, 11:
Rhordomeln
]
vnd die igeln.
Wiessner, Wittenw. Ring
8344
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
In chaim wald schol er [haubtman] beleiben | Noch pei mos
›unwirtliches Gebiet‹
die nacht vertreiben.
Bremer, Voc. opt.
13020
(
alem.
,
15. Jh.
):
Palus moß [...] pfúcz [...] pfuͦl [...] lakchen lakchen [...] est locus aquosus, cui multum est de terra admixtum. [...]. Et ponitur palus pro ipso pabulo uel pascua, quia palus nutrit paleam, id est pabula iumentorum scilicet gramina; in locis enim paludinosis habundant gramina.
Leisi, Thurg. UB
7, 240, 2
(
halem.
,
1381
):
Dú selb wis ain reht mosguͦt ist.
UB Zug
646, 21
(
halem.
,
1424
):
Item aber git er 1 f guͦtz von 2 mosbettinen in dem Mos: stosent an den Letten.
Koppitz, Trojanerkr.
2446
(Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Thedalus mit witzen | Hiess vil bald sitzen | Den jungen uff ain leres ross, | Das baide graben unde mösz | Kunde vil wol springen.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 346, 8
(
halem.
,
1508
/
16
):
deshalb die wasser greben und tüfen moͤser so trocken wurdent, das [...].
Bächtold, H. Salat
94, 168
(o. O.
1531
):
Die funden s’ in irem vorteil stan, | Deßglich kum je ersach ein man, | Mit geschütz, moßgraben und aller dingen, | Das in doch nit vil frist mocht bringen.
Maaler
103r
(
Zürich
1561
):
Entenstossel
/ (
der
)
Moßwey. Perenus.
Ebd.
285v
:
Meeradler [...] / ein art wie ein moßwey [...] / Jm Niderland Vishärn.
Ebd.
293v
:
Moßachtig, Paludosus, Paluster. Ein Moßachtig ort. Locus palustris. [...]. Moßlachen (die) Palus. Moßkolben / Dutenkolben. Typha. Moßkraut. Vlua. Moßkreüter so in den moßachtigen gestaden deß meers auffwachsend.
Ebd.
477v
:
Vrrind oder Moßkuͦ / Ein vogel fuͤrt ein wu͂derbar geschrey so er den schnabel in dz moß stoßt.
Lauater. Gespaͤnste
37r, 27
(
Zürich
1578
):
Als einer hoͤrt ratzen / katze͂ / [...] so gadt jm der schweiß vß / meint es gange vnghür im huß. Man hoͤrt etwan ein moßkuͦ / lorind / oder andere seltzame voͤgel.
Löffler, Columella/Österreicher
1, 33, 16
(
schwäb.
,
1491
):
Das pfútzesch moͤßesch [wasser], das da mit einem tregen gang schlicht, ist aller schaͤdlichost, und das allweg in dem moß staͮtt, ist schelmesch.
Brandstetter, Wigoleis
216, 5
(
Augsb.
1493
):
als er der wunden empfand huob er sich [...] auf dz verzaubert moß, auff dem er sein leben jaermlich verlore.
Chron. Augsb.
2, 179, 15
(
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
es waren alle weg und moss und waßer gefroren so hert, daß man überall die nechsten weg mocht reiten.
Rot
335
(
Augsb.
1571
):
Papyrus. Jst ein gewechs oder stauden inn Egypten / so inn den Mosern vnnd bey dem Nilo funden wird.
Dirr, Münchner Stadtr.
359, 6
(
moobd.
,
1340
):
der dem andern sein vich sluͤg [...] oder an ein mos jaget, [...], daz sol er im gelten.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
103, 11
(
oobd.
,
1349
/
50
):
daz dritt [wazzer] mosik, daz durch mos fleuzt.
Ebd.
404, 6
:
daz ander [slatenkraut] wehset an wäzzerigen steten und hât auch ain hôch pluomen, aber diu [...] mösent an dem smack.
Winter, Nöst. Weist.
1, 95, 16
(
moobd.
,
um 1380
):
und schullen zwen [wachter] haben auf dem Gartentor und zwen in dem moz do der Cherwach auz der stat rint.
Schmitt, Ordo rerum
312, 26
(
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Onocroculus [...] rordrumel mosuogell [...] Jbix auis quedam inimica serpentibus et habitat libenter in aquis vel circa aquas.
Drescher, Hartlieb. Caes.
284, 34
(
moobd.
,
1456
/
67
):
das sy [...] giengen in ain mos, und wie vil sy zabelten mit den fússen, noch dann mochten sy verrer noch weitter nicht komen.
Turmair
4, 94, 17
(
moobd.
,
1522
/
33
):
Es stiessen vil moser und lachen umb die stat, war daselbs von natur vest.
Ebd.
360, 30
:
roß, so im mos giengen.
Ebd.
5, 245, 2
:
Es warn auf ieder seiten grosse möser und [...] mochten die feind nindert hin fliehen.
Mell u. a., Steir. Taid.
1, 4
(
m/soobd.
,
E. 15. Jh.
):
daz [wise] maat man nur ain mal. ist moshei.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
286, 38
(
m/soobd.
,
16.-18. Jh.
):
des moss halben das zu gemainem markt zu W. zu ainen haimbgsuech u. anker geben ist worden zu brauchen.
Karnein, Salm. u. Morolf
144, 5
;
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
68, 21
;
Barack, Teufels Netz
12570
;
Roder, Hugs Vill. Chron.
14, 34
;
Boos, UB Aarau
347, 10
;
Schib, H. Stockar
101, 9
;
Rennefahrt, Recht Laupen
130, 35
;
Sappler, H. Kaufringer
3, 589
;
Chron. Augsb.
1, 279, 12
;
Barack, Zim. Chron.
1, 380, 13
;
2, 400, 21
;
Klein, Oswald
19, 123
;
Bäumker, Geistl. Liederb.
3, 11
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
11, 29
;
Bischoff u. a., a. a. O.
21, 1
;
528, 10
;
Voc. inc. teut. o
vr
;
Schles. Wb.
2, 893
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
245
;
Vorarlb. Wb.
2, 445
.
Vgl. ferner s. v.
in
(Präp.) 11.
2.
›Moos‹ (die Sporenpflanze); ›dem Moos ähnlich gesetzte Pflanze an Baumstämmen u. ä.‹; gelegentliche Nutzung von
mos
für Düngezwecke, zur Herstellung von Tierarznei.
Phraseme:
jm. wächst lützel mos unter den füssen
(Hinweis auf die Schnelligkeit der Bewegung).
Syntagmen:
m. ausheben, auf den acker füren
;
an den rebstöcken m. sein
;
etw
. (Akk.obj.)
mit m. verhüllen, etw
. (Subj.)
mit m. überwachsen
[sein] (von einem
hügel
gesagt),
von alter mit m. bewachsen
(von Bäumen gesagt),
den baum von m. säubern, reinigen
;
das frische / grünlichgelbe / nasse m
.;
die höle voller m
.
Wortbildungen:
mosach
(
-ach
Kollektivsuffix; ›Baummoos, -flechte‹),
moshaus
›mit Gras, Moos verzierte Laube‹ (?).

