manheit,
die
;-Ø/–
.1.
s. 1
man
(der
) 2.2.
s. 1
man
(der
) 8.3.
›Mannestum, Männlichkeit, Mannhaftigkeit; Tapferkeit, Mut als Eigenschaften, die man einer männlichen Person im Erwachsenenalter (teils im Unterschied zur frau
, zum weib
) zuschreibt‹; manheit
in diesem Sinne umfaßt körperliche Kraft, Tugendhaftigkeit, Rechtschaffenheit (damit Anklänge an den Katalog der Kardinaltugenden); in einem weiteren Sinne wird manheit
mit hoher gesellschaftlicher Anerkennung und Würde, mit Ansehen und Ehrenhaftigkeit sowie mit Glück in bewaffneten Auseinandersetzungen assoziiert; abwertend vereinzelt Öffnung des Gebrauchsspektrums in Richtung auf ›männliches Gehabe, Schein von Männlichkeit‹; tropisch (selten) kann auch das Verhalten von Tieren als manheit
gedacht werden; vgl.
1
man
(der
) 3; 4.Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, auch berichtende Texte, für das ältere Frnhd. oft gebundener Form.
Bedeutungsverwandte:
fertigkeit
kekheit
kraft
stärke
erbarkeit
ere
festigkeit
gerechtigkeit
glanz
der
) 1; 2, klarheit
künheit
lauterkeit
manlichkeit
milte
die
) 2, mut
der
) 3; 4, 1
preis
redlichkeit
reinigkeit
schein
der
) 12, schiklichkeit
sieg
streit
tapferkeit
tugend
weisheit
werdekeit
eitelkeit
furcht
hoffart
wollust
Syntagmen:
m. fassen
›sich ein Herz fassen‹, die m. verlieren, js. m. verschmähen / fürchten, die minne die m. lämen / zwingen, jm. (die) m. beweisen / nemen / öfnen, die m. mit saufen beweisen
; die m
. (Subj.) zu klein / unerloschen / ellenthaft sein, jm. entgehen, erstorben liegen, die m. jn
. [wohin] bringen, jm. etw
. (z. B. land
) / jn
. (pron.: mich
) erwerben, js. m. jn. auf abenteuer aussenden
; der m. blos für
›vor‹ jm. stehen
; die furcht in m. verwandeln, mit m. jn. bei der erbschaft halten, etw
. (z. B. einen einfal
) mit m. erweren, von der m. zu keiser werden, jm. von seiner m. sagen
; die m. des leibes, der getat
; die gestrenge / jugendliche m
.; der mut der m
.Belegblock:
Luther, WA
10, 3, 76, 27
(1522
): werden auch moͤrcken im hertzen ain manheit und ein krafft, dann [...].
Ebd.
19, 411, 11
(1526
): Wenn aber hertz und mut weg ist, so ist die manheit weg.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
654, 4625
(Magdeb.
1608
): Die Helden Froͤsch wolten herbey / | Den einfall mit Mannheit erwehrn.
v. Keller, Amadis
379, 31
(Frankf.
1571
): Aber als jhn der König Arban vnnd sein gesindt ersahen, ware jhr forcht in Mannheit vnd keckheit verwandlet.
Stambaugh, Friederich. Saufft.
12, 16
(Frankf./O.
1557
): da ein jeglicher seine Mannheit mit Sauffen beweisen / Ritter werden / und das Feldt behalten will.
Thür. Chron.
11r, 7
(Mühlh.
1599
): Da verbandt sich Pompeius mit Marco Marcello wider Julium / vnd fuͤrchten doch seine gestrenge Manheit / seine vernunfft / vnnd endtlich seine geschickligkeit.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
16, 15
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): Noch dem erbarn stryte irkrigite Cyngius dy vruntschaft und erbarkeit alle der Tartirn durch der manheit unde der gerechtigkeit dy her bewyste den obirwundin provincien.
Pyritz, Minneburg
2197
(nobd.
, Hs. um 1400
): Syt du [Minne] manheit twingest und lemst | Und syt du auch daz wilt gezemst.
Rieder, St. Georg. Pred.
41, 21
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): der erst bluͦme ist manheit der getât; der ander ist luterkait des willen; der drit ist rainkait der werch.
Chron. Strassb.
28, 30
(els.
, 1362
): der waz der erste der von sines libes manheit zuͦ keiser wart on des senatus gunst.
Fuchs, Murner. Geuchmat
5, 11
(Basel
1519
): Ein yeder gouch, so er by wyben sitzet, sol [...] ynen vil von syner manheyt sagen / wie er [...] beren gefangen / vnd mit Sampson dem loͤwen den mundt vff gerissen.
Wyss, Luz. Ostersp.
10398
(Luzern
1545
): so hätt syn
[Christi]
clarheyt, glantz vnd schyn | vns stercke, krafft vnnd mannheyt gnon. Maaler
86v
(Zürich
1561
): Dapfferkeit (die) Mañheit. Fiducia [...] Bellicositas, Vis. Virtus, Grauitas.
Dreckmann, H. Mair. Troja
32, 18
(oschwäb.
