keibe,
der
;
-n/-n
;
zu
mhd.
keibe
›Leichnam‹
(
Lexer
1, 1535
).
1.
›Leichnam, Kadaver‹; auch: ›Aas‹.
Gehäuft literarische und berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
cadaver
; vgl.
1
as
 5,
schelm
(
der
) 2.
Syntagmen:
einen / den k. schinden / schmecken / strecken / (ver)graben, die keiben umstehen; sich der k. ernären; stücke aus einem k. reissen; wie ein k. stinken; fauler / schnöder / stinkender / toter k.; geschmack von keiben
.
Wortbildungen
keibeln
›zum Aas werden, verwesen‹ (a. 1520; dazu bdv.:
stinken
 1),
keibenbein
,
keibenbet
›Grab‹ (a. 1520),
keibenfleisch
,
keibenfresser
›Aasfresser‹ (von Personen gesagt; a. 1530),
keibengeier
›Aasgeier‹ (a. 1557),
keibenschinder
1 ›Henkersknecht, Büttel; Totengräber‹ (dazu bdv.:
henker
,
totengräber
; vgl.
büttel
); 2 ›Leichenfledderer‹ (a. 1530).

Belegblock:

Fastnachtsp.
865, 36
(
nobd.
,
1529
):
Du bist [...] | Des henkers knecht lang zyt gesyn | Und hast im all die keiben gschunden.
Spanier, Murner. Narrenb.
41, 14
(
Straßb.
1512
):
Das er im macht ein kostrych statt, | Do er syn keüben graben latt.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 61, 31
(
Straßb.
1522
):
Sie sein gleich den Thieren, die die Keiben umbston.
Kurz, Murner. Luth. Narr
442
(
Straßb.
1522
):
Das man den leib Christi [...] Hinder dem zaun solt lassen ligen, | Als ein andern doten keiben.
Goedeke, Fischart
1994
(
Straßb.
1594
):
Treg blut in ainen frischen leib, | Und zu gsunden ain fauler keib.
Menge, Laufenb. Reg.
5011
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Das ouch gesmake von keyben toten | Möge gebringen sterbens nöten | Wo die lange ligent vnbegraben.
Bächtold, N. Manuel. Elsli
269, 326
(
Basel
1530
):
dass man dir den weg fürlief | Und nam dir d’keibenbein und brief | Und demnach bist worden userwelt.
Kottinger, Ruffs Adam
916
(
Zürich
1550
):
din schnöde art bruchst so vermässen | dass d‘ keibenfleisch allwäg muost ässen.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 308, 17
(
halem.
,
1508
/
16
):
ritend si um mit dem keibenschinder und liessend der hunden vil zuͦ tod schlachen.
Schade, Sat. u. Pasqu.
3, 12, 23
;
Kurz, a. a. O.
4415
;
4447
;
Bächtold, a. a. O. Abl.
121, 269
;
Bächtold, H. Salat
14, 6
;
Rwb
7, 707
 f.;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
191
;
Bad. Wb.
3, 48
;
Schweiz. Id.
2, 406
;
8, 902
;
914
/5.
2.
abwertend vom Menschen: ›schlechter, ehrloser Mensch, Verbrecher‹; von einer Handlung: ›Verbrechen‹.
Gehäuft literarische und berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
bösewicht
,
bube
 3,
dieb
 1,
gauch
 2,
klapperman
,
mörder
 1,
nar
(
der
) 4,
ochse
 5,
schelm
(
der
) 3; 4.
Syntagmen:
jn. k. schelten; k.
(Subj.)
gaukelwerk treiben; wie ein k. handeln; alter / böser / falscher / feister / geschwinder / glatter / listiger / lutherischer / reicher k.
Wortbildungen:
keibenbuch
›Schelmenbuch, in das für ehrlos Erklärte eingetragen werden‹ (a. 1553), ˹
keibenhandel
(a. 1554),
keibenwerk
˺ ›Freveltat‹,
keibenschinder
3 (a. 1395; verstärkend),
keibin
(dazu bdv.:
schelmin
).

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu.
1, 30, 123
(wohl ˹
schweiz.
1525
˺):
Es seint aber iez etlich keiben | Die nichts dann gaukelwerk thuͦnt treiben.
Kottinger, Ruffs Adam
5026
(
Zürich
1550
):
das dich sant Kürin und der ritt | als rychen keiben luren schütt!
Qu. Schweiz. Gesch.
1, 179, 7
(
halem.
,
1470
):
Was anders zuͦ gedenken, dann das der gschwind listig keib sin herberg gwüßt hab.
Bachmann, Morgant
228, 20
(
halem.
,
1530
):
Der zuckt sin swert uß und schluog uff Creontta [...] aber die keybin lachet nun darab.
Bächtold, H. Salat
236, 7
(
halem.
,
1532
):
wenn man von den stetten hat wellen reden, daß si gmeinlich lutherisch keiben und buͦben gescholten sind.
Barack, Zim. Chron.
3, 306, 15
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
wer lust zum fechten, der meg mehr leut holen, damit man den keiben stark genug sein könde.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
1, 323, 17
;
Rieder, St. Georg. Pred.
52, 11
;
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Man.
16, 171
;
Kottinger, a. a. O.
2326
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
422, 4
;
Voc. Teut.-Lat.
q ijv
;
Maaler
211r
;
243r
;
Rwb
7, 707
 f.;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
191
;
Schweiz. Id.
2, 1398
;
3, 100/2
;
4, 988
;
8, 915
;
Schwäb. Wb.
4, 147
.
3.
eine Viehseuche.
Bedeutungsverwandte:
blater
 2,
pestilenz
 1,
sterben
(
das
) 2,
sterbend
 2,
sucht
(
die
) 2.
Syntagmen:
den k. bekommen; das vieh in einem k. verlieren, von des k. wegen abgehen; grosser k.
Wortbildungen:
keibachtig
(a. 1521),
keibet
(dazu bdv.:
sterbend
 2).

Belegblock:

UB Zug
758, 196
(
halem.
,
1431
):
Wem ŏch in dem ampt vech von des keiben wegen abgat.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
377, 19
(
halem.
,
1482
):
Si soͤllent ouch daͧbi an dheinem ort, do der keibot oder sterbot under dem vich [...] ist [...] fleisch kouffen.
Rennefahrt, a. a. O.
384, 23
;
Voc. Teut.-Lat.
q ijv
;
Rwb
7, 707
 f.;
Schweiz. Id.
3, 104/5
.