knabe,
der
;-n/-n
.1.
›Junge, Sohn‹; in Rechtstexten: ›männlicher Nachkomme eines Elternpaares, noch nicht volljähriges Kind männlichen Geschlechts‹; von etwas älteren Personen: ›Junggeselle, Jüngling‹; auch ›Geliebter‹.Bedeutungsverwandte:
junge
kind
knecht
1
man
schüler
son
Syntagmen:
einen k. beschneiden / erziehen / fangen / gebären / liebhaben / reizen / säugen / töten / tragen / unterweisen / weiben, zu sich nemen; ein k.
(Subj.) jm. gefallen; einem k. etw. abdräuen / fordern / versagen, etw.
(Subj.) einem k. zufallen; eines k. schwanger werden; jn. für einen k. ansehen, nach einem k. sehen; annemlicher / armer / auserlesener / ausrichtiger / erstgeborener / erwachsener / feiner / frommer / gesunder / hübscher / junger / kleiner / kurzweiliger / lieblicher / neugeborener / schöner / starker / stolzer / unbekleideter / ungeratener / werter / züchtiger k.
Wortbildungen:
knabenbeschläfer
knabenbrünzel
knabenhaft
knabenharn
knabenkredenzer
knabenrok
knabenschänder
knabenschlitten
knabenschuh
knabenschule
jungfrauenschule, mägdleinschule
), knabenstube
knabenstubete
versamlung
knabenverderber
knabenweise
Belegblock:
Goedeke, P. Gengenb.
118, 48
(o. O. 1516
): Gibt dir got doͤchter oder knaben, | [...] | Züchs von aller lichtfertigkeit.
Schade, Sat. u. Pasqu.
1, 45, 16
(o. O. 1541
): Buben und knabnschender on zal [...] Mit einem mund dich loben all.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
3, 125, 9
(Frankf.
1602
): Neben mir [...] reit des wirts [...] sohn, Tobias mit namen, ein feiner, kurtzweiliger, junger knab bey etwan 14 oder damals 15 jaren.
Küther, UB Frauensee
385, 11
(thür.
, 1528
): Zwene knnabenn seynnt bey Scherchennsmuhl angebundenn todt fundenn.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
227, 14
(osächs.
, Zusatz E. 16.
/ M. 17. Jh.
): las es in einem fessel knabenharn 8 oder 14 tage zusammen stehen.
Alberus, Barf.
97, 4
(Wittenb.
, 1542
): sein Vater [...] sahe gerne / das die knaben auff der Gassen Franciscum mit dreck wurffen.
Gille u. a., M. Beheim
122b, 57
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Dy psneidung wart den knaben | geben für der erbsünd rainung | hin pis auff Cristi erlasung.
Fischer, Folz. Reimp.
33, 164
(Nürnb.
1479
): Darzu mus man gar clein zustussen | [...] | Und so vil manstrew der Florenczer, | Der keinr wer ein knabenkredenczer.
Engel, Rats-Chron. Würzb.
106, 7
(nobd.
, Hs. M. 17. Jh.
): zwey geschwistert, die waren bey einander gelegen undt het der knab der schwester ein kindt gemacht.
Bihlmeyer, Seuse
121, 22
(alem.
, 14. Jh.
): ir muͤssent aber gross kost und unlidkeit dur mit haben, e daz daz knebli werd erzogen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
116, 32
(els.
, 1362
): enpfing die frowe vnd gebar ein knebelein.
Lemmer, Brant. Narrensch.
110b, 102
(Basel
1494
): Die frowen went sich vngern decken | Reytzen do mitt die mañ vnd knaben.
Köbler, Stattr. Fryburg
112, 17
(Basel
1520
): Wir woͤllen ouch alle dieweil die kind / es syent knaben oder toͤchtern / vnder irs vatters gewalt / vnd nit in eigner hußhaltung [...] sind.
Rennefahrt, Stadtr. Bern
165, 9
(halem.
, 1353
): Was och denne man oder knaben ze dien ziten ob sechtzehen iaren alt ist, die suͥllent denne swerren.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
986
(schwäb.
, 1453
): Die küngin sprach: ,er ist ain knab
[›Kindskopf‹],
| Wie wol er ist der jaͮr ze alt. Koller, Ref. Siegmunds
58, 5
(Hs. um 1474
): do stelt er [Cristus] ein jungen knaben mitten under sye und sprach: Nisi efficiamini sicut parvulus iste.
Chron. Augsb.
5, 128, 13
(schwäb.
