kraus,
Adj.
1.
›lockig, kraus‹ (von Haar, Wolle); ütr. ›wellenförmig‹ (von Bezugsgegenständen, die mit Haar, Wolle in Vergleich gesetzt werden).Bedeutungsverwandte:
faltächtig
gekräuselt
1
kräuseln
krum
Syntagmen:
krauser kopf / kol / lok, krause krolle, krauses har
.Wortbildungen:
1
krause
kraushar
kraushareisen
krausharig
krausharmacher
krausheit
krauskol
krauskopf
krausnadel
Belegblock:
Alberus
R jv
(Frankf.
1540
): cinerarius [...] der eym das har krauß macht / der den weibern die kraußnadel inn der eschenn wermet.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
88, 19
(wmd.
, 1634
): Die Blümlein zart erspriessen, | [...] | Die Pfläntzlein werden krauß.
Ebd.
255, 5
: Jch [...] gewendt zum SonnenWagen, | Sie mit krausem Lüfftlein grüß.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
1, 5, 4
(Köln
um 1490
): Eyn marder collyre eme umb dem halse lach, | Lanck kruys geell was sijn haer.
Wyss, Limb. Chron.
56, 12
(mfrk.
, zu 1367
): Der Frige was ein virschotzig man mit eime kruse krulle.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
589, 2634
(Magdeb.
1608
): Ein Junger Sachs Hertzog Herman | [...] | Trug ein lang / gelb / vnd krauses Hahr.
Mylius
B 5v
(Görlitz
1577
): Crispus Krauß haͤrig.
Mayer, Folz. Meisterl.
40, 21
(nobd.
, v. 1496
): Dor umb wolt ich meins krausen hors enperen.
Menge, Laufenb. Reg.
789
(Hs. ˹nalem.
, um 1470
˺): Sú hant dúnne brunes hare | Ouch es ettwenne kruse stot.
Lemmer, Brant. Narrensch.
4, 11
(Basel
1494
): Mit schwebel / hartz / büffen das har | Dar in schlecht man dan eyer klar | Das es jm schusselkorb werd kruß.
Müller, Nördl. Stadtr.
247, 35
(schwäb.
, 1483
): daz derselb zuvoran sein maisterschaft des hantwerks bewären und [...] aus kruser woll machen und usberaiten drei hütt.
Kohler, Ickelsamer. Gram.
12, 33
(wohl ˹Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺): Das r ist ain Hundts buchstab, wan er zornig die zene blickt vnd nerret, so die zung kraus zittert.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
198, 18
(oobd.
, 1349
/50
): dû zaigst uns golt und seiden, lieht prehend stern auz weizen krausen wolken.
Ebd.
370, 9
: des paums pleter sint als ains ölpaums pleter, ân daz si kräuser sint.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
267
(oobd.
, 1607
/11
): sternstein [...] hatt seltzame krauste züg.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
183, 4
(moobd.
, 1473
/8
): Da mocht man reichait schawen: | mang schappl reich ob krawsem har erglest.
Buch Weinsb.
2, 271, 28
; Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
146, 11
; Neumann, Rothe. Keuschh.
1726
; Williams u. a., Els. Leg. Aurea
545, 16
; Pfeiffer, a. a. O.
8, 3
; Schmitt, Ordo rerum
220, 13
; Kummer, Erlauer Sp.
4, 412
; Voc. Teut.-Lat.
r iijr
; v iijr
; Hulsius
K iijr
; Maaler
251v
; Volkmar
75
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
285
; Schwäb. Wb.
4, 702/3
.‒
Vgl. ferner s. v. 1
alter
3, 1
band
1, bedecken
1, krum
(Adj.) 1.2.
›das gewachsene Muster aufweisend, natürlich gemustert; gemasert (von Gegenständen mit einem lockenähnlichem Muster)‹.Syntagmen:
krauser tisch, krauses holz / horn
.Wortbildungen:
krauswerk
Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 681, 14
(preuß.
, 1521
): Item knoffel und ander Krauszwerg sol auch di maes vierczehen lot fein silber haben.
Euling, Kl. mhd. Erz.
174, 1
(nobd.
, E. 15. Jh.
): Wer holcz aüff kraüssen tischen haẅt.
Bobertag, Eulensp.
99, 23
(Straßb.
1515
): Vlenspiegel [...] durchboret die schoͤnen krusen tisch, oder kontorbretter.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
47
(oobd.
, 1607
/11
): 2 andere kleine krumme und krause schwartze hörnlein.
Ebd.
1649
: Ein handtstain von krauß gewachsnem silber.
Alberus
r ijr
; Bauer u. a., a. a. O.
310
.3.
›(z. B. von Worten) verschlungen, wirr, durcheinander, abenteuerlich‹.Belegblock:
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
17, 21
(wmd.
, 1634
): Der grüne Wald ertönet | von krausem Vogelsang.
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
2, 180
(Köln
um 1490
): Vort louff in dat wijnhuyss | Dae mache dyn wort also kruyss.
Luther, WA
48, 102, 8
(1542
): das dennoch mein Wort jmmer fuͤr und fuͤr vnd allezeit den armen Suͤndern helffe zum ewigen leben, machs so kraus du wilt.
Kohler, Ickelsamer. Gram.
29, 3
(wohl ˹Augsb.
1. Dr. 16. Jh.
˺): der lißt ain wort, es sey so kraus und krum gedraͤet oder geflochten als es ymmer woͤll.
Unger, Richtes Stig
5, 11
.4.
›(von Menschen) eigensinnig, unfreundlich‹; Ütr. zu 1.Belegblock:
Luther, WA
33, 529, 8
(1531
): kond ich alhier nur kraus unnd stoltz gnung sein, es were guth.
Ebd.
49, 28, 20
(1540
): Wenn ich euch nur kraus ansehe, ists verderbt, mir kan man nicht ein wort zu gut halten.
v. Keller, Ayrer. Dramen
123, 7
(Nürnb.
1610
/8
): Weil ich so ein schöner Kerl bin, | Gar grad von Leib vnd krauß vom Sinn.
Luther, a. a. O.
2, 550, 16
.