mistel,
der
;
ahd.
mistil
,
mhd.
mistel
(Lexer
1, 2177
; Kluge/S.
2011, 627
);
teils graphische / lautliche Vermischung mit
mispel
, semantische Zuordnung dann unsicher (vgl. Dwb
6, 2258
;
2268
).
›Mistel, auf Bäumen wachsende schmarotzende Pflanze; als Auswuchs gedachter Teil des Baumes bzw. eines Gewächses generell‹; auch: ›Frucht der Mistel‹. In den Belegen verbinden sich botanische (Entstehung aus Vogelmist), religiöse (Bezug auf Maria), pharmazeutische (Salbenherstellung, Heilkraut, Futterbeigabe) und hauswirtschaftliche Vorstellungen (z. B. zur Köderherstellung).
Zur Sache: Hwb. dt. Abergl.
5, 381
 ff.
Mehrfach Fachtexte.
Wortbildungen:
mistelblut
›Mistelblüte‹,
mistelstrauch
,
mistelziemer
›Misteldrossel‹ (zur Motivation s.
mistler
),
mistlerpater(noster)
›Rosenkranz aus Mistelholz‹.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
354, 2962
(
Magdeb.
1608
):
es ist nun eine gute weil / | Da Ich auß eim Propheten Geist / | Euch am Eychbawm den Mistel weist.
Voc. inc. teut. qiij r (
Speyer
um 1483
/
4
):
Mistelpluet marcicordia.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
75, 10
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Viscum mistel dem vieh im futter gegeben, so nimpt das vieh darvon zu.
Ebd.
209, 10
:
Ingleichen soll man kenster oder mispel von allerlei beumen absteigen lassen, etzliche stangen auf migken legen und den mispel daran henken
(als Köder für Wildtiere).
Ebd.
216, 35
:
Wilst du den hasen schiessen, so stecke einen mispelnstrauch darein
[in ein Ködergemisch],
wessere ihn damit, stecke den strauch in das feld [...], da der hase gerne wohnet.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
205v, 19
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Wer die milwen hab, / mach ain puluer mit mistel, der ab ainer / affoltern kome.
Sudhoff, Paracelsus
5, 352
(
1527
/
8
):
liquor misserii, id est mistel an den bäumen (viscus non est mistel).
Ebd.
13, 60, 5
(
1525
/
6
):
sein [gewechs] gummi ist sein stercus, sein moder sein ubergewechs, sein mistel sein krankheit.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
5, 60
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
Rötent Moisi staud, zistel | unverprannt, in der werlde mistel, | fluet die swam an sünden ror
(hier auf Maria bezogen; vgl. die Anm. zum Beleg in der Textausgabe).
Schmitt, Ordo rerum
375, 33
(
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Lentiscus mispelbom mistelpawm.
Broszinski, Minner. Chir. Parva
70r, 25
(
halem.
,
2. H. 15. Jh.
):
Die ander form ist ein pflaster von sandel [...]: 2.) Rp. gerstenmel [...] accacie, sumac, iegklichs j lot vnd mistel.
Ermisch u. a., a. a. O.
222, 8
;
Sudhoff, a. a. O.
4, 105, 7
;
Broszinski, a. a. O.
81r, 15
;
Turmair
1, 572, 1
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 206
;
Bremer, Voc. opt.
48040
;
Schmitt, a. a. O.
372, 41
;
376, 34
;
42
;
Brack
d 9r
;
Schles. Wb.
2, 881
;
Schweiz. Id.
4, 540
(mit Angaben zu Brauch und Glauben).