, 1523
/7
): da hat ain stuͦtten ain kind bracht, das ist gewesen ain kneblin, und hat gehabt 2 fies, 2 arm und ainen roskopf.
Sudhoff, Paracelsus
9, 201, 1
(1531
/5
): merkent die underscheid zwischen kneblein und megdlein gleich zu verston als die biren und sein kernen [...] wie die zwo art von einander sein.
Memminger Chron. Beschr.,
17, 31
(Ulm
1660
): Dieser Zeit haͤlt die eine KnabenSchul Herr Hans Peter Stolzenbaur.
Dreckmann, H. Mair. Troja
36, 5
(oschwäb.
, 1393
): do er sach, daz ez dem küng Priamus nit wol gieng in dem krieg, do hiez er den knaben von des gutz wegen tötten.
Klein, Oswald
82, 47
(oobd.
, um 1418
?): das mich erfreut mein hort, mein kind, | mein lieb, mein knäblein kraus gestreut.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
39, 16
(oobd.
, 1349
/50
): Wilt auch dû wizzen, von welhen sachen ain fraw swanger werde ains knäbleins und welhez diu zaichen sein, ob diu fraw ain knäblein trag.
Uhlirz, Qu. Wien
2, 2, 3194, 9
(moobd.
, 1446
): 7 sh. dn. [...] die Hannsen dem Köpplein von Meran [...] zugebürnt, den er als vor dreissig jarn mer oder minner knabenweis durch lernung willen der Welhischen sprach gen Pern geschikcht hat.
Winter, Nöst. Weist.
2, 921, 32
(moobd.
, 1524
/54
, Hs. 1633
): ob ainer hie geseßner ain kindl, eß wär ain knäbel oder diernl, von jugent aufzug.
Bischoff, Steir. Landr.
79
(m/soobd.
, Hs. v. 1425
): Recht also ist umb ainen chnaben, dieweil er sein selbs vngewaltig ist.
Oorschot, Spee/Seifert. Proc.
464, 7
; Knape, Messerschmidt. Bris.
1, 37
; Opitz. Poeterey
9, 3
; Skála, Egerer Urgichtenb.
103, 1
; Köbler, Ref. Nürnberg
255, 10
; Harsdoerffer. Trichter
3, 294, 17
; Wickram
4, 18, 8
; Lauater. Gespaͤnste
44r, 11
; Welti, Stadtr. Bern
168, 23
; Päpke, Marienl. Wernher
13081
; Morrall, Mandev. Reiseb.
115, 19
; Barack, Zim. Chron.
4, 128, 39
; Eschenloher. Medicus
58, 7
; Goldammer, Paracelsus
2, 254, 3
; Eis u. a., G. v. Lebenstein
71, 15
; Uhlirz, Qu. Wien
2, 2, 2044, 19
; Mollay, H. Kottanerin
32, 2
; Voc. Teut.-Lat.
q viijv
; Schöpper
5a
; Stieler
1, 989/90
; Schwäb. Wb.
4, 514/5
; Schweiz. Id.
3, 709
; 5, 770
; 6, 830
; 8, 475
; 9, 112
; 774
; 10, 1132
; 1182
; Rwb
7, 1130
; 1132
; Lehmann, Rezeptb.
205
.‒
Vgl. ferner s. v. abcknabe
, abdräuen
1, abnemen
(V.) 14, annemlich
2, arbeitselig
1, aufschreiben
2, auge
8, ausrichtig
2, ausrotten
3, 4
bas
(Adv.) 1, inbrünstig
3.2.
›jugendliche männliche Person, die zu jm. in einem Abhängigkeitsverhältnis unterschiedlicher Art steht: Knecht, Diener‹; im einzelnen: ›Knappe‹ (am Hofe); ›Geselle, Lehrling‹ (im Handwerk, Bergbau); ›Matrose‹.Bedeutungsverwandte:
herrendiener
knappe
knecht
lakei
ritterbube
Syntagmen:
einen k. etw. leren, einen k. abschicken / verdingen; von einem k. etw. nemen; armer / edler / geistlicher / stolzer k.
Wortbildungen:
knabenarmbrust
Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
617
(preuß.
, um 1330
/40
): [Abraham] ûznam | sîner knabin gesundirt | wol achzên und drîhundirt, | mit den er an dî heiden reit.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
70, 20
(omd.
, 1544
): wan ein knabe alt und starck ist gewest, so hat man yhme lohn dornoch gegeben.
Ermisch, Sächs. Bergr.
179, 7
(osächs.
, 1509
): soll ein ieglicher schichtmeister [...] auch eygentlich antzeigen [...] was uffs gedinge ader arbeytter gegangen, und dieselben arbeitter, knecht und knaben namhafftig machen.
