landvolk,
das
.1.
›Bewohner eines agrarisch geprägten Gebietes (im Gegensatz zum Stadtbewohner)‹; offen zu 2; vgl.
land
7; 10.Bedeutungsverwandte:
landsasse
Belegblock:
Wyss, Limb. Chron.
107, 22
(mfrk.
, 2. H. 15. Jh.
): die ritterschaft in der grafschaft von Nassau [...] namen das landvolk an sich und stritten mit dem grafen von Wittgenstein.
Luther, WA
25, 449, 26
(1528
): Enac ist da grosse treffliche ritterschaft, radherr, handwercksleut und landvolck.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
97, 19
(nobd.
1430
): ob ein warnung queme, das man uff ein wart wolt zihen, so solt ein gemein zentgrave das landtvolck austreiben.
Rennefahrt, Gebiet Bern
614, 19
(halem.
, 1566
): wann unßer landvolk [...] mit eygner notwändiger veldarbeyt nit behaft, dz die landsessen sich mit roß und wagen, [...] fůrungen zů dem saltzbrunnen [...] gebruchen lassend.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 179, 22
(oobd.
, 1528
): hat das lanndtvolck zu der osterlichen zeit geben eyr vnnd keß.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
463
; Dinklage, Frk. Bauernweist.
74, 42
; 44
; Rwb
683
.‒
Vgl. ferner s. v. anfal
11.2.
›Bewohner eines Herrschaftsgebietes, Einheimische eines Landes, Volk‹; speziell: ›Landesvertretung‹ (Schwäb. Wb. 4, 975
); vgl.
land
8; 10.Belegblock:
Ziesemer, Proph. Cranc Jer.
34, 19
(preuß.
, M. 14. Jh.
): di vursten von Jherusalem, kemerer und di pristir und alle das lantvolk, dy do gingin zuschin der teylunge des kalbis.
Kollnig, Weist. Schriesh.
38, 14
(rhfrk.
, 1449
): was davon uberig ist, das soll halber [...] des pfalzgraven, sein und das ander halbteil des landvolks, die in die alman gehorn.
Ralegh. America
4, 28
(Frankf.
1599
): Dergleichen ließ ich auch auff den Grentzen deß Landts / [...] / allem Landtvolck fuͤrhalten / daß ich Ihrer Mayestaͤt Namen in dem abgelegnen theil der Welt [...] groß machete.
Bachmann, Haimonsk.
161, 10
(halem.
, 1530
): do frăgt ich das landtvolck, waz lŭtten sy werend, die mir min volck ertödt hettend.
Maaler
262r
(Zürich
1561
): Landuolck (das) Volck in einem land erborn. Natio, Gens.
Chron. Augsb.
5, 231, 17
(schwäb.
, 1523
/7
): also was das landtfolck [...] auff und zůgen im [bischoff] für das schlos und vergrůben im das schlos [...]; das landtfolck hetten gutt lantzknecht und ertzknappen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
159, 10
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): man soldt das lanndtvolckh im lanndt an allen endten mustern, [...], damit man der veindt im lanndt auffhyelt.
Munz, Füetrer. Persibein
403, 1
(moobd.
, 1478
/84
): Das lanndtuolck alls gemaine | pot im drumb uil der eren [...] do man des herren kunfft vernam.
Turmair
1, 49, 16
(Ingolst.
1519
): Die Bairn [...] ist ain alt geporn lantfolk in grossen teutschen landen enhalb der Tonau gewest.
Ebd.
4, 211, 1
(moobd.
, 1522
/33
): so hat das landvolk, domals in Frankreich wonend (auch Galli genant), die Römer in ir landschaft [...] bracht.
Ziesemer, a. a. O. Jer.
372
; Chron. Strassb.
44, 6
; Chron. Augsb.
5, 175, 20
; Schwäb. Wb.
4, 975
.3.
›Aufgebot eines Herrschaftsgebietes, einfache Soldaten, Fußvolk im Kriege, das entweder aus den wehrfähigen Bewohnern eines Landes oder aus den Bauern rekrutiert wird (im Gegensatz zum „Berufs“ soldaten); Landesmiliz‹; zu
land
8.Syntagmen:
das l. auswälen / rüsten; dem l. wiederstreben; sich mit dem l. vergraben
.Belegblock:
Peil, Rollenhagen. Froschm.
542, 1128
(Magdeb.
1608
): Habn wir nicht jhr Bogen vnd Schilt / | Zubissen / vnd zurissen wild / | Das wenn sie gleich auch solten leben / | nicht koͤntn dem Landvolck widerstreben.
Wyss, Limb. Chron.
94, 20
(mfrk.
, 3. Dr. 14. Jh.
): hatten bi virhondert ritter unde knechte unde darzu burger unde ir lantvolk [...] unde streden gar figentlichen.
Chron. Nürnb.
4, 249, 2
(nobd.
, 15. Jh.
): hertzog Ludwig [...] vergrub sich, als sich gepürt zu sölchem schimpf, mit seim her und lantvolk [...] und scharmützelten.
Chron. Augsb.
4, 145, 1
(schwäb.
, v. 1536
): Hertzog Urlich hat zů seinem landsvolck 16000 Schweytzer mit grosem kosten bei im in dem sold gehept.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron.
42, 23
(schwäb.
, 1548
): Darnach welltt der herzog vonn Wyrttennberg sein landvollck auss, woll bei zwentzig tussentt, die sollttenn erst kaysserliche maistett verttreibenn.
Gille u. a., M. Beheim
116, 91
; Bachmann, Morgant
97, 36
; Schwäb. Wb.
975
.