kapelle,
kapel,
die
;–/-n
;aus
mlat.
capella
(DuCange 2, 116
/7); in 3. Vermischung mit ital.
coppella
›Probiertiegel‹
(Schwäb. Wb. 4, 209
).1.
›kleines Gotteshaus; Teil einer Kirche‹; als Synekdoche vereinzelt: ›Grab (z. B. Mohammeds)‹; ›Grabplatz‹; ›tragbarer Altar (für Kriegsfahrten)‹.Phraseme:
jm. die kapelle besingen
(obszön).Bedeutungsverwandte:
altar
bethaus
chor
kirche
klause
tempel
Syntagmen:
eine k. anrichten / bauen / belesen / lösen / machen / setzen / stiften / weihen, an bau halten, jm. eine k. geben / (ver)leihen; einer k. pflegen / warten, einer k. mit etw. versehen; etw. an eine k. geben, in die k. gehen / kommen / laufen, jn. in die k. füren, etw. in die k. geben / tragen, in der k. messe halten / lesen / predigen, in einer k. begraben liegen, etw. in einer k. begehen, in einer k. gepfründet sein; k. des bischofs / meisters / unserer lieben frauen; anstossende / gemauerte / griechische / hölzerne / kleine / neue k.; pfleger einer k.
Wortbildungen
kapellenbrief
stiftbrief
kapellenbote
kapellendiener
kapellenvogt
kapellengarten
kapellengut
kapellenhaus
kapellenherre
kapellenjunge
kapellenkirche
kapellenlehen
kapellenpflege
kapellenpfleger
kapellenprediger
kapellenstein
kapellenturn
kapeller
kapelmesse
kapeltreten
Belegblock:
Joachim, Marienb. Tresslerb.
15, 26
(preuß.
, 1395
): 1 schilling vor eyne veniebank [...] in des meisters capellen und vor eynen reysealter.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
61, 19
(preuß.
, 1437
/8
): resegerete ingeczalt mit allem gerethe, item 1 capelle.
Girgensohn, Berl. Kämmereirechn.
79, 15
(preuß.
, 1504
/08
): 150 fl. den capellenhernn zu Pritzerve.
Chron. Köln
1, 1865
(rib.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): ind leissen sich vp die capelle, | van der capellen zo der linden neder.
Mone, Adt. Schausp.
2, 467
(Hs. ˹omd.
, 1391
˺): ich czy mit uch kegen Francken | mit uwer frawen kapeltreten.
Küther, UB Frauensee
358, 5
(thür.
, 1525
): Wan auch ein probst gesinnet wurde, die capelle widder anczurichten und bawen.
Luther, WA
33, 454, 36
(1531
): wo Gott eine kirche bauet, do setzet der Teuffel eine Capell darneben.
Schade, Sat. u. Pasqu.
3, 184, 30
(Arnau
1525
): Der bischof muͦß seiner metzen die capell bsingen und ir den psalter lesen.
Chron. Nürnb.
5, 692, 2
(nobd.
, E. 15.
/A. 16. Jh.
): da haben etlich person [...] in dem keppelein von newem gestift alle wochen zwu meß zu halten.
Reichert, Gesamtausl. Messe
1, 20
(Nürnb.
um 1480
): Kirchen oder cappelnn mag nyemant weyhen oder wider weihen dann ein bischof.
Anderson u. a., Flugschrr.
14, 10, 27
(Straßb.
1524
): Was aber Euãgelisch vnd Christlich / in allen tempeln / capellen / vnd marcktheüsern [...] leeren vñ hoͤrn.
Lemmer, Brant. Narrensch.
11, 17
(Basel
1494
): Man darff kein zugniß furter me | Noch suͦchen die kappel vnd klusen.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
1849
(schwäb.
, 1453
): Da ettwan swebt mit flaysch und bluͦt | Machmet in ainer cappel hoch.
Müller, Nördl. Stadtr.
543, 14
(schwäb.
, 1497
): hat ain ersamer rate angesehen [...] nach der kappelmeß [...] das flaisch zu schawen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
221, 35
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): pey der pahr ist gestannden ein cappellen auf vier sewlen durchsichtig.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
50, 2
(moobd.
, 1478
/81
): Morgens ward die gegent errewt und ain hültzene capell gemacht.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
97, 20
; Küther, a. a. O.