Chron. Nürnb.
4, 281, 3
(nobd.
, 15. Jh.
): sint tot pelieben [...] zwen reisig knecht, item pei 8 knaben.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
105, 11
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): so man der feindt gewar wurdt, so kan ein jglicher von seynem knabenn sein hauptharnisch vnd spis [...] nemen vnd den knaben dornoch von jme aus dem zeug heyssen rucken.
Koppitz, Trojanerkr.
2790
(Hs. ˹noschweiz.
, 15. Jh.
˺): iltte der edel ritter gütt | Und mit im der knabe wol gemütt.
Kocher, Rechn. Schönenwerd
329, 75
(halem.
, 1387
/8
): Iten knaben dederunt X F per Iacobum Schútzen.
Sappler, H. Kaufringer
14, 133
(schwäb.
, Hs. 1464
): der guot ritter und sein knab | die satzten sich ainhalb ab, | das ir niemant ward gewar.
Bauer, Geiler. Pred.
102, 20
(Augsb.
1508
): Ain mechtiger herr der ainen armen knaben an seinem hof hat / wellicher knab alwegen in dem stall der pferd wartete.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
10, 8
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): Da er [graff Vlrich] nur mit einem knaben zw inn gienng [...] da hueben die Vnngern an.
Strehlke, a. a. O.
16281
; Löscher, a. a. O.
69, 41
; Koppitz, a. a. O.
5762
; Kocher, a. a. O.
285, 28
; Kläui, Schweiz. Urbare
3, 306, 38
; Schwäb. Wb.
4, 514
; Vorarlb. Wb.
2, 97
; Schweiz. Id.
3, 709
; 8, 1740
; Rwb
7, 1131
.‒
Vgl. ferner s. v. absagung
1.3.
›Mann, Bursche, Kerl unterschiedlichen Alters‹; oft ironisch oder abwertend.Bedeutungsverwandte:
knecht
sarjant
Syntagmen:
alter / arger / armer / böser / frischer / frommer / guter / junger / lieber / lustiger / nasser / rechter / schwätziger / stolzer / truckener / unsinniger k.
Belegblock:
Lohmeyer, K. v. Nostitz
153, 13
(preuß.
, 1578
): wie er ins landt kom [...] war er auch ein armer gnabbe.
Chron. Köln
2, 297, 9
(Köln
1499
): so spricht men: du bis Nero, als woulde men sagen: du bis ein bois knave.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
709
(mrhein.
, um 1335
): Nuͦ horent mich, ir stolzen knaben, | den [ich] kussen, den sullent ir haben.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
69, 41
(Frankf./M.
1550
): Jch hab auch offt eim Ackermann | Ein gaul erwuͤrgt ich arger Knab.
Karnein, Salm. u. Morolf
654, 6
(srhfrk.
, Hs. um 1470
): ein geleit solt ich von dir haben, | obe mir uht wider fure, | das mich nit beraubten die knaben.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
556, 1554
(Magdeb.
1608
): WJr muͤssen dennoch auch zeit haben / Zu mustern vnd ruͤsten die Knaben.
Anderson u. a., Flugschrr.
13, 10, 15
(Leipzig
1522
): Vnd trutze sey dir Luder gebothen / sampt alle͂ deynen knabenn / vorlege vns dise schrifft.
Spanier, Murner. Narrenb.
60, 48
(Straßb.
1512
): Darumb ist er ein nasser knab | Vnd suͦcht syn spyß mit oͤdem fundt.
Spanier, Murner. Schelmenz.
35, 1
(Straßb.
1512
/3
): Wir lychnam frummen / trucknen knaben | gantz ein kurtzen athem haben, | Den er vns schier wil gar zerrinnen.
Dierauer, Chron. Zürich
190, 11
(halem.
, 15. Jh.
): kament der von Switz botten und sprachent, ir knabli werin aber geloͮffen gen Tuͦm, und wolten si die Walhen úbervallen.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
3089
(schwäb.
, 1453
): Die hielten bald, was sie gebüt: | Scharganten und mang böser knab.
Goedeke, P. Gengenb.
150, 1242
; Froning, Alsf. Passionssp.
5258
; Helm, Maccabäer
275
; Peil, a. a. O.
572, 2096
; Lemmer, Brant. Narrensch.
103, 3
; Stieler
1, 989/90
.‒
Vgl. ferner s. v. antasten
1, aufreiben
3, ausessen
1, ausrufen
2, ausverrumpeln
.