kleie,
2
kleib, die
;–/-n
;›klein gemahlene Bälge des Getreides, Kleie‹; ütr.: ›wertloses Zeug, Geringfügigkeit‹.
Phraseme:
bettelei und kleien
›wertloses Zeug‹; etw. aussieben wie den weissen von den kleien
; wer sich in kleien mischt, den fressen die säue
.Bedeutungsverwandte:
getreide
grüsch
1
kaf
korn
1
mel
spreu
weisse
Syntagmen:
die k. ausscheiden / behalten / fressen / malen; etw.
(z. B. schweine
) mit k. füllen / mästen, etw. mit / unter k. mengen / mischen, mit k. waschen; galvei / last / malter / mässel / metze / mutte / sak / scheffel / schüssel k.; roggene / sandige / unreine / weissene k.
Wortbildungen:
kleiechtig
kleienbrei
kleienbrot
kleienbrötler
feiler
kleienfresser
kleienfurz
kleienkuchen
kleienmel
kleienpolle
kleiig
kleiknabe
Belegblock:
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
15, 14
(preuß.
, 1419
): 14 leste meel, 5 leste kleyen, 16 leste korn.
Ders., Gr. Ämterb.
763, 29
(preuß.
, 1404
): 16 scheffel cleyen.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
3253
(nrddt.
, 14. Jh.
): Sam ob Got ein mel butilte | Von irlesenen kernen | [...] | Also schiet Got uz die clien | des vleisches an Marien.
Buch Weinsb.
5, 23, 18
(rib.
, um 1350
): Wizzet ouch, daz kein becke kein clîgen brôt sol veile haben under den benken.
Follan, Ortolf. Arzneib.
43, 27
(rib.
, 1398
): so sal de harne dicke syn vnde vil wiczes dinges vndene an deme bodeme alz de cleyue leghen.
Kurz, Waldis. Esopus
2, 54, 72
(Frankf.
1557
): Ein armer Muͤller mein Vatter war, | Mit stand vnd kley bestaubet gar.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
137, 2905
(Magdeb.
1608
): Wer sich stets menget vnter die Kleyen | Wird auch gefressen von den Sewen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
72, 35
(osächs.
, 1570
/7
): Darnach machet man spulicht von molken und kleyen; hat man aber tröber, so darf man der kleyen nicht und geußt es unter die söden.
Ebd.
81, 35
: gieb ihnen [den kälbern] unter die siede ein wenig [...] von kleyenmehl, do man ihnen gütlich thun will.
Ebd.
152, 42
: Wann auch die kleien ein mal aus der muhlen gebracht, sollen dieselben nicht wiederumb in die muhlen zu bringen [...] durchgelassen werden.
Strauss, A. v. Villanova dt.
156v, 37
(obd.
, Hs. 1421
): daz brot, daz eyn wenig kleyen hat, daz mach tzu stule gen.
Chron. Nürnb.
2, 305, 10
(nobd.
, 1449
/50
): auch ist zu mercken, daz dieselben becken slugen albeg aus einem sumer 5 oder 6 metzen kleien.
Sachs
20, 115, 21
(Nürnb.
1560
): Hat ein grossen auffgschwollen bauch, | [...] | Mit krumen schenckeln, dick und kurtz, | Er ist ein rechter kleyenfurtz.
Adrian, Saelden Hort
4177
(alem.
, Hss. E. 14.
/15. Jh.
): ja ward er blaich, val, dan ruh | von hunger och, daz im der buch | sat wurd von den klien.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
878
(halem.
, Hs. um 1435
): Do ward er hungers wol gewert, | Das er der klÿen do begert | Die man ze spÿse den schwinen gab.
Löffler, Columella/Österreicher
1, 86, 2
(schwäb.
, 1491
): Die bon die geseet wiert im hornung [...] macht och licht sprúwer und nit vil kligen.
Sudhoff, Paracelsus
14, 241, 33
(1529
/32
): ist es nicht, das du das mêl von den kleien beutelst? [...] laß die kleien ligen, such das perlein.
Voc. rerum
72r
(Augsb.
v. 1474
): Furfur kley gruͤst.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
403, 14
(oobd.
, 1349
/50
): wer sich wescht mit den cleien, dem nement si die unsauberkait vast abe.
Deinhardt, Ross Artzney
188
(oobd.
, 1598
): Nimb alß dan khleiben vnd salz [...] vnd reib im den huef damit.
Haage, Hesel. Arzneib.
11v, 8
(Hs. ˹noobd.
/md.
, E. 15. Jh.
˺): Ist der haren gevar als die kleyen der inen faren oder als dy gleymen, so ist der mensch sere zebrosten.
Winter, Nöst. Weist.
1, 78, 9
(moobd.
, 1617
): soll der müllner ain gehauften halben mezen grieß und ain halben mezen meel geben sambt alerlei kleiben.
Zingerle, Inventare
122a, 2
(tir.
, 1478
): xiii galden mel. xlvi galeden kleiben.
Follan, a. a. O.
83, 9
; Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
3, 190
; Herborn u. a., Rechn. Jülich
47, 5
; Bergmann, Ambr. Liederb.
173, 39
; Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
40, 6
; Ermisch u. a., a. a. O.
93, 4
; 153, 1
; 198, 32
; Gille u. a., M. Beheim
188, 73
; Eis, Albrants Roßarzneib.
125, 36
; Keil, Peter v. Ulm
213
; Fastnachtsp.
527, 6
; Barack, Teufels Netz
9297
; Koller, Ref. Siegmunds
108, 13
; Müller, Nördl. Stadtr.
588, 26
; Weitz, Albich v. Prag
134, 19
; Deinhardt, a. a. O.
152
; 215
; Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
27, 32
; Mell u. a., Steir. Taid.
26, 26
; Mollay, Ofner Stadtr.
443, 12
; Brack
d 2v
; Dasypodius
339r
; 358v
; Mylius
C 5v
; E 3v
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
277
; Stieler
1, 975
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
198
; Martin/Lienhart
1, 488
; Pfälz. Wb.
4, 295
; Shess. Wb.
3, 1402
; Schwäb. Wb.
4, 472/3
; 6, 2318
; Schweiz. Id.
5, 992/3
; Öst. Wb.
3, 575
; Bücher, Berufe Frankf.
1914, 70
.‒
Vgl. ferner s. v. aussieben
, bettelei
.