irdisch,
irdensch,
irdenisch,
irdig,
Adj.;
große Schreibvarianz.
1.
allgemein: ›zur Erde gehörend‹; in der Sprache der Alchimie: ›dem Element Erde zugeordnet‹;
zu
erde
 2.
Phraseme:
irdisches blut / schwarzblut
›die Melancholie‹.
Syntagmen:
irdischer rauch, irdische hantierung / materie / natur / substanz, irdisches fleisch, irdische anfänge / dinge / geschäfte
.

Belegblock:

Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
122, 3
(
Frankf.
1535
):
ist ein irdische substanz / dürr vnd zuhauff gelegt.
Rupprich, Dürer 
3, 296, 530
 (
nobd.
,
1528
):
ist […] allerley geschlecht der menschen an zu zeygen, welche feurig, luͤftig, wessrig oder yrdischer natur sind.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
203r, 5
 (Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Nim warmůt vnd ruten vnd irdesch ebhoͤ, stoss das vnd temeriers.
Sudhoff, Paracelsus
7, 306, 29
 (
1529
):
also werden luxus und venus monig, witterig, irdisch, wesserig, windisch und firmamentisch.
Maaler
237r
(
Zürich
1561
):
Jrrdisch / vom erdtrich haͤr erboren / auf der erden laͤbende.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. 
79, 21
(
oobd.
,
1349
/
50
):
Die winde koment auch von irdischem rauch.
Sudhoff, a. a. O.
14, 120, 8
;
228, 16
;
470, 26
;
Voc. Teut.-Lat.
p vijr
;
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 271/2
.
2.
›auf der Erde lebend‹; ütr.: ›weltlich, vergänglich‹.
Texte religiösen Inhalts; zu
erde
 1.
Bedeutungsverwandte:
gegenwärtig
 1,
menschlich
 1,
weltlich
,
zeitlich
; vgl.
irden
 2.
Gegensätze:
1
englisch
,
ewig
 1; 2,
geistlich
 1,
himlisch
.
Syntagmen:
irdischer abgot / adler / engel / fürst / gewin / got / grus / heiliger / held / könig / laut / leichnam / mensch / ritter / staub / überflus / wein, irdische augenweide / begerung / begierde / diet / ere / freude / gewalt / habe / herschaft / kraft / kreatur / lust / sache / sälde / weisheit / zunge, irdisches bild / fas / fleisch / haus / herz / gewerbe / gut / kleid / krokodil / land / leben / leiden / lon / paradies / reich / wesen, irdische bekümernisse
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred.
2, 598, 4
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sô diu sêle âne irdischiu dinc ist, sô ist si heilic.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
12738
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Als die selige cristenheit | Al irdisch gewerb hin geleit.
Fischer, Brun v. Schoneb. 
1214
(
md.
, Hs.
um 1400
):
daz irdische Jherusalem laz ich bliben, | von dem hemelischen wil ich schriben.
Thiele, Minner. II, 
31, 787
 (Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
daz si nommer sollent | […] | dorch ertsche vreude und iren raet | virgessen wer sy geschaffen haet.
Strauch, Par. anime int.
104, 8
(
thür.
,
14. Jh.
):
der wirdit ein riche mensche und heizit selic fon irdischer wisheit.
Anderson u. a., Flugschrr.
26, 5, 8
(o. O. [
1522
]):
der Bapst […] wirt ein irdischer got geheissen.
Euling, Kl. mhd. Erz. 
666, 2
(
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
Es ist nymantz Gotz wirdig, | er versmech den reichtum hie irdig.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
23
(
Nürnb.
1517
):
die irdisch zung, die vom erdtricht kommet, redet irdische ding.
Bihlmeyer, Seuse
251, 2
(
alem.
,
14. Jh.
):
Es machet uzzer einem irdenschen menschen einen himelschen menschen.
Banz, Christus u. d. minn. Seele 
1852
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
so wil ich das irdesch lon | Und wil das ewig beston.
Goedeke, P. Gengenb. 
155, 91
 (o. O. 
um 1521
):
Der irdisch got ist also starck | das ers vnß kan alles vergeben.
Sudhoff, Paracedlsus
8, 291, 8
(
1530
):
wurden an dem ort die geschöpf gar menschlich und irdisch, die doch vorhin gleich als englisch warent.
Ukena, Zuger Trag.
55
(
halem.
,
1598
):
Schickt Er den Seth am selben tag | Woll inn daß irdisch Paradeys.
Schmidt, Rud. v. Biberach 
103, 27
(
whalem.
,
1345
/
60
):
machet es vnsinlich vnd vnenpfindlich zů aller vsser aller irdenscher begirde.
Maaler
237r
(
Zürich
1561
):
Zeytlichen vnd Jrrdischen dingen obligen.
Morrall, Mandev. Reiseb. 
175, 19
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Umb all irdesch ere gebend sie nit ain här.
Goldammer, Paracelsus
2, 85, 18
(
1530
/
5
):
Gott will nit allein himlische creaturn haben […] sonder auch irdische.
Werbow, M. v. Amberg. Gew. 
615
(
omd.
/
oobd.
,
v. 1382
):
daz er der irdischen habe mit ungeornter ynhicziger liebe gehut hat.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
97, 24
(
tir.
,
1464
):
ein alte swëre frau, die […] verschmëcht het alle irdische gueter vnd die weltleichen freüden.
Quint, Eckharts Pred.
1, 350, 6
;
ders., Eckharts Trakt.
113, 6
;
Helm, a. a. O.
9018
;
15426
;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann 
29, 7
;
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
53, 40
;
Göz. Leichabd.
252, 13
;
Luther, WA
21, 268, 23
;
Gille u. a., M. Beheim 
121b, 88
;
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 388, 2
;
Stamm, Schwarzw. Pred.
5, 260
;
Vetter, Pred. Taulers
149, 21
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
197, 5
;
Chron. Strassb. 
306, 4
;
Rieder, St. Georg. Pred.
158, 24
;
hail. altvaͤter 
94r, 14
;
Goldammer, a. a. O.
2, 88, 24
;
Golius
3
;
Schweiz. Id.
1, 437
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 56
.
Vgl. ferner s. v.
paradies
 3.
3.
›aus Erde, Lehm, Ton gefertigt‹;
zu
erde
 3.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
irden
 1.
Syntagmen:
irdischer hafen, irdisches fas / gefäs
.

Belegblock:

Luther, WA
47, 230, 8
(
1538
/
40
):
etzlich [schusseln] sind silbern, andere […] irdissche gefesse.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel 
5, 199, 18
(
Straßb.
1466
):
die brachten im bettgewand vnd teppich vnd irdnisch vaß.
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 156
.