leidigen,
V.
1.
›jn. physisch oder psychisch verletzen, jn. schädigen, kränken, beleidigen, jm. Schmach antun; mit jm. schimpfen; etw. beschädigen, e. S. (z. B. der Tugend) Abbruch tun; (Tiere) quälen‹; vgl.
leidig
1.Phraseme:
jn. mit worten oder werken leidigen, jn. an leib oder gut leidigen
.Bedeutungsverwandte:
angreifen
bekrenken
bekümmern
beleidigen
beschädigen
1
beschweren
betrüben
demütigen
freidigen
letzen
meidenen
peinen
schädigen
seren
uneren
verschmähen
verseren
verwunden
Syntagmen:
jn.
(z. B. got, Jesum, eine kröte, einen juden, den fronboten / rat, die mutter / tochter, die tugend, das hirn
) l., jn. an etw.
(z. B. an seinem leichnam, seiner ere / sele, seinem gut / land / lob
), mit der rede l.; jn. auswendig / tödlich l
.Wortbildungen:
leidiger
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
21753
(nrddt.
, 14. Jh.
): Gotes trute, | Die dise tummen lute | Diser werlde leidigeten, | Vorsmaten und vreidigeten.
Chron. Mainz
1, 15, 2
(rhfrk.
, 15. Jh.
): wer dem gantzen rade [...] angriffe an ir lip oder an ir gut oder sie leidegete mit worten oder mit werken.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
3, 169, 1
(mosfrk.
, 1338
): daz iman keinen Juden leidegete oder ime it dede. daz sal er arnen [...]. wolde sî iman oder ir huser stuͦrmen und sie leidegen, daz [...].
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
66, 6
(nobd.
, 1327
): darumbe daz er hern Herman [...] gelaidigt und geuneret hat.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
14, 84
(nürnb.
, 1. H. 15. Jh.
): gar luczel und wenig wirstu achten [...], was dich außwendig leydigt, wenn du also von ganczem herczen dich ubest mit der innern belaydigung.
Langen, Myst. Leben
169, 16
(nobd.
, 1463
): daz er nymer totlich laidiget got oder seinen nachsten.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
89, 7
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Die knecht sollenn [...] den nochrichter von Badenn [...] nit laydigen, weder mit wortenn noch werken.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
1, 9, 1
(Straßb.
1466
): [joseph] wolt sy [maria] nit leidigen
[
rügenLuther
1545: ]
er wolt sy haimlich lassen. Ebd.
1, 224, 21
: bet vmb die die eúch laidigent
[
beleidigenLuther
1545: ].
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
233, 31
(oobd.
, 1349
/50
): Daz tier bedäut die läut, die sich gar sêr fürhtent vor irn laidigærn und durchæhtern.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
141, 26
(oobd.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): wann in niemand so ser mocht erczurnen, daz er an leib oder an guͦt yemand zornichleich hiet gelaidigt.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
88, 31
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): das sey pillich, das der gelaydigt sich rechen mug wider denselben wascha.
Weitz, Albich v. Prag
132, 6
(Hs. ˹oobd.
, A. 16. Jh.
˺): ain geschwulst, das dann das hiern laidigt.
Karnein, de amore dt.
183, 12
(moobd.
, v. 1440
): Wer ew laidigt, der laidigt mich selber.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst. Vorr.
2
(moobd.
, A. 15. Jh.
): das ich got den vater swerleich mit meinen snoden sünden gelaydigt [hette].
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
199, 5
(moobd.
, 1. H. 15. Jh.
): das ein yetzleich vntugent oder todsündt laydigt, versert vnd verbundet ein yetzleich tugent.
Drescher, Hartlieb. Caes.
90, 13
(moobd.
, 1456
/67
): suͤlt ir nyemant, weder an leib noch an guͦt, laydigen noch beswaͤrn.
Ebd.
311, 7
: da laidigt er ain kroten.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
289, 40
(smoobd.
, 1494
): das an den enden, do dann das valwild sein wonung hat, mit dhainem gejaid oder gericht, snuer und parm gelaidigt, vertriben oder gejagt werde.
Bauer, Imitatio Haller
54, 25
(tir.
