lein,
der
,-(e)s/–
,leinen
(Substantivierung des Adj. leinen
; nicht immer von diesem trennbar), das
.1.
›Lein, Flachs, Pflanze der Gattung lineum‹; in einer Reihe von Belegen steht lein
neben flachs
, ohne daß das Verhältnis zwischen beiden bestimmbar wäre, im einzelnen wohl Vermischung mit hanf
; metonymisch: ›Faser des Flachses, wie sie zu Geweben gebraucht wird‹.Wortbildungen:
leinengarn
leinhaupt
leinmetze
Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
3, 534, 26
(preuß.
, 1453
): keyn freye noch Prusse seyneme gesinde keyn leyn sal segen obir seyn lon bey der busse.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 149, 11
(rib.
, 1420
): were sache, dat die [sardoicher] mit linengarne gevelscht wurden.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
60, 16
(osächs.
, 1570
/7
): Da fürm jahr das kraut gestanden, säet man heuer lein hin.
Ebd.
252, 13
: Lein und hanf säe 8 tage fur pfingsten.
Voc. Teut.-Lat. rjr (
Nürnb.
1482
): knoch od’ knauff auff dem flachs. adulta leyn haupt od’ poll.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
3, 249, 15
(Straßb.
1466
): Dorumb der leine
[Luther
Flachs1545
: ]
vnd die gerste ist versert. Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
866, 29
(halem.
, 1491
): das die baͤginen [...], die byßhar gewaͤben haben, hinfúr flaͤchsis und lynis waͤben mogen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 36, 3
(schwäb.
, 1574
): mag ein jeder sollich braachveld mit rüeben, flachs, lein [...] besaumen.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
1, 137, 27
(schwäb.
, 1591
): soll kain weylerbaur [...] kain gersten noch lein macht haben in die brach zue sehen.
Rot
324
(Augsb.
1571
): Lein vom Latein linum, flachs / har.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 43, 2
; Küther, UB Frauensee
352, 13
. Wintterlin, a. a. O.
1, 13, 22
; Voc. Teut.-Lat. z iiijv;
Schmitt, Ordo rerum
204, 7
.2.
›Leinen, in Kette und Schuß aus Flachs- oder Hanfgarnen bestehendes Gewebe, Leinentuch (sowohl als gewebtes Material wie metonymisch als daraus hergestelltes Tuch); leinenes Bettzeug‹; auch: ›einzelnes Kleidungsstück (z. B. eine Art Rock)‹; Leinenherstellung und -besitz begegnen mehrfach als Gegenstand von Gewerberegeln und Vermächtnissen.Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Wortbildungen:
leinenakzise
leinenampt
leinenampter
leinenbüchse
leinendecke
leinenelle
leinwatelle
leinenfärber
leinenfärberampt
leinengerät
leinengezaue
leinenkleid
leinenknappe
leinenkrämer
leinenmähersche
leinensak
leinenwerk
leinenwirker
leingaden
leingeding
leinig
leinrok
leinseide
leinware
leinwepfe
leinwirken
Belegblock:
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
307, 22
(preuß.
, 1423
): tenetur 20 sc. vor leynen und kanefas.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
120, 26
(preuß.
, 1519
): 29 lederseck, 10 leyneseck.
Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 59, 18
(md.
, 1613
): dreyhundert stück gute luftige zwo ellen breite leinwar.
Loesch, Kölner Zunfturk.
1, 40, 28
(rib.
, 1392
): Dit sint die punte ind gesetze, die onse herren zerzijt v. r. gesat [...] havent, under den linenverweren.
Ebd.
1, 44,
Anm. c (1397
): die meistere ind broidere gemeinligen van dem lijnenverwerampte.
Ebd.
1, 149, 36
(1420
): sowilch man linenwerk wirken wilt, de mach des morgens [...] wirken bis eichte uiren.
Ebd.
1, 167, 29
(1469
): so en soelen die sijdemechersen [...] anders gein lijn doin machen dan van lijnsijden ind indracht van goulde of silver.
Ebd.
2, 323, 8
(1400
): Also as die van dem lijnenampte lange zijt her mit den Olvonden binnen Coelne zwistich undereinander sijn gewest.
Ebd.
2, 323, 17
(1400
): alsodat die Olvonde [...] halden moegen, ungewunnen tgain iemande, 6 lijnengezouwen ind niet me, 4 tirteisgezouwe ind niet me.
Ebd.
2, 331, 22
(2. H. 15. Jh.
): U. g. goitwillige, getruwe burgere die meistere ind gemeine broedere der sardoichs- ind lijnenampter.
Ebd.