, 1393
): der [die von Troy] wärt er sich ritterlichen, aber ez waz sein manhait ze clain wider alz vil.
Brandstetter, Wigoleis
192, 6
(Augsb.
1493
): vnder disem allem sagte er jm. wie er nicht mit manheit sunder mit krafft der stein vnd zauberey sigloß waer worden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
136, 6
(oobd.
, 1349
/50
): und stellt ain greindez swein für in [elephant], sô verleust er alle sein manhait.
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
53, 22
(moobd.
, 1393
): Das vierd zaichen der edel ist vestichait vnd manhait wider dÿ, dÿ wider strebent.
Turmair
4, 48, 26
(moobd.
, 1522
/33
): Wo kain feind oder streit ist, ist kain sig und manhait.
Moscouia
D 1v, 19
(Wien
1557
): der selb mit seiner schickligkhait vnnd manhait wurde die khinder seine fründt wissen vnd mügen bey der Erbschafft erhalten.
Winter, Nöst. Weist.
1, 565, 22
(moobd.
, 1570
): das ein fraw nicht mer verwirkt zu wandl den 12 ₰ außnomen ob si ainen man auß seinem hauß vodert und manhait allso verschmähet.
Qu. Brassó
5, 213, 18
(siebenb.
, 1609
, Hs. 1726
): als Carolus Magnus unser Väter Mannbarkeit und Mannheit nun zum öfternmal erfahren hat.
Luther, WA
16, 208, 16
; 16, 208, 35
; 41, 710, 30
; Peil, a. a. O.
416, 4835
; v. Keller, a. a. O.
408, 35
; Stackmann u. a., Frauenlob
5, 40, 10
; 8, 2, 9
; v. Groote, Muskatblut
66, 29
; Gille u. a., M. Beheim
237, 206
; Goldammer, Paracelsus
4, 250, 23
; Jörg, Salat. Reformationschr.
666, 5
; Dreckmann, a. a. O.
17, 23
; Brandstetter, a. a. O.
203, 9
; Primisser, Suchenwirt
3, 86
; Rudolf, a. a. O.
61, 9
; Klein, Oswald
86, 10
; Weber, Füetrer. Poyt.
130, 1
.‒
Vgl. ferner s. v. abenteuer
1, aufen
(V.).4.
›ritterliche, militärische Tat‹; als Metonymie oder Synekdoche an 3 anschließbar.Belegblock:
Goedeke u. a., Liederb.
355, 4
(Nürnb.
, 16. Jh.
): wie das der helt Paris zu Troi wol in der stat | auch manheit vil getriben han.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
145, 24
(moobd.
, 1478
/81
): der auch in dem streit mit den Hungern grosse manhait begangen hat.
Roth, E. v. Wildenberg
3, 27
(moobd.
, v. 1493
): dern zwen fürsten grosse ding mit manheit und streit erstanden haben gein irn veindten.
5.
›Zeugungskraft, -fähigkeit, Potenz des Mannes; sexuelle Begierde‹; als Metonymie: ›Genitalien des Mannes‹; vgl.
1
man
(der
) 5.Bedeutungsverwandte:
vgl. macht
manschaft
Belegblock:
Chron. Köln
2, 405, 18
(Köln
1499
): wanne einre zo cloister geit ind ein moench wirt, so plecht men zo sagen: dem is sin manheit uisgeworpen.
Fastnachtsp.
771, 21
(nürnb.
, 15. Jh.
): Scholt ich denn nicht meinn kumer da wenden, | So müst ich mein manhait gar ser schenden.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
4, 205, 4
(Straßb.
1466
): Der keúsch zerbrochen oder der abgeschnitten der nieren vnd der beschnitner manheit
[Var. 1475
manschaft2
–1518 / Eck
1537, 5. Mose 23, 1: ]
der gee nit ein die kirchen gotz. Sudhoff, Paracelsus
14, 462, 2
(um 1570
): Dises sigill ist wunderbarlich für alle zauberei der weiber, so etwan den mannen die manhait genomen.
Klein, Oswald
63, 39
(oobd.
, 1416
): kam si mir dan in solh genäch, | das ich die manhait retten solt, | ich fluh ir nicht.
Ebd.
66, 13
(v. 1408
?): Ain farb von itel grün | den possen rain verdackt | der jedem fürsten kün | sein manhait wol erwackt, | wenn er sich bei im strackt.
Schwäb. Wb.
4, 1450
.6.
›der manheit
verglichene und minneideologisch bestimmte hohe Kraft und Sittlichkeit der frau
‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. güte
Belegblock:
Matthaei, Minner. I,
8, 259
(Hs. 15. Jh.
): sprach sie
[V. 240:
Mynne; 253:
frawe]:
‚ich wil dirs nit verdagen, | man heißet mich die Manheit‘. Ebd.
278
: man gibt ewch, Manheit, manic haz; | daz hoͤr ich von den wisen.
Thiele, Minner. II,
21, 121
(Hs. ˹wobd.
, 15. Jh.
˺): dar an
[Frau]
der manheit hoͤchstes heil | von angeng was und úmer ist.