ledigkeit,
die
.
1.
›Freiheit, Losgelöstheit, Unbeschwertheit‹;
vgl.
ledig
 1.

Belegblock:

Palmer, Tondolus
1177
(
Speyer
um 1483
):
do zwischen vil schar der engel sungent vnd flogent in freiheit vnd ledikeit mit guldin flugeln.
2.
›Zustand der Ehelosigkeit (auch bezogen auf das Konkubinat)‹;
vgl.
ledig
 6.

Belegblock:

Barack, Teufels Netz
11879
(
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Es ist ain grosse unwitze | Drissig jar bi der ledkait sitzen
(von Pfarrern).
Schwäb. Wb.
4, 1095
.
3.
›Müßigkeit, Freizeit, Muße, das Nichtstun, Ruhe von Beschäftigung oder Berufstätigkeit; Müßiggang, Faulheit‹;
vgl.
ledig
 8.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb.
4
(
md.
, Hs.
um 1400
):
wer da volgit der ledekeit | der kumpt is io in erbeit. | ledikeit ist allir schandin ort, | ledikeit machit sunde und mort, | ledikeit hat unselde genuch.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 758
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
Ledikeit vnd vnernesthaftikeit zvͦ den túgenden vnd zuͦ der eren gottes, daz ist sache vnd vrsache des strites.
Maaler
265r
;
Haage, Hesel. Arzneib.
8v, 14
.
4.
›Unabhängigkeit, Überhobenheit von weltlichen Dingen; Gelassenheit, Entsagung‹;
vgl.
ledig
 10.
Gehäuft wobd.; 14./15. Jh.; Texte der Mystik.

Belegblock:

Langen, Myst. Leben
226, 10
(
nobd.
,
1463
):
Wer hab ein states belangen nach / ploser ledikait, der halt sich / vngehangen von aller geschaffenheit.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 2244
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
so hant sú alle vͤbunge vnd alle túgende úber faren vnd sint in einre luter ledikeit vnd sint aller túgende quid worden.
Vetter, Pred. Taulers
38, 9
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
do ime vor gruwelte, daz gelust im nu, also smochheit, ellende, einoͤte, lidekeit, indewendekeit, demuͤtikeit, verworffenheit, abgescheidenheit von allen creaturen.
Eichler, Ruusbr. steen
562
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
wie man v́ber alle vͤbvnge got besitzet mit bloßer minne in lidekeit.
Strauch, Schürebrand
9, 29
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
so blibent ouch mit ir vor uwers geminneten fuͤssen sitzende in rehter lidikeit und in minnenricher gelossenheit in allem dem, daz von innan oder von ussen iemer uf úch gevallen mag.
Bihlmeyer, Seuse
474, 11
(
alem.
,
14. Jh.
):
daz ein mensche in schowelicher als in gebruchlicher wise einer lidiger friheit in ime enpfindet, die in uf inre lidikeit und uf usser friheit zúhet.
Vetter, a. a. O.
102, 4
;
167, 15
;
Strauch, a. a. O.
37, 16
;
Bihlmeyer, a. a. O.
168, 8
;
296, 29
.
5.
›Leere, Platz zu etw. (wohl räumlich und zeitlich gedacht)‹;
vgl.
ledig
 12.
Bedeutungsverwandte:
1
lere
.

Belegblock:

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mk.
6, 31
(
osächs.
,
1343
):
Wan ir wâren vile di da quâmen und gîngen wider, daz si nicht ledikeit
[
Mentel
:
raum
; Var. 1476:
statt
;
Luther
1545:
zeit
]
hatten zuͦ ezzine.
Maaler
260v
(
Zürich
1561
):
Laͤre (die) Ledigkeit. Vacuitas, Inanitas.