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
339, 2477
(
Magdeb.
1608
):
So baldt ich komm gezogen her / | [...] | Reum Jch [Storch] auß meinem Nest vnd Hauß / | Was vnsauber ist / fleissig auß / | Ersetz / vnd stopffs mit frischem Moß / | Das es new werd / warm / weich vnd loß.
Lappenberg, Fleming. Ged.
102, 30
(
1631
):
Der Wald, der muß mich itzt mit rohen Wurzeln nähren, | mir ist der nasse Moos anstatt Citronensaft.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
1, 80, 3
(
Köln
um 1490
):
Uns moysshuys, dat man uns zieren sall, | Dar sitzen wir nae unß hertzen geer.
Kurz, Waldis. Esopus
2, 27, 79
(
Frankf.
1557
):
wenn er
[ein Baum, die Eiche]
wird alt, | So gewint er gar ein ander gstalt: | Denn wird er rauch, bewaͤchßt mit maß.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
66, 13
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Daruber pfleget man allerlei mos, laub, [...] einer spannen tief aufzuheben und auf die ecker zu führen.
Ebd.
124, 2
:
Wer einen baum oft seubert von dem unflath und mohs, so an ihme wäxt, davon werden die beume fruchbar.
Koppitz, Trojanerkr.
6595
(Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Daz was ain geschwinde raisse vartt. | Moss und miesse den süssen | Wüchse lutzel undern füssen.
Deinhardt, Ross Artzney
175
(
oobd.
,
1598
):
nimb darnach müesach, so an ainer schlechstauden oder heckhen wechst.
Ebd.
352
:
nimb ain seüdl regen würm, thue sy in ainen saubern hafen, thue sant oder müeß darzu, das sy sich raynigen
[zur Herstellung einer Salbe].
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
133, 13
(
m/soobd.
,
16. Jh.
, Hs.
17. Jh.
):
Wellicher ainen sein heiholz abschlëgt und verhielt
›verhüllt‹
den stock mit müeß ist in des herrn straff erkent, dem richter 72 ₰.
Peil, a. a. O.
46, 89
;
Opitz. Poeterey
42, 14
;
Rohland, Schäden
483
;
Mylius
E 5v
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
328, 2
;
Harsdoerffer. Trichter
3, 350, 10
.
3.
›Schmutzwasser, Schlamm; fauler Körpersaft‹; ütr.: ›Elend, Verdammnis‹.
Bedeutungsverwandte:
1
mist
 3; 4; vgl.
drek
 2,
geschlipper
,
gewul
 3,
lette
.
Wortbildungen:
mosgrundel
›am Grunde des Wassers lebender Fisch‹ (16. Jh.).

Belegblock:

Karsten, Md. Paraphr. Hiob
5216
(
omd.
,
1338
):
Verzerlich glicherwis ich bin | Als ein mist, ein snodes oz | Und als eyn snode vulez moz.
Ebd.
7328
:
Diz erste ungelucke ist | Daz der bose inkurzer vrist | Nach dem tode als eyn vul os | Wirt tyf gewurfen in dis mos.
Sudhoff, Paracelsus
3, 440, 27
(
1526
/
7
):
so nun der selbig humor durch sein geberung misgeret, so wird doraus ein moͤserigs wasser und kompt an alle die end und ort hin, [...], und darumb das er aber ein mos ist, nimpt in das fleisch nit an.
Karsten, a. a. O.
7988
;
Schweiz. Id.
2, 776
.