kraus,
Adj.
1.
›lockig, kraus‹ (von Haar, Wolle); ütr. ›wellenförmig‹ (von Bezugsgegenständen, die mit Haar, Wolle in Vergleich gesetzt werden).
Bedeutungsverwandte:
faltächtig
,
gekräuselt
(s. v.
1
kräuseln
),
krum
(Adj.) 1.
Syntagmen:
krauser kopf / kol / lok, krause krolle, krauses har
.
Wortbildungen:
1
krause
(a. 1572),
kraushar
,
kraushareisen
,
krausharig
,
krausharmacher
,
krausheit
,
krauskol
,
krauskopf
,
krausnadel
.

Belegblock:

Alberus
R jv
(
Frankf.
1540
):
cinerarius [...] der eym das har krauß macht / der den weibern die kraußnadel inn der eschenn wermet.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
88, 19
(
wmd.
,
1634
):
Die Blümlein zart erspriessen, | [...] | Die Pfläntzlein werden krauß.
Ebd.
255, 5
:
Jch [...] gewendt zum SonnenWagen, | Sie mit krausem Lüfftlein grüß.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
1, 5, 4
(
Köln
um 1490
):
Eyn marder collyre eme umb dem halse lach, | Lanck kruys geell was sijn haer.
Wyss, Limb. Chron.
56, 12
(
mfrk.
, zu
1367
):
Der Frige was ein virschotzig man mit eime kruse krulle.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
589, 2634
(
Magdeb.
1608
):
Ein Junger Sachs Hertzog Herman | [...] | Trug ein lang / gelb / vnd krauses Hahr.
Mylius
B 5v
(
Görlitz
1577
):
Crispus Krauß haͤrig.
Mayer, Folz. Meisterl.
40, 21
(
nobd.
,
v. 1496
):
Dor umb wolt ich meins krausen hors enperen.
Menge, Laufenb. Reg.
789
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Sú hant dúnne brunes hare | Ouch es ettwenne kruse stot.
Lemmer, Brant. Narrensch.
4, 11
(
Basel
1494
):
Mit schwebel / hartz / büffen das har | Dar in schlecht man dan eyer klar | Das es jm schusselkorb werd kruß.
Müller, Nördl. Stadtr.
247, 35
(
schwäb.
,
1483
):
daz derselb zuvoran sein maisterschaft des hantwerks bewären und [...] aus kruser woll machen und usberaiten drei hütt.
Kohler, Ickelsamer. Gram.
12, 33
(wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
Das r ist ain Hundts buchstab, wan er zornig die zene blickt vnd nerret, so die zung kraus zittert.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
198, 18
(
oobd.
,
1349
/
50
):
dû zaigst uns golt und seiden, lieht prehend stern auz weizen krausen wolken.
Ebd.
370, 9
:
des paums pleter sint als ains ölpaums pleter, ân daz si kräuser sint.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
267
(
oobd.
,
1607
/
11
):
sternstein [...] hatt seltzame krauste züg.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
183, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Da mocht man reichait schawen: | mang schappl reich ob krawsem har erglest.
Buch Weinsb.
2, 271, 28
;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
146, 11
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
1726
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
545, 16
;
Pfeiffer, a. a. O.
8, 3
;
Schmitt, Ordo rerum
220, 13
;
Kummer, Erlauer Sp.
4, 412
;
Voc. Teut.-Lat.
r iijr
;
v iijr
;
Hulsius
K iijr
;
Maaler
251v
;
Volkmar
75
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
285
;
Schwäb. Wb.
4, 702/3
.
Vgl. ferner s. v.
1
alter
 3,
1
band
 1,
bedecken
 1,
krum
(Adj.) 1.
2.
›das gewachsene Muster aufweisend, natürlich gemustert; gemasert (von Gegenständen mit einem lockenähnlichem Muster)‹.
Syntagmen:
krauser tisch, krauses holz / horn
.
Wortbildungen:
krauswerk
.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
5, 681, 14
(
preuß.
,
1521
):
Item knoffel und ander Krauszwerg sol auch di maes vierczehen lot fein silber haben.
Euling, Kl. mhd. Erz.
174, 1
(
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
Wer holcz aüff kraüssen tischen haẅt.
Bobertag, Eulensp.
99, 23
(
Straßb.
1515
):
Vlenspiegel [...] durchboret die schoͤnen krusen tisch, oder kontorbretter.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
47
(
oobd.
,
1607
/
11
):
2 andere kleine krumme und krause schwartze hörnlein.
Ebd.
1649
:
Ein handtstain von krauß gewachsnem silber.
Alberus
r ijr
;
Bauer u. a., a. a. O.
310
.
3.
›(z. B. von Worten) verschlungen, wirr, durcheinander, abenteuerlich‹.

Belegblock:

Oorschot, Spee. Trvtz-N.
17, 21
(
wmd.
,
1634
):
Der grüne Wald ertönet | von krausem Vogelsang.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
2, 180
(
Köln
um 1490
):
Vort louff in dat wijnhuyss | Dae mache dyn wort also kruyss.
Luther, WA
48, 102, 8
(
1542
):
das dennoch mein Wort jmmer fuͤr und fuͤr vnd allezeit den armen Suͤndern helffe zum ewigen leben, machs so kraus du wilt.
Kohler, Ickelsamer. Gram.
29, 3
(wohl ˹
Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺):
der lißt ain wort, es sey so kraus und krum gedraͤet oder geflochten als es ymmer woͤll.
Unger, Richtes Stig
5, 11
.
4.
›(von Menschen) eigensinnig, unfreundlich‹; Ütr. zu 1.

Belegblock:

Luther, WA
33, 529, 8
(
1531
):
kond ich alhier nur kraus unnd stoltz gnung sein, es were guth.
Ebd.
49, 28, 20
(
1540
):
Wenn ich euch nur kraus ansehe, ists verderbt, mir kan man nicht ein wort zu gut halten.
v. Keller, Ayrer. Dramen
123, 7
(
Nürnb.
1610
/
8
):
Weil ich so ein schöner Kerl bin, | Gar grad von Leib vnd krauß vom Sinn.
Luther, a. a. O.
2, 550, 16
.