1
mandel,die
der
;-Ø
(für die
), -s
(für der
) / -n
;über
mhd.
mandel
, ahd.
mandala
aus spätlat.
amandala
(Kluge/S.
).2002, 595
1.
›Mandel, Samen von Prunus amygdalus‹; die Belege beziehen sich vor allem auf die Mandel in wirtschaftlichen Zusammenhängen (z. B. als Handelsware; oft im Orientierungsfeld mit anis
, feige
, honig
, kümmel
, latwerge
, pfirsich
, reis
(der
), rosine
, weinbere
, würze
, zucker
u. ä.), bei der Zubereitung von Speisen sowie als zeichenhafte Größe in der Sinnwelt ,Religion‘.Syntagmen:
mandeln säen / nemen
›rauben‹, in honigwasser legen, der stecke mandeln tragen, jm. mandeln bringen
; mandeln süsse / bitter sein, die m. eine rauchige eigenschaft haben
; für mandeln seidelbast essen, butter mit mandeln sieden / vermischen, jm. (gute) speise von mandeln kochen, zieger von mandeln machen
; die nus der m.
; x zentner / pfund / tonnen mandel(n)
; die bittere / süsse / lautere m., der zuckersüsse m
. (Anrede an die Minne-Dame, fiktional); m. der götlichen blume
(gen. explicativus für Christus); mandel der freude
; der kern, die frucht des mandels
.Wortbildungen:
mandelbach
weib
, Minnedame), mandelkäse
mandelkuche
mandelmus
mandelsüs
mandeltorte
mandelwecke
mandelzelte
zëlte
›Kuchen‹).Belegblock:
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
137, 5
(preuß.
, 1399
): liz bruder Buntschu daz kuchenampt [...] 4 tonnen mandeln, 4 korb rosynecken, item 4 tonne rys.
Luther. Hl. Schrifft.
4. Mose 17, 8
(Wittenb.
1545
): fand er [Mose] den stecken [...] grunen / vnd die blüet auffgangen vnd mandeln tragen.
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 387, 5
(Köln
1610
): daß du [Jungfraw] von dem Taw des heiligen Geists vns die suͤsse mandel der Goͤttlichen bluͦmen solst gebehren.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
22, 30
(osächs.
, 1570
/7
): thue aber ein wenig sauerteig oder bittere mandel oder ein imgberzehe darein
(in den Wein).
Ebd.
269, 33
: Kern zu seen. Mandeln, morellen, amorellen, pfirschken und kirschkernen die lege drei tag in honigwasser, see sie in ein gut geelb erdrich.
Hajek, Guͦte spise
72
(rhfrk.
/nobd.
, um 1350
): Wilt du machen aber einen kese von mandeln, so nim mandelkern [...] vnd guͤz einer guͦten milich dor zvͦ [...]. laz in erkalden vnd lege in in einen kese napf [...]. daz heizzet ein mandelkese.
Ebd.
73
: So du denne wilt machen einen mandelwecke, so [...].
Ebd.
74
: So du wilt mandelkuͦchin machen, so [...].
Pyritz, Minneburg
2312
(nobd.
, Hs. um 1400
): Ich forcht mir sy vergiftet | Min freudenricher wandel, | Daz ich fur
[›statt‹]
freuden mandel | Werde eßen leides zeidelbast. Ebd.
3588
: Ey zucker sußer mandel, | Min susser trostes krisem, | Min sußer drehender bysem, | Nym mich in die gnade din!
v. Groote, Muskatblut
42, 9
(nobd.
, 1. H. 15. Jh.
): Wib suesser nam, wib richer stam, | [...] | du bist ein suesser mandelbach! | [...] | sprechent wol dem wibe die yren lib | in dugent gen uch mildet!
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
232r, 1
(md.
/oobd.
, 1446
/8
): niem dy mandel, wen dy haben ein / rauchic eÿgenschaft.
Mayer, Folz. Meisterl.
74, 143
(nobd.
, 1517
/8
): O pamarancz, malogranat, | Dw
[
Fraüw, Maria]
carioffel und müscat, | Des mandels kerns war legerstat | Ich mein deins süns so fron. Sachs
17, 361, 9
(Nürnb.
1563
): Die hetten gut vogel und fisch | Und darzu ein köstlich gemüß | Mit würtz, zucker und mandel süß.
Merk, Stadtr. Neuenb.
89, 38
(nalem.
, 1499
): von einem sack mit mandel sechs phenning
(an Zoll).
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
3, 193, 17
(Straßb.
1466
): bringt gaben dem mann: ein lútzel hartzes vnd honiges vnd latwerigen vnd mirren tropffen vnd therebint. vnd mandeln
[
mandelkernEck
1537: ].
Dasypodius
128r
(Straßb.
1536
): Maza, Ein mandelzelte / nusskuͦchen / vngeseürt brot.
Welti, Stadtr. Bern
460, 8
(halem.
, 15. Jh.
): Ein zentner ris, mandel, truͥbel, figen II ß.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
315, 8
(Genf
1636
): Mandelsuͤsz / Suͤß wie ein mandel.
Müller, Welthandelsbr.
163, 6
(schwäb.
, 1506
): lutter mandel, der nyt in den stainen, sunder ausgesc(h)lagen, verkouft man nit by dem meß.
Stopp, Kochbuch S. Welserin
49, 1
(Augsb.
1553
): Ain gút mandelmúsß machen [...].
Ebd.
116, 1
: Ain mandeltorten zú machen / Nim ain fierdúng mandel [...].
Eis, Gesundheitsl.
115, 11
(oobd.
, 1520
/30
): Die buther neret den leib [...], vnd zumal wann man sy mit mandeln vnd zuckar vermischet.
Ebd.
156, 22
: Von den mandeln. Sy seyn czweyerleye, süsse vnd bitter. [...]. Man benymt den mandeln ir schaden, wann man sy legt yn eyn warm wasser.
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 220, 2
; Ziesemer, Gr. Ämterb.
704, 41
; Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 150, 16
; Hajek, a. a. O.
71
; Pyritz, a. a. O.
5443
; Scholz, a. a. O.
231v, 24
; Fastnachtsp.
784, 23
; Thiele, Minner. II,
13, 156
; Kläui, Schweiz. Urbare
3, 314, 34
; Adrian, Saelden Hort
7126
; Lindqvist, K. v. Helmsd.
440
; Stopp, a. a. O.
63, 2
; 111, 1
; Dasypodius
377r
.‒
Vgl. ferner s. v. ambrosine
, anis
.2.
›Mandel (im Nasen-Rachen-Raum)‹.Wortbildungen
mandelgeschwer
-n
).Belegblock:
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib. 1989, S.
192
(1658
): halß flüß, oder so die mandel geschwullen ist.
Dasypodius
240r
(Straßb.
1536
): Geschwaͤr inwendig am halß / mandel geschwaͤr.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
315, 3
(Genf
1636
): Mandeln / im Halse. [...] mandelngeschwer [...], Glandrum inflammatio.