mistätig,
Adj.,
meist subst.›in einer der Sitte, dem geltenden Recht, der Moral widersprechenden Weise handelnd‹; im einzelnen z. B.: ›verbrecherisch‹ (meist); ›verschwenderisch‹; ›einer Pflicht nicht nachkommend; nachlässig‹;
zu
mis-
[+ Adj.], tätig
.Vielfach Rechts- und Wirtschaftstexte, auch berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
bännig
falsch
meineidig
schädlich
trugenhaft
übeltätig
Syntagmen:
den mistätigen angreifen / begreifen / annemen / verschweigen, gefänglich hinfüren / (auf seine kost) halten, in die zucht bringen
; der mistätige js. eigen vertun, den dienst bei den mistätigen zu erzeigen schuldig sein
; der mistätige man / mensch / richter
, mit mixtura verborum: die mistätige hilfe
›einem mistätigen
zugeteilte Hilfe‹; subst.: die pein der mistätigen
; die ordnung gegen den mistätigen
.Belegblock:
Große, Schwabensp.
85, 30
(Hs. ˹nd.
/md.
, um 1410
˺): hat eyn vrowe eynen mistedegem man, der ir eygen vertuͦn wille [...], se vorsprick iz wol mit rechte.
Lau, Qu. Neuß
241, 35
(rib.
, 1562
): Auch sullen sich die dreger [...] frundlichen [...] halden, auch iren deinst und behulf bi den misdedigen [...] auf erfordern zu erzeigen schuldich sien.
Hilliger, Urb. St. Pantaleon
355, 25
(rib.
, 1504
): denselven misdaedingen sall unse werdige here abt [...] up sine cost halden biz up den dritten dach.
Aubin, Weist. Hülchrath
141, 29
(rib.
, 1616
): die mißtätige [...] durch den gerichtsboten und deßen beistand anzugreifen [...], fast und gefänglich [...] zu halten.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
380b, 37
(Frankf./M.
1649
): Man solle das Zeugnuß eines beschreyeten mißthaͤtigen Menschens nicht gelten lassen.
Behrend, Magd. Fragen
196, 20
(omd.
, um 1400
): wenne eyn galgen heisszet daz, do man missetetige lute von gerichtis wegin anhengit.
Thiele, Chron. Stolle
489, 30
(thür.
, 3. Dr. 15. Jh.
): das [...] dye missetetigen unnd dye sulchen uff laufft machen, in dye czucht gebracht [...] werden.
Köbler, Ref. Nürnberg
314, 19
(Nürnb.
1484
): so mag der aigenherr alßdan̄ sein vordrung gegē dem mißtettigen oder versewmlichen besteer fuͤrnemen.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
49, 8
(Bamb.
1507
): warzeichen, die ein redliche anzeigung, der mysstettigen hilff halben, machen, vnd peinlich zu fragen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
347, 16
(els.
, 1362
): dine gotter die du mich heissest ane bitten, die sint trúgenhaft vnd so mistedig.
Ebd.
548, 26
: den bosen solt du din bluͦt geben, den missetetigen din fleisch.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
3, 465, 4
(Straßb.
1466
): Von den geboten gottes. wie man darauß die mystetigen menschen vertillgen sol.
Welti, Stadtr. Bern
580, 10
(halem.
, 1439
): das alle die luͥt, so [...] zuͦ merkte komment, [...], sicher sin beiduͥ an lib vnd an guͦt, [...], vßgenommen die eynunger vnd misstätig, bennig luͥt.
Drescher, Hartlieb. Caes.
260, 23
(moobd.
, 1456
/67
): Es wár solichen misztatigen und rohen priestern núczer das sy die gleichnúsz der mesz tetten [...], dann [...].
Koller, Reichsreg. Albr. II.
167, 44
; Rennefahrt, Zivilr. Bern
389, 28
; Rwb
9, 721
; Pfälz. Wb.
4, 1343
f.; Öst. Wb.
4, 927
.‒
Vgl. ferner s. v. bartscherer
, beinbrüchig
.