laus,
die
;–/-e
, auch -Ø
, jeweils + Uml.;zu
mhd.
lûs
›Laus‹
(Lexer
).1, 1990
›Laus, kleiner Blutsauger auf Säugetieren, vorzugsweise Menschen‹.
Phraseme:
jm. eine laus über die leber laufen
; (jm.) läuse in pelz setzen
›etw. Überflüssiges tun und (dadurch ein Übel vergrößern), Eulen nach Athen tragen‹ (Erläuterung dazu bei Thiele, Luthers Sprichw.
, Nr. 117); 1900
die laus komt in grind
›hochmütig werden‹; nicht einer laus mer wert sein
; läuse im pelz
(für: kindermachen
); den läusen eine stelze machen
; den läusen etw. sagen
›sich vor Ärger über ein verlorenes Spiel am Kopf kratzen, sich ärgern‹; sich wie eine laus winden
.Bedeutungsverwandte:
müllerflo
Syntagmen:
die l. aufziehen / töten / vertreiben, etw.
(z. B. feigen
) l. machen, jm. eine l. ablesen; die l.
(Subj.) klagen, jn.
(z. B. den betler
) aussaugen / beissen, an / auf etw.
(z. B. den tieren / dem haupt
) wachsen, jn. suchen, jm. fremd sein, jn. zu tode essen / fressen; etw. vol läuse stecken; arme / ausverheite / dürre / / küne l.; kopf vol läuse
.Wortbildungen:
lausbub
lausbühel
läusebalg
läuseknicker
läusekrankheit
läusezol
lausfresser
läusgus
läushalter
lausig
läusjäger
lauskneller
lausknickel
lausknister
läuskopf
läusmatte
lausnisse
laussame
Schweiz. Id.
›Läuse-Rittersporn‹ (a. 1557), 7, 935
läusschüppe
lausson
läussträler
läussucht
läustrinker
lauswurz
Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
475, 14876
(preuß.
, um 1330
/40
): Si wurfin manche lûse | den Bartin durch di schedele
[Hierher als Ütr. im Sinne von ›Wurfgeschoß‹ ?].
Eis, Albrants Roßarzneib.
141, 9
(preuß.
, 2. H. 15. Jh.
): wen das pfert nicht stallen mag. So nym eyne lues und stos sie dem pferde yn den schafft.
Luther, WA
30, 3, 412, 8
(1531
): Aber mit menschen geboten drewen und schrecken tyrannen, die nichts denn eitel wasserblasen und todte leuse belge sind.
Ebd.
30, 3, 571, 13
(1533
): Darumb dencken sie vollend leuse jnn den peltz zu setzen und den huͤnern den schwantz auff zu binden.
Ebd.
33, 40, 20
(1530
): Sie haben Gott lieb nicht anders denn, wie die Leuse den Betteler lieb haben, auf das sie jn fressen und das blut aussaugen.
Ebd.
51, 652, 189
(um 1535
): Die laüs ist ynn grind komen.
Ders., WA Br.
6, 387, 52
(1532
): Dauon lasst euch lesen das Exempel von dem leuseknicker vnd von dem gan̂s pfeiffen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
59, 496
(Magdeb.
1608
): Jch kriech jhm nach ins Bett mit fleis | Gleich wie die kuͤnen Floͤh vnd Leuß.
Ebd.
543, 1153
: WAs sind die Leuß verachte Thier / | Mit einem schnall schlegt man jhr vier.
Ebd.
306, 1405
: Die Lauß lieff jhm vber die Leber.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
1, 86, 6
(Köln
um 1490
): Ick en geve niet um yu eyn luys.
J. W. von Cube. Hortus
4, 11
(Mainz
1485
): Mit knobelauch fasst gesineret daz heupt dodet die luse vñ auch die nyße.
Ebd.
122, 21
: Welche menschen vil castaneen rohe essen die gewynnen vil luß an dem lybe vnd auch an den cleydern.
Spanier, Murner. Schelmenz.
17, 2
(Frankf.
1512
): Es wer nit not, alß ich das schetzen, | Schiltecht leüß in beltz zů setzen; | Sy wachsendt selber dryn zů handt!
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
2, 78, 29
(Frankf.