317, 16
; Bindewald, Texte schles. Kanzl.
131, 9
; v. Groote, Muskatblut
23, 24
; Gille u. a., M. Beheim
104, 912
; Sachs
17, 114, 11
; Bihlmeyer, Seuse
44, 5
; Rieder, Gottesfr.
109, 35
; Roder, Hugs Vill. Chron.
82, 7
; Rapp, UB Stuttg.
86, 30
; Barack, Zim. Chron.
1, 53, 40
; Memminger Chron.
6, 23
; Müller, Stadtr. Ravensb.
225, 1
; Grossmann, a. a. O.
85, 10
; Mollay, H. Kottanerin
22, 6
; Maaler
84r
; Diefenbach
411
c; Rwb
7, 307
; Pfälz. Wb.
4, 52
; Schwäb. Wb.
4, 210
; 6, 2264
; Schweiz. Id.
1, 706
; 3, 382
; 5, 460
; 11, 834
; Dietz, Wb. Luther
370
; Schröcker, Kirchenpflegschaft.
1934, 179
.‒
Vgl. ferner s. v. 1
abseite
1, altarist
, altherre
, anfechten
11, anheim
3, anklocken
, aufnemen
12, aufrichten
4, aufsagung
1, 2
arche
, 1
aule
2, ausschreien
2, austragen
3, pater
1, patron
3, baumeister
2, beifal
1.2.
›Gesamtheit der Mitglieder (Musiker, Sänger) einer Hofkapelle; Hofkapelle als Einrichtung‹; Metonymie zu 1.Syntagmen:
eine k. anstellen / halten / regieren, mit tauglichen personen bestellen; mit der k. singen; verwaltung einer k.; instruktion / ordnung auf die k., inspektion über die k.
Wortbildungen:
kapelbestallung
kapelbuch
kapeldiener
kirchendiener
singer
kapeldienst
kapelknabe
chorknabe
Belegblock:
Schein, NA
7, 11b
, 2 (Leipzig
1621
; Straßb.
1632
): auff mein vnterthaͤnigstes supplicien [...] in der Capellen [...] privilegium [...] erlanget.
Ebd. NA
9
XIa, 17 (Leipzig
1617
): die Zeit vber / als in deroselben Capel-bestallung Ich vnwirdigst gewesen.
Rwb
7, 304
/5; 307
/8; 310
; Schwäb. Wb.
4, 207
; 210
; 6, 2264
.3.
›Schmelztiegel zur Prüfung von Edelmetallen‹.Bedeutungsverwandte:
napf
pfanne
schüssel
Syntagmen:
die k. abtun / verbieten; auf der k. liegen bleiben, etw. auf der k. abtreiben / aufsetzen / brennen / finden / gewären / halten / probieren / versuchen, etw. aus einer k. treiben, etw. von der k. nemen; k. des goldschmieds
.Wortbildungen:
kapellenfutter
Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 137, 11
(preuß.
, 1440
): das men sulch silber weder von en neme von der capelle.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
192, 4540
(Magdeb.
1608
): Man mus abr auch Silber dastellen | Recht fein gebrent auff der Capellen.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
184, 13
(omd.
, 1554
/1633
): Kapellen größer dan zweylotigk seint in den hütten und sonst abgethan und verboten.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 173, 17
(schles.
, 1617
): 7 cappelnfutter mit 3 messinggewichten.
Rennefahrt, Gebiet Bern
230, 33
(halem.
, 1421
): Das er sol machen pheninge [...] die fin halten 7 1/2 lod uf der kapellen.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
491, 26
(halem.
, 1427
/9
): soͤllent ouch unser herren die múntz [...] verleggen, usgenommen die capellen, dar uff man die múntz versuͦchet.
Sudhoff, Paracelsus
11, 364, 7
(1537
/41
): so diser metalkönig nach dem treibscherben auf einer capellen abgetriben wird [...] bleibt alein silber oder golt auf der capeln ligen.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 306, 11
; Welti, Stadtr. Bern
442, 13
; Schnyder, a. a. O.
310, 22
; 410, 39
; Sudhoff, a. a. O.
14, 417, 19
; Henisch
584
; Rwb
7, 306
/7; Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 274
.