2, 367, 41
(1420
): Sower zo huise of zo hoeve sijtzt ind dat linenampte gewunnen hedde ind sardoich gerne weven ind wijrken woulde, [...] so sall ind mach der linenwijrker dat sardoisampt winnen.
Ebd.
2, 435, 14
(1500
): bidden wir, u. g. sulchs, und dat ouch linwirken und parger zo slain gein ampt belangt, betrachten willen.
Ebd.
11, 463, 3
(M. 14. Jh.
): 3 par slaflachen, 6 par linenkleider, 3 hantvas.
Lau, Qu. Neuß
368, 22
(rib.
, 1501-02
): Van der linenzisen [...] 8 alb.
Buch Weinsb.
2, 309, 24
(rib.
, 1575
): An linenwirk: [...] 3 alder smaler taifel-tweilger, 1 alte baitkap, 1 alt heubtdoich.
Ebd.
3, 341, 19
(rib.
, 1586
): sunst moisten es wapensticker, hanschenmecher, kussenmecher, [...] perlestickerschn, linenneherschn [...] von innen kaufen.
Hübner, Buch Daniel
6584
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Wiz linin schein sin gewant.
Beyer, UB Erfurt
2, 342, 26
(thür.
, 1354
): ichlichen kirchenere [...] szwene phenninge, dy da mit linrokken zcu kore sten.
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
411, 8
(osächs.
, 1523
/4
): kasten mit aufgehoben lieden, do die frauen ire gerete und gerade inne beschlißen, alles garn, roe und gesotten, lein.
Lippert, UB Lübben
2,
Eltg, 53, 34 (osächs.
, 1563
): 6 ar. g. Gertzsche Raben, das sie das leinengereth in die kirch gewaschen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
8, 121, 16
(Straßb.
1466
): Er macht sein seulen silberin vnd sein lainen
[
saͤsselFroschauer
: ;
sitzDietenberger
: ;
baͤtEck
: ; Luther
Decke1545
: ]
guldein. Rohland, Schäden
466
(nalem.
/schwäb.
, 1400
/33
): mach plaster von lynen.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2279
(halem.
, Hs. um 1435
): Und wundent inn [lip] in ain wÿss klaid, | Was lin gar von guͦter wat.
Rennefahrt, Recht Laupen
255, 31
(halem.
, 1664
): St. Galler lynwaadt und flächsig, auch hieländisch lynig tuͦch [...], vom centner ½ batzen.
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
182
(1658
): ein lÿnigs tuoch.
Bremer, Voc. opt.
17104
(schwäb.
, 15. Jh.
): Regillum [...] linrock [...] sluck [...] lin.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 309, 32
(schwäb.
, 1502
): in iren todfällen ir claidung und hauptrecht, darzu insonder von den frowen ir bettgewät, tuch, garnwerck, lein.
Staub, Qu. Wien
3, 1, 1320, 6
(moobd.
, 1381
): hat irew recht und leingeding aufgeben [...] an dem haus vndern Hafnërn.
Winter, Nöst. Weist.
3, 722, 23
(moobd.
, 1570
): so soll der richter zwen oder drei geschworn zu im nemen und das leinen beschawen.
Rechn. Kronstadt
1, 617, 32
(siebenb.
, 1525
): pro vectura duorum magnorum funium lÿn de ecclesia ad turrim asp. 2.
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 324, 5
; 2, 325, 20
; 2, 367, 1
; 2, 368, 18
; Wiessner, Wittenw. Ring
4231
; Vock u. a., Urk. Nördl.
2334
; Bremer, Voc. opt.
17105
; Rwb
8, 1177
f.; Öst. Wb.
4, 1246
.‒
Vgl. ferner s. v. absterben
1.3.
›Leinsamen, Flachssamen‹.Bedeutungsverwandte:
leinsame
Belegblock:
Ziesemer, Gr. Ämterb.
518, 33
(preuß.
, 1419
): 1 scheffil leyn, 1 scheffil hanfzomen.
Brinkmann, Bad. Weist.
218, 15
(rhfrk.
, 1567
): auch rubsamen oder lein uf das kornvelt zu säen ist.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
76, 21
(osächs.
, 1570
/7
): Die alt und verständige hausmutter frau Mechild [...] nahm fur diesen gebrechen [igelskalb
s. d.]
sayffen, weinstain, lein und hafern und kochets mit kofent und goß es dem viech also ein. Keil, Peter v. Ulm
161
(nobd.
, 1453
/4
): Nym ein viertal wein, j lb fenum grecum, j lb leins.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
303
(Genf
1636
): lein / oder leinsamen / davon der Flachß waͤchst.
Ziesemer, a. a. O.
519, 35
.‒
Vgl. ferner s. v. leinkuche
.