1602
): dieweil er gesehen, daß der könig gegen dem, so ihm die lauß abgelesen, so freygebig gebaret
[hält er ihm einen gefundenen Floh vor]
als were ein flohe nicht so schändlich als ein laus, schlug der könig in [...] und sprach: Meinstu daß ich ein hund sey? ob schon ein lauß betlerisch, so ists doch menschlich; flöhe haben ist hündisch! Schade, Sat. u. Pasqu.
3, 108, 7
(o. O. 1525
): ich hab ein hembd an, wil mit dir tauschen, es lauft so voller leus, peißen mich.
Ebd.
3, 120, 35
: Wo man dir nimpt das selbig schwert, | So bistu nit einr leus me wert.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
24, 26
(osächs.
, 1570
/7
): Die leuse zu vortreiben: nim das pulfer [...], das lesset nicht leuse oder nieße auf dem heubte waxen.
Roloff, Naogeorg/Tyrolff. Pamm.
247, 2301
(Zwickau
um 1540
): Lestu die leus inn grint / so schaw mit zu / | Was sie dir machen werden für unruh.
Mylius
C 2r
(Görlitz
1577
): Phthiriasis Leuse Kranckheit.
Voc. Teut.-Lat.
s iiijr
(Nürnb.
1482
): Laußwurtz. scafisagria.
Fastnachtsp.
384, 12
(nobd.
, v. 1494
): Als ein grintiger kopf vol leus.
Sachs
4, 408, 10
(Nürnb.
1544
): Die leuß-sucht thet sich auch sehr mewlen.
Ebd.
17, 238, 16
(1562
): Den balwirer nennt ein leußjeger, | Den bader aber schmecht er weger | Und ihn einen arßkrawer nannt.
Ebd.
21, 298, 26
(1543
): Mit den lewsneglen ich das ay | Auschart.
Lichtenstein, Lindener. Rastb.
11
(o. O. 1558
): Das kindermachen hatt aber noch wunderbarliche seltzamme nammen, [...] als: stropurtzlen, ficken, nobisen, raudi-maudi, schirimiri, nullen, menscheln, [...], leůß imm peltz, pampeln.
Ders. Lindener. Katzip.
2
(o. O. 1558
): welche man auf welsch kazipori nennet und auff griechisch raudi-maudi, leüß-imm-peltz.
Ebd.
93
: [Eine Frau beim Arzt]
zaigt im so vil mit trucken worten an, daß sie gern leüß imm peltz gehabt het. v. Keller, Ayrer. Dramen
3398, 25
(nobd.
um 1600
): Auch dhu mich die leuß hart vexirn. | Die haben mich schir grindig gfressen.
Ebd.
2383, 18
(Nürnb.
, 1610
/8
): Du Stocknarr, droll dich von der Thür! | Oder ich gib dir ein Leußguß.
Spanier, Murner. Narrenb.
34
(Straßb.
1512
): Den lüsen ein steltz machen. | Wir armen lüß ouch miessent clagen, | Das man an den hembder kragen | Getter / leitern / neget an, | Das vnser kein druff kummen kan.
Ebd.
96, 27
: der lüßbühel ist bedeckt | Mit huben.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 64, 19
(Straßb.
1520
): alß der wol weiß / das die welt yr sünde nit gern beichtet / biesset / oder bessert / vnd wilt dyr der massen (ettlicher achtung) ein gunst schoͤpffen vnd lüß in beltz setzen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 334
(Straßb.
1522
): Wan sie ůber in zornig ward, so hieß sie in ein Lůßkneller.
Dasypodius
174r
(Straßb.
1536
): laus, f. pediculus.
Ebd.
368r
: Laußsucht. Pedicularis morbus, Phthiriasis.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 284, 27
(Hagenau
1534
): Wer sagt es den leusen also bald. Also spottet man deren / die auff dem spiel verlieren / sie klagen yhnen selbs / und kratzen sich im kopffe.
Sudhoff, Paracelsus
1, 375, 26
(um 1520
): Worumb ist chelidonia ein arznei in icteritia? dorumb von wegen seiner anatomei, [...], dergleichen der bretkefer, die leus.
Ebd.
