missetreten,
V., unr. abl.
›sich vertreten‹ (im eigentlichen Sinne); tropisch: ›betrügerisch handeln‹ (im Gewerbeleben); ›sündigen‹ (unter religiösem Aspekt); ›sich einen Fehltritt leisten‹ (unter erotischem Aspekt); ›sich mit Worten vergreifen‹;
vgl.
mis-
[+ V.], treten
1; 13; 14.Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
misfaren
verwürken
4
brechen
mishandeln
missewarten
Wortbildungen:
mistrit
Belegblock:
Reissenberger, Väterb.
15952
(md.
, 14. Jh.
): ir sunden missetrit | Nieman sagen wolde.
Hübner, Buch Daniel
2675
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): O lerer, nu lere dich | Zum ersten an, dar nach sich | Ob ieman missetrete!
Ermisch, Freib. Stadtr.
248, 9
(osächs.
, 1335
): ist daz si
[
die schuworchten]
icht missetreten an irem werke, also daz si [...] wolden unrechten kouf geben, daz sullen sie ouch verbuzen. Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
15, 8
, Var. (Hs. ˹omd.
, 1465
˺): wann hette ich mich verwürket
[Var. GF:
misstreten]
gen got [...] das hette er an mir gerochen. Henschel u. a., Heidin
1193
(nobd.
, um 1300
): Dv woldest dich e stechen zv tot | Denne dv senftes dine not | Vn̄ wilt nv missetreten | Daz mag dich in schaden weten.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 799
(els.
, E. 14. Jh.
): Dise lúte gant vf dem borte der hellen: missetretend sv́ v́t me, sv́ vielent dar in.
Adrian, Saelden Hort
5742
(alem.
, Hss. E. 14.
/15. Jh.
): ob ich si
[
brut]
nach der welt sitte | lob ald iendert missetritte | mit zeweltlichen worten. Maaler
291r
(Zürich
1561
): Mißtritt (der) Fallens uestigium, Erratio, Aberratio, Error. Ein Mißtritt thuͦn.
Ebd.
382r
: Springkuglen (die) [...] so die habend die auff dem seyl gand [...] vnnd kein mißtritt thuͦn.
Niewöhner, Teichner
315, 8
(˹moobd.
, 1360
/70
˺): so hat yeder man enphangen | wirdichait an allen grat, | daz nie chainer missetrat.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
243
; Schweiz. Id.
14, 1485
.