kleie,
2
kleib,
die
;
–/-n
;
große Formenvielfalt.
›klein gemahlene Bälge des Getreides, Kleie‹; ütr.: ›wertloses Zeug, Geringfügigkeit‹.
Phraseme:
bettelei und kleien
›wertloses Zeug‹;
etw. aussieben wie den weizen von den kleien
;
wer sich in kleien mischt, den fressen die säue
.
Bedeutungsverwandte:
getreide
 5,
grüsch
,
1
kaf
,
korn
 1,
1
mel
 1,
spreu
,
weizen
.
Syntagmen:
die k. ausscheiden / behalten / fressen / malen; etw.
(z. B.
schweine
)
mit k. füllen / mästen, etw. mit / unter k. mengen / mischen, mit k. waschen; galvei / last / malter / mässel / metze / mutte / sak / scheffel / schüssel k.; roggene / sandige / unreine / weizene k.
Wortbildungen:
kleiechtig
(a. 1536),
kleienbrei
,
kleienbrot
,
kleienbrötler
›Kleinbäcker‹ (dazu bdv.:
feiler
 ; seit 1561),
kleienfresser
(a. 1642),
kleienfurz
(abwertend:) ›untersetzer Mensch‹,
kleienkuchen
(a. 1637),
kleienmel
,
kleienpolle
(a. 1623),
kleiig
(17. Jh.),
kleiknabe
›Gehilfe in einer Mühle‹ (a. 1352).

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
15, 14
(
preuß.
,
1419
):
14 leste meel, 5 leste kleyen, 16 leste korn.
Ders., Gr. Ämterb.
763, 29
(
preuß.
,
1404
):
16 scheffel cleyen.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
3253
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Sam ob Got ein mel butilte | Von irlesenen kernen | [...] | Also schiet Got uz die clien | des vleisches an Marien.
Buch Weinsb.
5, 23, 18
(
rib.
,
um 1350
):
Wizzet ouch, daz kein becke kein clîgen brôt sol veile haben under den benken.
Follan, Ortolf. Arzneib.
43, 27
(
rib.
,
1398
):
so sal de harne dicke syn vnde vil wiczes dinges vndene an deme bodeme alz de cleyue leghen.
Kurz, Waldis. Esopus
2, 54, 72
(
Frankf.
1557
):
Ein armer Muͤller mein Vatter war, | Mit stand vnd kley bestaubet gar.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
137, 2905
(
Magdeb.
1608
):
Wer sich stets menget vnter die Kleyen | Wird auch gefressen von den Sewen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
72, 35
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Darnach machet man spulicht von molken und kleyen; hat man aber tröber, so darf man der kleyen nicht und geußt es unter die söden.
Ebd.
81, 35
:
gieb ihnen [den kälbern] unter die siede ein wenig [...] von kleyenmehl, do man ihnen gütlich thun will.
Ebd.
152, 42
:
Wann auch die kleien ein mal aus der muhlen gebracht, sollen dieselben nicht wiederumb in die muhlen zu bringen [...] durchgelassen werden.
Strauss, A. v. Villanova dt.
156v, 37
(
obd.
, Hs.
1421
):
daz brot, daz eyn wenig kleyen hat, daz mach tzu stule gen.
Chron. Nürnb.
2, 305, 10
(
nobd.
,
1449
/
50
):
auch ist zu mercken, daz dieselben becken slugen albeg aus einem sumer 5 oder 6 metzen kleien.
Sachs
20, 115, 21
(
Nürnb.
1560
):
Hat ein grossen auffgschwollen bauch, | [...] | Mit krumen schenckeln, dick und kurtz, | Er ist ein rechter kleyenfurtz.
Adrian, Saelden Hort
4177
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
ja ward er blaich, val, dan ruh | von hunger och, daz im der buch | sat wurd von den klien.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
878
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Do ward er hungers wol gewert, | Das er der klÿen do begert | Die man ze spÿse den schwinen gab.
Löffler, Columella/Österreicher
1, 86, 2
(
schwäb.
,
1491
):
Die bon die geseet wiert im hornung [...] macht och licht sprúwer und nit vil kligen.
Sudhoff, Paracelsus
14, 241, 33
(
1529
/
32
):
ist es nicht, das du das mêl von den kleien beutelst? [...] laß die kleien ligen, such das perlein.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
403, 14
(
oobd.
,
1349
/
50
):
wer sich wescht mit den cleien, dem nement si die unsauberkait vast abe.
Deinhardt, Ross Artzney
188
(
oobd.
,
1598
):
Nimb alß dan khleiben vnd salz [...] vnd reib im den huef damit.
Haage, Hesel. Arzneib.
11v, 8
(Hs. ˹
noobd.
/
md.
,
E. 15. Jh.
˺):
Ist der haren gevar als die kleyen der inen faren oder als dy gleymen, so ist der mensch sere zebrosten.
Winter, Nöst. Weist.
1, 78, 9
(
moobd.
,
1617
):
soll der müllner ain gehauften halben mezen grieß und ain halben mezen meel geben sambt alerlei kleiben.
Zingerle, Inventare
122a, 2
(
tir.
,
1478
):
xiii galden mel. xlvi galeden kleiben.
Follan, a. a. O.
83, 9
;
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
3, 190
;
Herborn u. a., Rechn. Jülich
47, 5
;
Bergmann, Ambr. Liederb.
173, 39
;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
40, 6
;
Ermisch u. a., a. a. O.
93, 4
;
153, 1
;
198, 32
;
Gille u. a., M. Beheim
188, 73
;
Eis, Albrants Roßarzneib.
125, 36
;
Keil, Peter v. Ulm
213
;
Fastnachtsp.
527, 6
;
Barack, Teufels Netz
9297
;
Koller, Ref. Siegmunds
108, 13
;
Müller, Nördl. Stadtr.
588, 26
;
Weitz, Albich v. Prag
134, 19
;
Deinhardt, a. a. O.
152
;
215
;
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
27, 32
;
Mell u. a., Steir. Taid.
26, 26
;
Mollay, Ofner Stadtr.
443, 12
;
Dasypodius
339r
;
358v
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
277
;
Stieler
1, 975
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
198
;
Martin/Lienhart
1, 488
;
Pfälz. Wb.
4, 295
;
Shess. Wb.
3, 1402
;
Schwäb. Wb.
4, 472
/3;
6, 2318
;
Schweiz. Id.
5, 992
/3;
Öst. Wb.
3, 575
;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 70
.
Vgl. ferner s. v.
aussieben
,
bettelei
.