4, 317, 9
(1527
): da man bergsalz seudet [...], da regirt die leus schiepen. die erz knappen tragen dise krankheit, auch lungen⸗ oder herzwê.
Ebd.
4, 319, 6
(1527
): So eim knapen kleine wimerlin, gleich wie die leus entstünden, demnach sich flechten mit der röte, gleich einem fisch schüppen, so sag, das es leus schüpen seien.
Ebd.
6, 195, 7
(1528
): ich mein (nit) die augen der arskrazer und leusstreler, sondern bewerter arzten.
Ebd.
7, 350, 6
(1529
): also ist ein solche süße in disen neun geschlechten diser thimischer art, also das irer süße zu die leus laufen.
Ebd.
8, 47, 10
(1530
): was können ir, doctor und leustrinker und plerrerarzt?.
Ukena, Zuger Trag.
2595
(halem.
, 1598
): Dein grind muost dargen daß ist vß, | Vnd wundest dich schon wie ein luß.
Maaler
269r
(Zürich
1561
): Leüßsucht (die) Ein leüßkranckheit / da der leyb gantz voll leüsen ist.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
299
(Genf
1636
): Laus / Můllerflo [...]. Lauß nůsse f. vne lende, Lens.
Chron. Augsb.
3, 436, 16
(schwäb.
, 1475
): wie aber sein urgicht gelauttet, [...] das wöllen wir am ende des Österreychers laußgus [...] erzelen.
Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 121, 15
(schwäb.
um 1525
): ich wolt daß si der hagel schluͤg in boden hinein, die kainnützigen eckischen leusköpf!
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 139, 6
([Augsb.
] 1548
): Wirt aber diß verkert / da ain knecht / der zuvor aigen gewesen ist / und hat nye lernen regiern / zum Regiment kumbt / so kommet die Lauß in Grind / da wirdt sy stoltz / und hebet den kopff empor / Und es ist doch ain Lauß und ain Grind / das ist / Er ist ain untüchtiger mensch / und regiert übel.
Ebd.
141, 22
: Wann die Lauß inn grind kompt / so reckt sy den hindern in die hoͤch / und wirdt stoltz.
Eis, Gesundheitsl.
161, 8
(oobd.
, 1520
/30
): [feygen] treyben auß die v̈berflüssigen feuchtigkeit des leybs zu der heut. Dar durch ir gewonheit machet leuse, vnreynigkeit.
Deinhardt, Ross Artzney
40
(oobd.
, 1598
): Nimb ain lauß, thues dem gaul in den tritt.
Leidinger, V. Arnpeck
475, 22
(moobd.
, v. 1495
): Den Arnolfum haben di leus zu tod geessen, des im niemant gehelfen kund.
Kummer, Erlauer Sp.
3, 149
(m/soobd.
, 1400
/40
): di laͤus habent ein chalch prant | auf deinem haubt ein prantstat beliben ist.
Peil, a. a. O.
78, 1083
; 135, 2866
; 687, 5670
; Dedekind/Scheidt. Grob.
93, 20
; Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb. 84, 2.
13
; 166, 1
; Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 8, 16
; ders., WA
32, 340, 11
; 41, 406, 20
; 49, 787, 31
; Gille u. a., M. Beheim
345, 47
; Fastnachtsp.
1062, 27
; Kurz, Murner. Luth. Narr
1666
; Ott-Voigtländer, Rezeptar
212v, 22
; Barack, Zim. Chron.
3, 60, 36
; 383, 33
; Deinhardt, a. a. O.
312
; Leidinger, a. a. O.
573, 15
; Bremer, Voc. opt.
13143
; Schmitt, Ordo rerum
326, 30
; Voc. rerum
114v
; Voc. inc. teut.
o vr
; Voc. Teut.-Lat.
s iiijr
; Serranus
115r
; Maaler
265r
; 269r
; Mylius
D 6v
; Hulsius
L iijr
; L iv
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
299
; Crecelius
2, 543
; Rwb
8, 776
; Martin/Lienhart
1, 504
; Schweiz. Id.
3, 765
; 1450
; 4, 935
; Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 115
.‒
Vgl. ferner s. v. aufziehen
6, ausverheit
.