, 1466
): Du sölt dir vil lieber aus erwellen, das die gancz welt wider dich wër, wand das du Jesum laidigen pist.
Helm, a. a. O.
10562
; 14014
; Köbler, Ref. Wormbs
337, 19
; Gerhardt, Meister v. Prag
8, 14
; Gille u. a., M. Beheim
86, 82
; Päpke, Marienl. Wernher
12346
; Pfeiffer, a. a. O.
143, 17
; Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
55, 40
; Chron. baier. Städte.
404, 22
; Rudolf, Peuntner. Sterbek.
149vb, 42
; 150va, 30
; 40
; Karnein, a. a. O.
69, 27
; 104, 195
; Leidinger, V. Arnpeck
537, 9
; Wackernell, H. v. Montfort
5, 162
; Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
236, 27
; Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
26, 2
; 29, 22
; ders., Imitatio Haller
100, 7
; Mollay, Ofner Stadtr.
20, 14
; 260, 4
; v. Maren, Marquard. Ausgabe
65, 37
; 39
; Schmitt, Ordo rerum
656, 16
; 684, 16
; Voc. inc. teut.
o iijr
.‒
Vgl. ferner s. v. abnemen
(V.) 2, arglich
, leidigung
1.2.
›jn. in seinen Rechten einschränken; jm. wirtschaftlichen Schaden zufügen; jn. gerichtlich belangen‹; Spezialisierung zu 1.Vorw. Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
angreifen
argwilligen
bekrenken
bekümmern
benöten
beschädigen
1
beschweren
dringen
hindern
irren
überfaren
übergreifen
beleidigen
betrüben
Gegensätze:
2
schauern
schirmen
Belegblock:
v. Bunge, Livl. UB
4, 449, 1
(nrddt.
, 1403
): das sie daran niemand [...] an allen iren und des ordens undersessen, gutern und luten, nicht bekümmern, hindern, beschedigen, leidigen ader irren solle.
Toeppen, Ständetage Preußen
4, 7, 16
(preuß.
, 1453
): das wir unser hewser bemannen, nicht in massen das wir dovon imande vormeynen zcu leidigen.
Chron. Mainz
1, 158, 16
(rhfrk.
, 15. Jh.
): wir wollen und sollen auch die obgenanten gebetten personen [...] nit argwelgen leidegen oder dringen, sunder wir [...] wollen sie dabi hanthaben schuern und schermen. und wer ez sache, daz sie iemants dar umb nu [...] bedetigen argwilgen leidigen engen odir dringen wurde.
Rennefahrt, Stadtr. Bern
514, 27
(halem.
, 1418
): das sy die obgenanten by iren gnaden und fryheiten [...] ungeirret bliben lassen, und sy ouch von der obgenanten acht wegen furbassmere nit miden, angrifen, leydigen, bekummern oder betruben sollen.
Bastian u. a., Regensb. UB
451, 1
(oobd.
, 1377
): das ir dieselben von R. von [...] echte wegen weder laidiget, angreiffet, noch beschediget mit deheinen sachen.
Weissthanner, Urk. Schäftlarn
176, 28
(moobd.
, 1349
): daz si den vorgenanten probst vnd daz gotzhuse [...] mit nihte besweren vnd oͤch niht gestatten, daz si darvͦber von ieman gelaidigt oder bekrenchet werden.
Hör, Urk. St. Veit
88, 3
(moobd.
, 1367
): ob yemant, [...], den obgenanten abbt vnd daz conuent an iren brıͤefen [...] irren, laidigen oder beswaren wolt.
Toeppen, a. a. O.
4, 5, 30
; Mitzschke, UB Bürgel
399, 35
; Schmidt, UB Halberst.
4, 3222, 10
; Drescher, a. a. O.
237, 20
; Leidinger, V. Arnpeck
567, 21
; Hör, Urk. St. Veit
118, 24
; 129, 2
; 145, 18
; Winter, Nöst. Weist.
583, 30
; Dirr, Münchner Stadtr.
560, 27
; Rwb
8, 1157
.3.
›sich bei jm. verhaßt machen‹.Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
10864
(nrddt.
, 14. Jh.
): die mortvreidigen | Die sich Got irm schepfer leidigen.